Wehringhausen. . Der bauliche Zustand der Feuerwache Hagen-Mitte sorgt zunehmend für Verärgerung. Inzwischen müssen die Einsatzfahrzeuge im Hof geparkt werden.
An der arg in die Jahre gekommenen Feuerwache Mitte an der Lange Straße muss ein tonnenschweres Einsatzfahrzeug auf dem Hof geparkt werden, weil es andernfalls in der maroden Fahrzeughalle in den Keller zu stürzen droht.
„Das ist ein Zustand, der für die Feuerwehr und ihre Mitarbeiter sehr schlecht ist“, versucht der verantwortliche Dezernent Thomas Huyeng die Situation gar nicht erst zu beschönigen. „Das ist auf Dauer nicht hinnehmbar“, kündigt er an, dass in den nächsten Wochen eine Stahlkonstruktion im Keller für statische Stabilität sorgen werde.
100 Jahre alter Bau mit Mängeln
Grundsätzlich entspricht der bauliche Zustand des mehr als 100 Jahre alten Gebäudes aus der Spritzenhaus-Ära an der Ecke Bergischer Ring längst nicht mehr dem Standard des 21. Jahrhunderts. „Eigentlich ist die Wache ein wirtschaftlicher Totalschaden“, formuliert Thomas Eckhoff, für die Feuerwehr Hagen Fachgruppenvorsitzender bei Verdi, es auf den Punkt.
14 Kräfte kümmerten sich 1913 um die Einsätze
Die Feuerwache Mitte an der Lange Straße wurde 1913 erbaut und mit Berufsfeuerwehrmännern besetzt. Das Team bestand damals aus 14 Einsatzkräften. Diese versahen einen 48-stündigen Wachdienst mit einer anschließenden 24-stündigen Freizeit.
Alle Feuerwehrmännern mussten seinerzeit im näheren Umkreis der Wache wohnen. Ein besonderes Alarmsystem in den Wohnungen konnte die Kräfte jederzeit zum Einsatz rufen. Wollte ein Feuerwehrmitglied die Stadt verlassen, musste der Wachleiter zuvor informiert werden.
Die einsturzgefährdete Fahrzeughalle sei da nur der vorläufige Höhepunkt einer stattlichen Mängelliste. Dort zeigen sich inzwischen kapitale Risse im Boden, so dass entschieden wurde, das bei den meisten Einsätzen geforderte Multifunktionsfahrzeug (HLF 10) lieber vor der Tür abzustellen. Dort parkt der Lkw jetzt in der prallen Sonne und heizt sich maximal auf.
Davor stehen die Stiefel der Feuerwehrkollegen mitsamt der Schutzausrüstung. Sobald dunkle Regenwolken aufziehen, muss die Kleidung unter das Fahrzeug geschoben werden, damit die Beamten nicht schon klatschnass ins Auto steigen. In den Abendstunden werfen die Rettungskräfte gerne auch mal einen schnellen Kontrollblick in ihr Schuhwerk, ob dort in der Zwischenzeit nicht etwa eine Ratte eingezogen ist.
Kritik an zäher Entscheidungsfindung
„Ein unerträglicher Zustand, der jetzt schon seit Ostern anhält“, wirft Eckhoff den Verantwortlichen vor, dass die Lösung des Problems sich wie Kaugummi hinziehe. Sicherheitsrelevante Einsatzmaterialien stünden ungeschützt und für jedermann zugänglich im Freien herum. „Da arbeiten Menschen über 24 Stunden für den Schutz der Bürger und werden immer nur vertröstet“, gibt der Gewerkschaftler die frustrierte Stimmung bei den Feuerwehrkräften wieder.
Nach Angaben von Feuerwehrdezernent Huyeng sollen die provisorisch installierten Holzabstützungen unter der maroden Fahrzeughalle, die bislang ein Absacken des Bodens in den darunterliegende Heizungskeller verhindern, jetzt durch eine stabile Stahlbaukonstruktion ersetzt werden: „Spätestens bei Frost im Winter wäre sonst nämlich auch die Funktionsfähigkeit des Fahrzeugs gefährdet.“
Gewerkschaftler Eckhoff drängt derweil auf eine umfassende Lösung für die Wache Mitte. Bereits seit 2016 gebe es eine Diskussion, ob das Gebäude noch einmal grundlegend saniert werde oder ein kompletter Neubau anstehe. Aber es gebe bis heute keine Richtungsentscheidung. Stattdessen würden die Feuerwehrkollegen mit einem unbefriedigenden Schwebezustand hingehalten.
Erst Brandschutzbedarfsplan
„Perspektivisch wird man sich über die Wache unterhalten müssen“, weiß auch Dezernent Huyeng. Allerdings müssten erst die Ergebnisse des Brandschutzbedarfsplans vorliegen, bei dem auch die Lage und der Zustand der Feuerwache Mitte im Fokus stünden. Dieser sei frühestens in anderthalb Jahren fertig.
Im Anschluss müssten politische Entscheidungen getroffen werden, bevor man überhaupt in eine Planung für die Wache einsteigen oder eventuell sogar erst auf Grundstückssuche nach einem besser geeigneten Standort gehen könne. „Denn es muss“, so Huyeng, „alles auf die aktuellen Bedürfnisse der Stadt zugeschnitten werden.“ Ein Prozess, der sich absehbar weit über das Jahr 2025 hinaus hinziehen dürfte.