Hohenlimburg. . Sie meinen es ernst. Eine Gruppe formiert sich, um noch einmal zu Versuchen, Hohenlimburg wieder aus dem Hagener Stadtgebiet zu lösen.
15 Jahre nach dem letzten Versuch, Hohenlimburg aus der Stadt Hagen herauszulösen und wieder zu einer eigenständigen Kommune werden zu lassen, bahnt sich ein erneuter Anlauf an. Forciert von jungen Hohenlimburger Bürgern zwischen 20 und 30 Jahren und begleitet vom Frontmann der „Bürger für Hohenlimburg“, Frank „Zico“ Schmidt, wird das Projekt digital und politisch gerade vorbereitet.
Durch die letzte Gebietsreform in NRW wurde die Stadt Hohenlimburg am 1. Januar 1975 in die Großstadt Hagen eingemeindet. Ein schmerzhafter Moment, der in den Herzen Tausender Hohenlimburger bis heute für Abneigung gegenüber der Stadt Hagen sorgt. Ein Gefühl, das in Hohenlimburg vielerorts heute spürbar ist und auch in den jüngeren Generationen nicht verblasst. „Zum einen sehen wir, was Hohenlimburg alles verliert und was ihm genommen wird. Und zum anderen erfahren wir durch unsere Eltern und Großeltern, wie gut es Hohenlimburg mal ging“, sagt der 22-jährige Erzieher-Azubi Fabian Rißmann, der der Frontmann der jungen Bewegung „Kampf um Hohenlimburg“ ist und gemeinsam mit seinen Mitstreitern und Lokalpolitiker Frank Schmidt ein erstes Treffen für Vorbereitungsmaßnahmen gehabt hat. „Viele meiner gleichaltrigen Freunde haben den Wunsch, dass wir in einer eigenständigen Stadt weiterleben wollen. Wir wollen wieder selbst entscheiden und verantwortlich sein.“
Auch interessant
2004 hatte es zuletzt den Versuch einer Bürgervereinigung gegeben, Hohenlimburg aus dem Stadtgebiet Hagens zu lösen. Doch die Mitglieder des Kommunalausschusses des Landes NRW lehnten einstimmig ab. Die Abgeordneten konnten in der Selbstständigkeit Hohenlimburgs keine Verbesserung für die Gemeinde erkennen. Dem Antrag im Landtag war eine große Befragung der Ruhr-Universität Bochum in Hohenlimburger Haushalten vorausgegangen. Über 80 Prozent der Hohenlimburger stimmten dabei für die Eigenständigkeit des Ortes an der Lenne.
Diesen Weg wird man auch jetzt wieder gehen müssen. „Es braucht zunächst eine Willensbekundung der Bevölkerung in Form einer repräsentativen Befragung“, sagt Frank Schmidt. Danach folge eine Eingabe an den Landtag, in der erklärt werden müsse, warum es Nachteile durch die Eingemeindung gebe. Dann entscheidet der kommunalpolitische Ausschuss. Fünf Jahre Planungszeit gingen der Entscheidung 2004 voraus.
Hohenlimburg soll in der Vision der genannten Gruppe eine freie Stadt im „Kreis Hagen“ sein. Zu diesem Kreis sollen Herdecke, Wetter, Breckerfeld, Gevelsberg, Schwelm und Ennepetal gehören. „Dafür würde der Ennepe-Ruhr Kreis sich in seinem Süden von Städten trennen. Das wäre auch richtig, weil die Süd-Kreisstädte mit denen im Norden – wie Hattingen oder Witten – gar nichts zu tun haben. Zwischen den Städten des angedachten Kreises Hagen gibt es aber gelebte Beziehungen“, so Schmidt.
Hohenlimburg vor Pleite
Mit ein Grund für die Abneigung vieler Hohenlimburger gegenüber Hagen ist die finanzielle Situation, in der Hohenlimburg sich durch die Eingemeindung befinden soll.
Lenne-Schiene gehörte nicht zu Hohenlimburg
Die Idee eines „Groß Hagens“, die in ihren Gründzügen sehr stark der Idee des Kreises Hagen ähnelt, hat es schon vor 1929 einmal gegeben.
Hintergrund war dabei auch der Hagener Wunsch, die Lenneschiene, eine damals wie heute wertvolle Expansionsfläche für Unternehmen, einzugemeinden. Die Lenneschiene gehörte vor der Eingemeindung Hohenlimburgs 1975 faktisch nicht zu Hohenlimburg, sondern zu Berchum, was eine eigenständige Gemeinde im Amt Ergste im Kreis Iserlohn war.
Der heutige Stadtbezirk Hohenlimburg umfasst alle Ortsteile der früheren Stadt Hohenlimburg sowie die Stadtteile Berchum, Tiefendorf, Halden und Holthausen. Die Stadt Hohenlimburg bestand aus diesen Stadtteilen: Hohenlimburg, Elsey, Nahmer, Wesselbach, Oege, Reh und Henkhausen.
„Es ist richtig, dass Hohenlimburg bis in die 1960er-Jahre eine reiche Stadt war“, sagt der Historiker Dr. Ralf Blank, „aber längst nicht mehr in den Jahren vor der Eingemeindung.“ Die Stahlkrise und der Strukturwandel hatten Spuren in der Kasse der Kleinstadt hinterlassen. Die Kommune wurde schon zehn Jahre vor der Eingemeindung vom NRW-Innenministerium angemahnt, im Stadtgebiet die Infrastruktur und die kommunalen Betriebe weiter auszubauen. Dafür zur Verfügung stehende Landesmittel wurden nicht abgerufen. Der Kämmerer erklärte 1973 sogar den bevorstehenden finanziellen Bankrott der Gemeinde. Das Problem damals wie heute: Es fehlten im Hohenlimburger Stadtgebiet geeignete Gewerbeflächen, um neue Wirtschaftsbetriebe anzusiedeln oder den vorhandenen Betrieben weitere Flächen für Erweiterungen anzubieten.