Hagen. . Der Mann, der Freitag bewaffnet ins Altenheim auf dem Kratzkopf marschierte, trug eine Spielzeugpistole. Er leidet unter psychischen Problemen.
Die Hagener Polizei bezog Freitagmorgen auch einen Amoklauf in ihre Überlegungen mit ein, doch schließlich ergab sich der Mann, der das Altenheim Curanum auf dem Kratzkopf in Atem gehalten hatte, den Einsatzkräften, ohne eine schwere Gewalttat verübt zu haben. „Doch unsere Mitarbeiter stehen mehr oder weniger unter Schock“, sagte Curanum-Sprecherin Tanja Müller: „Sie werden Zeit benötigen, um das Geschehen sacken zu lassen.“
Mit einer Sturmhaube auf dem Kopf und einer Pistole in der Hand war ein 53-jähriger Mann um 8.30 Uhr in das Seniorenzentrum in der Thünenstraße marschiert. Er bedrohte Bewohner und Angestellte und forderte, mit seiner von ihm getrennt lebenden Frau (57), die im Curanum wohnt, sprechen zu dürfen. Weil er in der Einrichtung bereits bekannt war und Hausverbot erteilt bekommen hatte, wollte er sich am Freitag offenbar mit Gewalt Zugang zu seiner Ex-Frau verschaffen.
Zwölf Polizeiwagen vor Ort
Die Pfleger, die er mit der Pistole bedrohte, reagierten jedoch besonnen, führten ihn zu einem Aufzug und später in ein Raucherzimmer und versprachen, die Frau zu holen. Davon ließ sich der Mann besänftigen und blieb allein in dem Raum zurück.
Mann bedroht in Altenheim Pflegepersonal
Die Hagener Polizei musste zu diesem Zeitpunkt jedoch das Schlimmste befürchten. Zwölf Dienstwagen mit zahlreichen Beamten rasten zum Kratzkopf und riegelten das Wohngebiet ab. Auch ein Hubschrauber, der den Mann hätte verfolgen sollen, wenn er mit einem Auto und Geiseln geflüchtet wäre, sowie ein Sondereinsatzkommando wurden angefordert. Die Beamten vor Ort waren mit Maschinenpistolen schwer bewaffnet und trugen zusätzlich zu ihren schusssicheren Jacken schwere ballistische Westen, die auch vor Gewehrkugeln Schutz bieten.
Schließlich schlichen sich mehrere Polizisten durch die Tiefgarage in das Altenheim und postierten sich vor dem Raucherzimmer, in dem sich der Mann befand. Durch ein Fenster war zu erkennen, dass er die Pistole nicht mehr in der Hand hatte.
Pistole in der Jackentasche
Als ihn die Beamten aufforderten, den Raum zu verlassen und sich zu ergeben, öffnete der noch immer Maskierte die Tür und wurde sogleich zu Boden geworfen und fixiert. Die Waffe – erst jetzt stellte sich heraus, dass es sich um eine Spielzeugpistole handelte – befand sich in seiner Jackentasche. Der Mann wurde abgeführt und zur Wache gebracht.
So nahm das dramatische Geschehen einen glimpflichen Ausgang. Allerdings wurden zwei Menschen verletzt: eine Pflegerin, der der Täter ein Telefon an den Kopf warf, sowie eine Bewohnerin, die vor dem Bewaffneten flüchtete und dabei mit dem Fuß umknickte. Beide wurden leicht verletzt und per Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.
Einlieferung in die Psychiatrie
„In einer solchen Einsatzlage geht es uns vordringlich darum, eine Amoktat oder Ähnliches zu verhindern“, atmete Polizeisprecher Uli Hanki nach dem Einsatz auf. Die Polizei habe anfangs weder gewusst, dass der Mann lediglich eine Spielzeugwaffe bei sich trug noch ob er Geiseln genommen hatte. Deshalb sei auch der Kratzkopf hermetisch abgeriegelt worden, damit Unbeteiligte nicht in das Geschehen verwickelt wurden oder die Polizei bei ihrer Arbeit stören konnten.
Im Polizeipräsidium bestätigte sich dann der Verdacht, dass der Mann psychische Probleme hat. In Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt der Stadt wurde er in einem Krankenhaus untergebracht. Die Justiz muss darüber entscheiden, ob und welche strafrechtlichen Konsequenzen die Tat für den 53-Jährigen haben wird.