Hagen. Immer wieder verschwanden in der Seniorenresidenz Vivaldi in Hagen Geld, Wertgegenstände und Kleidung. Bis eine 91-Jährige die Diebin überführte.
Zwischen Bewohnern und Mitarbeitern der Seniorenresidenz Vivaldi auf dem Kratzkopf besteht ein enges Vertrauensverhältnis. Doch diese Beziehung wurde durch mehrere Diebstähle schwer erschüttert, Geld, Wertsachen und sogar Kleidungsstücke verschwanden. Bald war klar: Der Täter musste aus den Reihen des Personals stammen. Ursula Klee (91) war es, die die Diebin mit einem Trick zur Strecke brachte.
Die Seniorin aus Hagen fühlt sich wohl in der Residenz, der ganze Stolz ihres Zimmers ist ihre elektrische Orgel, auf der sie noch täglich spielt. Doch auch Frau Klee wurde zum Opfer der Diebin, zweimal fehlten 100 Euro in ihrem Portemonnaie. „Zunächst habe ich geglaubt, ich selbst hätte das Geld verlegt“, berichtet sie. Doch als die Hausleitung alle Bewohner warnte, sie sollten auf ihre Wertsachen Acht geben, schöpfte sie Verdacht.
Hauswirtschafterin unter Verdacht
Denn auch anderen Senioren waren Geld und Wertgegenstände abhanden gekommen. Sogar Besteck und Unterwäsche verschwanden aus den Zimmern und Gemeinschaftsräumen. „Wir haben eine Teamsitzung einberufen und den Dieb gebeten, sich zu erkennen zu geben, dann würde er auch mit einer glimpflichen Strafe davonkommen“, so Yasmin Bomhardt, stellvertretende Leiterin des Hauses. Zwar meldete sich niemand, doch die Diebereien hatten eine Zeit lang ein Ende, ehe die Serie umso heftiger wieder einsetzte.
Da stellte Ursula Klee der Diebin eine Falle. Sie hatte eine Hauswirtschafterin in Verdacht: „Die Frau hatte so ein unnatürliches Lächeln, eine Art Dauergrinsen im Gesicht.“ Die Seniorin ließ ihr Portemonnaie mit 30 Euro im Zimmer liegen. Während sie geduscht wurde, bezog die Hauswirtschafterin das Bett. Als Frau Klee aus der Dusche kam, war das Geld weg.
Kündigung und Hausverbot
Nun meldete sie den Vorfall und ihren Verdacht der Hausleitung. Yasmin Bomhardt entschied, die Frau noch einmal aufs Glatteis zu führen. Erneut ließ sie eine 20-Euro-Note, deren Seriennummer sie zuvor kopiert hatte, aus der Geldbörse von Ursula Klee herauslugen. Nachdem die Hauswirtschafterin an diesem Morgen die Handtücher der alten Dame gewechselt und ihr frisches Mineralwasser hingestellt hatte, verließ sie das Zimmer wieder. Die 20 Euro waren verschwunden.
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Daraufhin rief Yasmin Bomhardt die Polizei. Ohne Umschweife gestand die Hauswirtschafterin, das Geld gestohlen zu haben und zog den Schein aus ihrem Socken hervor. In ihrem Spind fand sich weiteres Diebesgut, darunter Parfüm und Geschirr. Neben der fristlosen Kündigung erhielt die notorische Diebin Hausverbot und eine Anzeige. Die Kripo ermittelt nun, ob die Frau auch mit anderen Diebstählen in Verbindung gebracht werden kann.
Vertrauen wieder hergestellt
„Wir waren geschockt, als alles herauskam“, berichtet Yasmin Bomhardt. Andererseits sei die Erleichterung groß gewesen, dass die Diebstahlserie endlich aufgeklärt war und man wieder Vertrauen zueinander haben konnte: „Für unsere alten Bewohner sind die Mitarbeiter oft ein Familienersatz. Deshalb ist ein solches Verhalten besonders schäbig.“
Hagens Miss Marple von Polizei belobigt
Für ihre Spürnase wurde Ursula Klee von der Hagener Kripo mit einem Polizeiteddy belohnt: „Da können wir als Polizei nur sagen: Tolle Leistung. Frau Klee hat kriminalistischen Spürsinn bewiesen und die Diebin überführt“, sp Polizeisprecher Sebastian Hirschberg: „Eine echte Ermittlerin, die sich den Namen Hagens Miss Marple genauso verdient hat wie einen unserer Polizeiteddys.“
Bewohner und Angehörige wurden per Rundschreiben von der erfolgreichen Detektivarbeit der Hausleitung und ihrer Bewohnerin Ursula Klee informiert: „Aktenzeichen XY. . . gelöst.“ Alle Geschädigten sollten sich bitte melden, um auch zivilrechtliche Schritte einleiten zu können.
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Ursula Klee ist stolz, zur Aufklärung beigetragen zu haben: „Man muss sich doch vertrauen können. Ich bin froh, dass jetzt wieder Harmonie im Hause herrscht.“ Und sie sich frei von dem Gedanken, was denn wohl als nächstes gestohlen wird, an ihre E-Orgel setzen kann: „Einmal pro Woche habe ich Unterricht. Es ist wichtig zu zeigen, dass man im Alter noch lernfähig ist.“