Hohenlimburg/Holthausen. Für neue Grabungen in und an der Blätterhöhle fehlt das Geld. Dabei gilt die archäologische Fundstelle als eine der wichtigsten Europas.
Ab dieser Woche wird in und vor der Blätterhöhle wieder gegraben. Aber: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe kündigt an, keine weiteren Kampagnen mehr finanzieren zu können. Wenn sich keine neuen Geldquellen und Sponsoren finden, droht damit einer Fundstelle, die von Experten immer wieder als eine der wichtigsten in Europa bezeichnet wird, das Aus.
„Das Geld steht nicht endlos zur Verfügung – wir müssen dem engen Haushalt Rechnung tragen“, erklärt Professor Michael Baales vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe gegenüber unserer Zeitung. Zudem müssten noch viele Forschungsergebnisse vergangener Jahre ausgewertet werden. Ein weiterer Grund für das Ende der Grabungen sei aber auch, dass das Team auf dem begrenzten Raum vor der Blätterhöhle nicht dauerhaft senkrecht in die Tiefe arbeiten könne. Das Loch werde immer kleiner. „Es ist zu eng. Man müsste wieder von ganz oben anfangen“, sagt Baales.
Sponsorensuche läuft offenbar
Ein Aus der Grabungen an jener Stelle, an der aus wissenschaftlicher Sicht immer wieder sensationelle Ergebnisse hervorgebracht wurden, widerspricht Aussagen, die zuletzt getätigt wurden. Immer wieder war die Rede davon, dass man an der Blätterhöhle bis in die Altsteinzeit vordringen könne.
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Erst Mitte Mai war im städtischen Museum für Ur- und Frühgeschichte im Wasserschloss Werdringen ein eigener Raum eröffnet worden, in dem die Fundstücke aus der Blätterhöhle seither präsentiert werden. Da hatte Dr. Ralf Blank, Leiter des Fachdienstes Museen, Wissenschaft und Archive der Stadt Hagen noch angekündigt, dass es angesichts der zu erwartenden Funde wohl bald weitere Vitrinen bräuchte: „Eine geschlossene Schichtenfolge macht die Blätterhöhle zu einer der bedeutendsten Fundstellen Europas. Ich kann mir vorstellen, dass die Wissenschaftler dort bis in die Altsteinzeit vordringen. Dann reden wir von 15.000 bis 20.000 Jahren vor unserer Zeit.“
Immerhin: Nach Informationen unserer Zeitung bemüht man sich bei der Stadt bereits um Gelder, damit weitere Kampagnen durchgeführt werden können. Dabei kommt offenbar auch eine Sponsoring-Lösung in Betracht, um die rund 30.000 Euro pro Kampagne zusammenzubringen.
Auch Baales lässt keinen Zweifel daran, dass die Blätterhöhle außergewöhnlich ist: „Wir haben dort vor der Blätterhöhle eine Fundschicht, die ihresgleichen in der Region sucht.“
„Ältester Westfale“
Bei Grabungen in den vergangenen Jahren konnte sein Team vor der Blätterhöhle unter anderem Schädelknochen des „ältesten modernen Westfalen“ entdecken, der vor mehr als 11.200 Jahren in der Region um das heutige Holthausen lebte. Zuletzt fand das Team auch Überreste des „ältesten Hundes in Westfalen“, der vor rund 11.500 Jahren gemeinsam mit den Jägern und Sammlern jener Zeit durch das hiesige Gelände streifte.
Ob bei den jetzigen Grabungen weitere Funde dieser Art zum Vorschein kommen, ist noch nicht absehbar. Ein paar Wünsche hat Michael Baales aber doch: „Ich würde gerne mit neuen Funden die Beziehungen nach Frankreich untermauern“, weist Baales auf den kulturellen Austausch der lokalen Jäger und Sammler vor mehr als 10.000 Jahren hin. Zudem wünsche er sich Funde von Rentierjägern, die in dieser Zeit aktiv waren. Ob sich diese Wünsche erfüllen, werden die kommenden acht Wochen zeigen.