Breckerfeld. . Erst sollte der alte Mühlenhof zwangsversteigert werden. Jetzt gibt es einen Kaufinteressenten, der dort eine spezielle Idee hat.

Am kommenden Pfingstmontag findet auf dem Mühlenhof in Breckerfeld ein Mühlenfest statt (siehe Infobox) – anlässlich des Deutschen Mühlentags. Das allein mag für Interessierte schon Anlass sein, mal wieder an dem schönen und alten Ensemble vor den Toren Breckerfelds vorbei zu schauen. Man kann dort aber auch den möglichen neuen Besitzer treffen. Nachdem das Ensemble ursprünglich zwangsversteigert werden sollte, zeichnet sich nämlich jetzt eine interessante Zukunftsperspektive ab.

Patrick Wojtech möchte auf dem Gelände auch selbst gern leben. Hofladen und Café sollen weiter betrieben werden.
Patrick Wojtech möchte auf dem Gelände auch selbst gern leben. Hofladen und Café sollen weiter betrieben werden.

Was zuletzt geschah

Der Mühlenhof ist quasi ein kleines Freilichtmuseum kurz vor den Toren der Stadt, das 1996 aus völlig unterschiedlichen Regionen hier hin verpflanzt wurde. Bestehend aus einer Bockwindmühle aus Brandenburg (von 1846), einem Backspeicher (stammt aus Ostönnen), einem Kornspeicher (Soest), einem Bienenhaus (Soest), einem Backhaus (Heiden/Kreis Borken, 1755), einem bäuerlichen Wohnhaus und einer Kaffeestube mit Bauernladen.

Am 16. November vergangenen Jahres sollte der Mühlenhof ursprünglich vor dem Amtsgericht Schwelm zwangsversteigert werden. Laut Eigentümerin Helga Thorschmidt hatten sich neben dem Kredit zur Errichtung und Instandsetzung des historischen Ensembles Steuerschulden im höheren fünfstelligen Euro-Bereich angehäuft. Die Herstellungskosten für den Mühlenhof lagen laut Thorschmidt einst bei rund einer Million D-Mark. „Wir haben immer wieder die Gebäude in Schuss gehalten“, erklärte Helga Thorschmidt noch im vergangenen Jahr gegenüber der WESTFALENPOST – was großen Respekt verdient. Doch Thorschmidt gab auch zu, dass man sich übernommen habe. Finanziell und auch mit Blick auf Personalkosten. Eine Konsequenz: Das Ensemble mit Café-Betrieb war am Ende viel seltener geöffnet als in den Anfangszeiten.

Kaufinteressent Patrick Wojtech ist auf dieser Archiv-Aufnahme ganz links im Bild zu sehen.
Kaufinteressent Patrick Wojtech ist auf dieser Archiv-Aufnahme ganz links im Bild zu sehen. © Socrates Tassos

In einem im vergangenen Jahr erstellten Gutachten für die zurückgenommene Zwangsversteigerung lag der Verkehrswert des Ensembles zuletzt bei rund 160.000 Euro.

Was nun geschieht

Jetzt bahnt sich möglicherweise ein Verkauf an. Und zwar zeigt der junge Schmiedekünstler Patrick Wojtech aus Witten großes Interesse. Er stehe in abschließenden Gesprächen mit Banken zur Finanzierung seiner Idee. „Ich möchte hier ein Künstlerdorf entstehen lassen, in dem regelmäßige Events stattfinden“, sagt Wojtech. Drei weitere Mieter hat der 31-Jährige bereits an der Hand. Jemand aus dem Bereich Lederarbeiten, einen Holzkünstler und jemand, der in der Schmiede mit tätig sein wird. „Die Schmiede möchte ich auch möglichst oft für die Öffentlichkeit öffnen“, sagt Wojtech. Das Café am Mühlenhof wolle er mit den bisherigen Besitzern weiterbetreiben, das Ehepaar Thorschmidt könne hier auch weiter Backwaren verkaufen.

Mühlenfest am Pfingstmontag

Anlässlich des Deutschen Mühlentages findet auf dem Mühlenhof am Pfingstmontag ein großes Fest statt. Los geht der Tag um 10 Uhr.

Man kann mahlen, backen, es gibt mehrere handwerkliche Stände (Kerzenziehen, Naturseifen, Honig, Schmuck usw.), daneben Kinderschminken.

Kaufinteressent Patrick Wojtech wird Schmiedekunst vorführen. Der Schmiedekünstler arbeitet auch viel im pädagogischen Bereich, darunter auch mit Schulkindern.

Noch müsse er schauen, wie hoch die Sanierungskosten für die alte Windmühle seien, die er gern erhalten wolle. Auch der Zustand des ersten Gebäudes auf dem Hof sei schlecht. „Die restlichen Gebäude sind aber soweit in Ordnung. Hier braucht es nur kleinere Sanierungsarbeiten.“ Wojtech wolle selbst auch in eine Wohnung auf dem Gelände einziehen. „Ich habe lange nach so einem historischen Ensemble gesucht. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich bin zuversichtlich“, sagt Wojtech.

Die Planungen sind schon weit vorangeschritten. Nun hänge alles an der Finanzierung. Neben seiner Arbeit als Schmiedekünstler ist Wojtech in einem Ingenieurbüro für Brandschutzangelegenheiten zuständig.

Das Ehepaar Thorschmidt könnte von dem Verkaufserlös einen größeren Teil der Verbindlichkeiten bei der Bank und gegenüber dem Finanzamt tilgen.