Hagen. Diese Sammlung ist wohl bundesweit einmalig: Im Bunkermuseum Hagen wird Kriegsspielzeug aus der Zeit des Nationalsozialismus gezeigt.

Das Quartett, das dem Führer gewidmet war. Dazu das Kartenspiel, in dem Kinder lernen, Flugzeuge an ihren Silhouetten zu unterscheiden. Und dann noch Brettspiele wie „Stukas greifen an“ oder „Panzerkampfwagen vor“. Es sind erschreckende und gleichzeitig beeindruckende Exponate, die Michaela Beiderbeck jetzt im Obergeschoss ihres Bunkermuseums an der Bergstraße präsentiert – Kriegsspielzeug aus der Zeit des Nationalsozialismus.

Spielzeug, das nicht auf Veranlassung von oben hergestellt und verkauft wurde, sondern weil die Hersteller wie heute auch einem Zeitgeist folgten. „Mit der Machtübernahme hat sich da einiges gewandelt“, sagt Bunker-Besitzerin Michaela Beiderbeck. „Dabei hat längst nicht alles, was in den Läden verkauft wurde, den Wohlgefallen der NSDAP gefunden.“ Schon 1934 habe es ein Anti-Kitsch-Gesetz, das Gesetz zum Schutze der nationalen Symbole, gegeben. Danach sei es beispielsweise verboten gewesen, Adolf-Hitler-Kugeln an den Weihnachtsbaum zu hängen.

Juden werden in Kinderbüchern diffamiert

Unterschiedliche Führungen

Der Bunker an der Bergstraße galt zu Kriegszeiten als „Luxus-Bunker“, der auf vier Etagen bis zu 3000 Menschen Schutz bot.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war hier zeitweise ein Hotel untergebracht.

Auch ein Jazzclub etablierte sich im Bunker. Eine Fahrschule und ein Friseursalon befanden sich dort ebenfalls.

Michaela Beiderbeck hat den Bunker vor einigen Jahren erworben und hier ein Museum eingerichtet.

Zu verschiedenen Themen bietet sie unterschiedliche Führungen durch den Bunker an. Daneben kann der Bunker auch auf eigene Faust besichtigt werden. Und zwar samstags zwischen 12 und 19 Uhr sowie sonntags zwischen 13 und 17.30 Uhr.

Weitere Infos zu Führungen unter www.bunker-hagen.de

In Kinderbüchern und in Spielen kommt er sehr wohl vor – als Tierfreund, als Kinderfreund, als Führer, der sich um sein Volk kümmert. Gleichzeitig werden Juden diffamiert, andere Nationen herabgewürdigt. „Der Markt wurde förmlich überschwemmt“, sagt Michaela Beiderbeck. „Ich habe eine Liste erstellt, auf der allein mehr als 40 Spiele stehen.“ Hinzu kommen Figuren und Spielzeugsoldaten, ganze Einheiten mit Panzern und Geschützen, Kriegsschiffe, Flugzeuge.

Einige von den 40 Spielen hat sie in den vergangenen Wochen zusammentragen können. „In der Regel funktioniert das über spezielle Versteigerungsplattformen im Internet“, sagt Michaela Beiderbeck, „es ist nicht verboten, solche Spiele zu handeln. Es muss nur klar sein, dass dies nicht zur Verherrlichung des Dritten Reichs geschieht.“

Besonders Schüler sind an Spielzeugen interessiert

Wurde in Kinderzimmern gespielt: Ein Quartett, das Adolf Hitler in den Mittelpunkt stellte.
Wurde in Kinderzimmern gespielt: Ein Quartett, das Adolf Hitler in den Mittelpunkt stellte. © Michael Kleinrensing

So ist eine Sammlung zusammengekommen, wie es sie in dieser Form wohl kaum gibt. „Im Spielzeugmuseum in Nürnberg werden einige Exponate gezeigt, auch im Deutschen Museum in München findet man Spielzeug aus dem Dritten Reich“, sagt Michaela Beiderbeck, die in ihrem Bunker auch ein Dunkellabyrinth anbietet. „Aber ich wüsste nicht, dass es zu diesem Thema eine spezielle Sammlung oder eine Ausstellung mit einer solchen Menge an Exponaten gibt.“

Einzelne Spiele hat Michaela Beiderbeck auch bislang schon im Museum gezeigt. „Wir haben gemerkt, auf welch großes Interesse diese Ausstellungsstücke insbesondere bei Schulklassen, die uns besuchen, gestoßen sind. Da ist uns die Idee gekommen, nach weiteren Spielen zu suchen und sie in einem eigenen Raum zu zeigen.“

Propagandafilme speziell für Kinder produziert

Deutsche Truppen auf dem Vormarsch: So sieht es dieses Würfel-Puzzle vor.
Deutsche Truppen auf dem Vormarsch: So sieht es dieses Würfel-Puzzle vor. © Michael Kleinrensing

Ergänzt werden die außergewöhnlichen Exponate durch Filme, die auf Monitoren an der Wand laufen. „Die UFA hat spezielle Filme für Kinder produziert, die im Grunde der Wochenschau nachempfunden wurden“, sagt Michaela Beiderbeck. Einige Filmrollen hat sie ankaufen können und digitalisieren lassen. Zu sehen sind unter anderem U-Boote und ihre Besatzungen, die nach Einsätzen zurück in den Hafen kommen.

Dass sie mit der neuen Ausstellung, die ab diesem Wochenende im Bunker zu sehen ist, ungebetene Gäste aus dem rechtsradikalen Lager anlockt, glaubt Michaela Beiderbeck nicht. „Bislang zählt dieses Klientel ja auch nicht zu unseren Gästen“, sagt die Betreiberin des privaten Museums, „die Besucher, die das Kriegsmuseum im Untergeschoss besuchen, sind sehr differenziert und verhalten sich sehr respektvoll.“