Haspe. Das altehrwürdige Markanaheim in Haspe wird abgerissen. An gleicher Stelle soll eine viergruppige Kita mit Veranstaltungsraum entstehen.

Im kommenden Jahr werden die Hasper Wolkenschieber im Juni am Markanaplatz noch einmal jenes Miraculum zelebrieren können, das zum Kirmesfestzug traditionell stabile Witterungsverhältnisse beschert. Im Sommer 2021 werden dann allerdings die Bagger die Szenerie am Ende der Corbacher Straße beherrschen, wenn das altehrwürdige Markanaheim dem Erdboden gleich gemacht worden ist und dort eine viergruppige Kindertagesstätte errichtet wird. Der entsprechende Mietvertrag mit der Markanaheim-Gesellschaft ist bereits für Ende Juli 2020 gekündigt.

Auch am Quambusch wird gebaut

Der marode Kindergarten am Quambusch wird durch einen Neubau ersetzt.
Der marode Kindergarten am Quambusch wird durch einen Neubau ersetzt. © WP | Martin Weiske

Die Baumaßnahme, für die angesichts der schnöden Attacke auf das geliebte Brauchtum bei der Stadt Hagen niemand die Verleihung des Hasper Bolzens fürchten muss, gehört zum „Aktionsplan Kindertagesbetreuung“ und bildet den letzten Mosaikstein für den Ausbau des Angebotes in Haspe. Zuvor wird noch am Quambusch zwischen Jungfernbruch und Friedrich-Harkort-Schule der ehemalige Kindergarten wiederbelebt. Seit der Eröffnung der GWG-Kita im Quartier steht die in die Jahre gekommene kommunale Immobilie leer und ist dem Abriss geweiht. An gleicher Stelle soll jedoch ein viergruppiger Neubau entstehen, um dem Versorgungsdruck im westlichsten Hagener Stadtbezirk begegnen zu können. „Wir möchten hier im September 2020 starten können“, drängt Reinhard Goldbach, Fachbereichsleiter Jugend und Soziales, aufs Tempo.

Bereits ein Jahr später soll auch am Markanaplatz das neue Angebot stehen. An der Nahtstelle zwischen Hestert und Hasper Zentrum wird der gleiche Entwurf aus dem Architekten-Büro Schmahl + Gerigk realisiert, der im vergangenen Jahr auch an der Königstraße in Altenhagen eröffnet wurde und seitdem unter der Regie der AWO steht. „Das spart nicht bloß Kosten, sondern eröffnet uns zugleich durch das flexible Raumsystem die Chance, hier eines Tages – sollten die Geburtenzahlen wieder zurückgehen – ohne großen Aufwand auch eine Tages- bzw. Seniorenpflege entstehen zu lassen“, betont Goldbach.

Spielen unter alten Bäumen

Nach dem Vorbild der Kita-Königstraße in Altenhagen soll auch der Entwurf am Hasper Markanaplatz entstehen.
Nach dem Vorbild der Kita-Königstraße in Altenhagen soll auch der Entwurf am Hasper Markanaplatz entstehen. © WP | Schmahl & Gerigk

Neben dem Grund des Markanaheimes, das bereits seit den späten 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts den Haspern als Begegnungs- und Sozialarbeitsstätte zur Verfügung steht, wird der Kindergarten auch die angrenzende Grünanlage mit dem stattlichen Baumbestand für den Außenspielbereich belegen. „Der dortige Spielplatz ist bereits vor Jahren im Rahmen des kommunalen Konsolidierungskurses eingeebnet worden“, betrachtet dies Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser kaum als großen Verlust, „seitdem wird die Fläche lediglich noch von Hundehaltern genutzt.“

Teil der neuen Kita Markanaplatz wird auch ein Veranstaltungsraum werden, der mit seiner Teeküche und den Toiletten nicht bloß als Familienzentrum dienen soll, sondern auch die bisherigen Nutzungen des in die Jahre gekommenen Markanaheimes auffangen soll. Schließlich tagt dort bis heute noch der SPD-Ortsverein Haspe, die AWO bietet die Räume für Feierlichkeiten – auch an Privatleute – an und der Schiedsmann hält dort seine Beratungsangebote ab. Und auch die Wolkenschieber wollen an vertrauter Stätte künftig wieder für bestes Kirmes-Wetter sorgen.

Trotz aller Ausbaupläne: Es fehlen Kita-Plätze

Trotz des aufgelegten Kita-Aktionsplanes mit diversen Neu- und Ausbauprojekten hat die Stadt Hagen bereits eingeräumt, dass es ihr nicht gelingen wird, die Versorgung sämtlicher Hagener Kinder mit Betreuungsplätzen sicher zu stellen.

In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Kinder unter sechs Jahren um insgesamt 2693 Mädchen und Jungen angewachsen, darunter 1596 Kinder unter drei Jahren. Angesichts der selbst gesteckten Versorgungsziele und der durch das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) vorgegebenen Gruppengrößen ergibt sich schon heute ein Bedarf von 102 neuen Gruppen in Hagen bzw. von 26 neuen Kindertageseinrichtungen.

Die Stadt geht allerdings von weiter steigenden Geburtenraten aus und erwartet von 2018 bis 2022 ein zusätzliches Bedarfsplus von etwa 1500 Plätzen. Damit wird die Versorgungsquote von 98 Prozent im U6-Bereich und von 38 Prozent im U3-Bereich auf 92 bzw. 31 Prozent absinken.

Es fehlen somit weitere 436 U3-Plätze sowie 512 Ü3-Plätze in Hagen, was wiederum 57 Kita-Gruppen entspricht.