Zurstraße. Auf einer Wiese auf dem Evangelischen Friedhof Zurstraße können Urnen beigesetzt werden. Die Gemeinde Breckerfeld hat sich dazu entschieden.

Es ist ein ruhiges Plätzchen, obwohl die Landstraße ja nur ein paar Meter oberhalb der Böschung liegt. Es ist ein friedliches Plätzchen, dem die Sonne, als sie für einen kurzen Moment ein paar Sommerwolken zur Seite schiebt, in ein wunderbares Licht taucht. Es ist ein Plätzchen für die letzte Ruhe.

Die Sonne scheint auf den evangelischen Friedhof Zurstraße, sie scheint auf die Wiese, sie scheint auf die neue Stele, die mitten auf einer Wiese steht, die ihres saftigen Grüns durch anhaltende Trockenheit beraubt wurde. Zwei Schilder sind schon angebracht. Zwei Menschen haben hier, auf dem teilanonymen Urnenfeld ihren Frieden gefunden.

Das Feld ist neu. „Die Bestattungskultur in den letzten Jahren unterliegt einem stetigen Wandel“, sagt Gunter Urban, Pfarrer der Evangelischen Jakobuskirchengemeinde, „darauf haben wir jetzt auch in Zurstraße reagiert und diese neue Möglichkeit geschaffen.“

Steinmetz mit Breckerfelder Wurzeln

Im Friedhofsausschuss, in dem Frank Uwe Beenß, Helmut Clever, Eberhard Feldhaus und Christina Görsch sitzen, haben sie diskutiert und abgewogen. Und sich schließlich für diese Variante entschieden: eine schlichte Stele, die der Steinmetz Patrick Kielmann geschaffen hat, auf einer Wiese. „Er lebt und arbeitet in Xanten, hat aber Breckerfelder Wurzeln“, sagt Gunter Urban.

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Im Mai ist die Stele aufgestellt worden. „Die ersten Rückmeldungen aus der Gemeinde sind total positiv“, sagt Helmut Clever, „es gibt viele Menschen, die sich vorstellen können, dass ihre Urne hier einmal beigesetzt wird. Die Atmosphäre passt einfach.“

Im Einzugsgebiet der Talsperre

Hinzu kommt, dass Kinder wegziehen und Eltern zurückbleiben: „Viele machen sich vor diesem Hintergrund Gedanken darum, wer einmal ihr Grab pflegen kann“, sagt Frank Uwe Beenß, „derjenige, dessen Urne auf der Wiese beigesetzt wird, muss sich darüber keine Gedanken machen.“

Nicht nur für Protestanten

Die Jakobus-Kirchengemeinde unterhält den eigenen kleinen Friedhof im Bereich Waldbauer-Zurstraße. Er wurde im Jahr 1861 in seiner jetzigen Form gegründet und später mehrfach erweitert.

Hier können nicht nur evangelische Gemeindeglieder sondern auch Personen aus anderen Gemeinden, anderen Konfessionen und Konfessionslose beigesetzt werden.

Weil das Grabfeld im vorderen Bereich des Friedhofs liegt und das wiederum zum Einzugsgebiet der Hasper Talsperre zählt, sind Beisetzungen mit Sarg an dieser Stelle ohnehin nicht erlaubt. Die Wiesenfläche rund um die Stele ist jetzt digital erfasst, darüber ein Raster gelegt, so dass man nachvollziehen kann, an welcher Stelle sich bereits Urnen befinden. „Ich denke, dass das eine gute Lösung ist“, sagt Gunter Urban, „sollte auf der zunächst vorgesehenen Wiese kein Platz mehr sein, können wir das Areal noch erweitern.“

Sozialbegräbnisse auch in Zurstraße möglich

Durch die neue Form der Beisetzung, die auch preislich erheblich günstiger ist als eine Beisetzung im Sarg oder in einem eigenen Urnengrab, ergeben sich auch in Zurstraße jetzt neue Möglichkeiten für Menschen, die die Beisetzung eines Angehörigen nicht bezahlen können. „Wir können nun auch sogenannte Sozialbegräbnisse anbieten“, erklärt Gunter Urban. „Beisetzungen also, bei denen die öffentliche Hand die Kosten trägt.“

Dabei denkt der Pfarrer auch an jene behinderte Menschen, die Zeit ihres Lebens in Homborn gewohnt und gearbeitet haben, dann aber aus finanziellen Gründen nicht dort begraben werden können, wo sie gelebt haben. „So etwas darf eigentlich nicht sein“, so Urban.