Hagen. Die Zahl der Straftaten in Hagen geht weiter zurück. Besorgniserregend ist, dass die Zahl der Kinder unter den Tätern ansteigt.

Dass das subjektive Gefühl den objektiven Gegebenheiten entspricht – zumindest beim Thema Kriminalität kommt das nicht vor. Und trotzdem will Kriminaldirektor Helgo Borgmann seinen Vortrag als Beitrag verstanden wissen, eine positive Entwicklung deutlich herauszustellen. „Nur so“, sagt er, „lässt sich manchmal die eigene Wahrnehmung neu ausrichten.“

Immerhin: Die Zahlen, die Hagens oberster Kriminalpolizist vorträgt, machen Hoffnung. 15 713 Straftaten zählte die Polizei Hagen im Jahr 2017. 4,35 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. „Das zweite Jahr in Folge geht die Kriminalität damit um mehr als vier Prozent zurück“, sagt Borgmann. Aber nicht nur die Zahl der Straftaten ist zurückgegangen. Parallel hat sich die Aufklärungsquote gesteigert. Sie lag in 2017 in Hagen bei 59,46 Prozent (Landeschnitt 52,34 Prozent). „Dieses Ergebnis ist bemerkenswert“, so Helgo Borgmann, „seit den 90er Jahren gibt es keine bessere Quote.“

Gewaltdelikte nehmen in Hagen zu

Hohe Beute durch den Enkeltrick

Zu schaffen macht der Polizei weiterhin der klassische Enkeltrick. Auch 2017 wurden mit dieser Masche hohe Geldbeträge erbeutet. In Familien und Bekanntenkreisen, so die Polizei, müsste über die Thematik mehr gesprochen werden.

Und trotzdem ist nicht alles Gold was glänzt. Beispiel Gewaltdelikte: 585 Taten bedeuten im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von 13,8 Prozent. Zugenommen haben vor allem Raubdelikte (plus 42 Taten) und Körperverletzungen (plus 22 Taten).

Rückläufig ist in diesem Bereich die Aufklärungsquote. Sie sank von 73,9 Prozent (2016) auf 70,6 Prozent. „Sechs versuchte Tötungsdelikte haben wir für den Bereich des Polizeipräsidiums Hagen erfasst“, so Borgmann, „in keinem Fall ist jedoch ein Mensch zu Tode gekommen.“ Fünf Delikte seien aufgeklärt. Lediglich ein Flaschenwurf von einer Autobahnbrücke sei keinem Täter zuzuordnen.

Straßenkriminalität weiter rückläufig

Zurückgegangen ist die Straßenkriminalität. Und zwar von 3794 Taten auf 3482. Allerdings konnten in diesem Bereich lediglich 19,1 Prozent der Delikte aufgeklärt werden.

„Unsere Konzeption ,Sichere Innenstadt’ werden wir mit gleicher Intensität fortsetzen“, so Borgmann, „in den kommenden Monaten werden wir uns besonders um den Bereich des Hauptbahnhofs kümmern.“

Polizei nimmt 2017 Einbrecher im Visier

Noch auffälliger ist der Rückgang der Wohnungseinbrüche (25,6 Prozent). Lediglich 428 Delikte zählte die Polizei. Bei 163 Taten blieb es beim Versuch. Die Aufklärungsquote stieg von 6,3 auf 18,7 Prozent.

„Unsere Anstrengungen in diesem Bereich“, so Borgmann, „sind an den Zahlen ablesbar.“ So wurde u.a. eine Einbruchsserie im Bereich Hestert aufgeklärt.

Immer mehr Kinder zählen zu Tatverdächtigen

Zufrieden: Helgo Borgmann (rechts) und Ralf Bode, Leiter der Pressestelle.
Zufrieden: Helgo Borgmann (rechts) und Ralf Bode, Leiter der Pressestelle.

Sorge macht der Polizei der Bereich der Jugendkriminalität, der eng mit dem Thema „Zuwanderung“ verbunden sei. Dabei hebt die Polizei vor allem auf Täter aus Rumänien ab. Angestiegen sind auch strafunmündige Täter, also Kinder. „Mit Schulen und Jugendamt“, so Borgmann, müssen wir neue Strategien entwickeln.“

Einer der größten Erfolge der Polizei Hagen schlägt sich in der Statistik kaum nieder. Eine ganze Raubserie, zu der auch ein Überfall auf einen Geldtransporter 1998 in Kabel zählte, wurde 2017 aufgeklärt. 2017 wurde aufgrund neuer Ansätze die Ermittlungsgruppe „Argos“ gegründet. Sechs Haupttäter sitzen in Untersuchungshaft. 15 Überfälle zwischen 1997 und 2015 sind angeklagt.