Hagen. Die zwei in Hagen geschnappten mutmaßliche Einbrecher sind erst 12 und 14 Jahre – für die Polizei sind sie keine Unbekannten. Was nun geschieht.

Heidrun Hannig (74) ist „fix und fertig“: „Sie sehen es ja, ich zittere.“ Sie ist in der Nacht zu Mittwoch Opfer eines Wohnungseinbruchs geworden. Was dabei aufhorchen lässt: Die mutmaßlichen Täter waren erst 12 und 14 Jahre alt.

Heidrun Hanning sowie ihr Sohn und ihre Tochter schliefen schon in ihrer Wohnung am Elbersufer, als der Sohn durch ein Geräusch wach wurde. Er sah noch, wie zwei Männer flüchteten. Und er musste feststellen, dass die Einbrecher sämtliche Schränke durchwühlt hatten und mehrere Geldbörsen mitgenommen hatten.

Offensichtlich waren die Täter durch ein auf Kipp stehendes Fenster in die Wohnung eingedrungen. Das hatte auch ein Zeuge beobachtet, der die Polizei rief. Und auch als die Einbrecher wieder aus der Wohnung flohen, verfolgte er einen der mutmaßlichen Täter bis zur Volme, wo dieser über das Geländer sprang. Die herbei geeilten Beamten erwischten schließlich zunächst einen 12-Jährigen, der sich hinter einem Auto versteckt hatte, und dann den 14-Jährigen an der Volme. Eine Geldbörse und eine Tasche mit einem dreistelligen Geldbetrag wurden in der Volme gefunden, die Feuerwehr musste anrücken, um das Ganze auszuleuchten.

Jungs schon wegen Laden- und Taschendiebstahl aufgefallen

Für die Beamten, das stellte sich schnell heraus, waren die beiden Jugendlichen mit rumänischer Staatsangehörigkeit keine Unbekannten: „Beide sind schon aufgefallen wegen Laden- und Taschendiebstahl“, so Polizeisprecher Michael Siemes auf WP-Anfrage. „Ein Einbruch war aber bislang noch nicht dabei.“

In den Händen der Polizei blieben die beiden Jungen aber nicht lange. Der 12-Jährige wurde sofort seinen Erziehungsberechtigten übergeben - er gilt vor dem Gesetz aufgrund seines Alters als nicht strafmündig, hat also keine weitere Strafverfolgung zu befürchten. Der 14-Jährige kam nach dem Sprung in die Volme zunächst mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus, dann wurde auch er zu seinen Eltern gebracht. Gegen ihn wird nun allerdings ermittelt – und zwar nach Jugendstrafrecht.

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Jugendamt ist auf Kooperation mit Eltern angewiesen

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Eine rechtliche Grundlage, sie ins Gewahrsam zu nehmen, gab es nicht. „Wir schalten nun aber das Jugendamt ein“, so Polizeisprecher Michael Siemes. Dort war der Fall am Mittwoch zwar noch nicht aufgeschlagen. Aber Stadtsprecher Michael Kaub betont, dass bei der Arbeit der Erziehungsgedanke im Vordergrund stehe – und nicht etwa die Ahndung einer Straftat mit anderen Mitteln. „Die Kollegen suchen in solchen Fällen die Familien auf und prüfen, ob Hilfen nötig sind.“ Ein Druck- oder Zwangsmittel habe das Jugendamt aber nicht: „Die Eltern müssen schon mitmachen - ansonsten müsste man schon eine Kindswohlgefährdung annehmen, um weitere Schritte einzuleiten.“

Wie im Fall der beiden Jungen die Eltern bislang reagiert haben, ist unbekannt. Polizeisprecher Michael Siemes betont aber, dass man keinesfalls von einer Häufung von Einbrüchen durch Jugendliche in Hagen reden könne: „Das kommt extrem selten vor.“

Kriminalitätszahlen ergeben kein eindeutiges Bild

Und mit Blick auf die Kriminalstatistik lässt sich auch kein direkter Zusammenhang zwischen der verstärkten EU-Zuwanderung und der Kriminalität erkennen: Seit dem Jahr 2014 kommen Menschen aus Rumänien und Bulgarien in großer Zahl nach Hagen. Die Zahl der Wohnungseinbrüche lag damals bei 494 Fällen, ein Jahr später sogar bei 611, im vergangenen Jahr waren es dagegen nur 219. Die Zahl der Ladendiebstähle lag 2014 bei 1525 Fällen, danach stieg sie stark an bis auf maximal 2056, im vergangenen Jahr waren es aber nur noch 1475. Zudem wurden im Jahr 2014 noch 681 Taschendiebstähle registriert, im vergangenen Jahr waren es 566.

Nichtsdestotrotz hatte Kriminaldirektor Helgo Borgmann schon 2018 erklärt, dass es einen engen Zusammenhang zwischen dem Thema Jugendkriminalität und Zuwanderung gebe. Insbesondere steige das „normabweichende Verhalten bei strafunmündigen Kindern“ an – vor allem aus Rumänien. Den Instrumenten der Jugendstrafrechtspflege würden hier in Teilen die Grenzen aufgezeigt. Deshalb müsse man noch intensiver mit Schulen und dem Jugendamt zusammenarbeiten.