Oege. . Über zehn Jahre lang hat man den Mietern der Hoesch-Siedlung viel versprochen und nichts gehalten. Jetzt trauen sie ihren Augen kaum.
Es gibt Wohnungsgesellschaften, die wechseln Gebäudekomplexe gefühlt so schnell wie Unterhosen und halten sich dabei an ein fieses Credo der Branche: „Mieter sind wie Zitronen – sie sind immer sauer und man muss sie auspressen.“ Viele Jahre sah es so aus, als wenn den Bewohnern der Hoesch-Hochhäuser genau dieses Schicksal blüht. Mieten zahlen und in sanierungsbedürftigen und beklagenswerten Wohnungen leben müssen. Doch mit dem Eigentümerwechsel im vergangenen Jahr nahm dieser Fall eine komplett andere Wendung. Die Entwicklung passt glücklicherweise nicht in eine lange Reihe Hagener Fälle, in denen Mieter an Holdings, Investoren oder Gesellschaften verzweifeln, die nur auf schnellen Profit aus sind.
Es war ein schwierig zu durchblickendes Geflecht für die Mieter: Bis zum Jahr 2009 gehörten die Immobilien der „Hoesch-Wohnungsbau“. Dann stieg die „Prodomo“ ein. Zum 1. Januar 2011 übernahm die KGW Wohnwert GmbH und gab die Wohnungen dann aber an die Barmer Wohnungsbau weiter. 2017 übernahm die Bochumer „Vonovia Wohnungsgesellschaft“ die Immobilien. Am 1. Februar 2018 dann letztlich die „Paul Immobilien GmbH“. Und endlich tut sich was.
„Zwei Hochhäuser wurden bereits fertig saniert – Fassade und Balkone – , Außenanlagen auf Vordermann gebracht. Seit Herbst letzten Jahres konnten bereits 26 neue Mietverträge abgeschlossen werden. Der Leerstand reduziert sich durch Sanierungen der Wohnungen weiter merklich. Viele Wohnungen werden umfänglich saniert. Die Zufriedenheit der Mieter vor Ort ist weiter gestiegen. Die Vorortpräsenz der Verwaltung ist ein absolutes Plus. Weiterhin planen wir im Gesamtbestand das Kabelnetz in den Häusern zu erneuern“, erklärt Michael Körner, Geschäftsleiter bei Paul Immobilien gegenüber der WESTFALENPOST . Mit der Präsenz eines regionalen Maklers aus Hagen, der Firma CASA-Immobilien habe man eine deutliche Steigerung der Anfragen zur Vermietung erfahren.
„Der Eigentümer hat in den Häusern Am Predigerstuhl, in der Piepenstockstraße und am Ahmer Weg viel gemacht und investiert“, erklärt Kevin Roggenkamp, Prokurist bei CASA-Immobilien. Leer stehende Wohnungen, von denen es etwa 60 Stück gibt, seien auf modernes Niveau gebracht worden. Wenn möglich wurden auch die Bäder neu gemacht. Überwiegend handelt es sich um Zwei-Zimmerwohnungen bis zu 61 Quadratmeter, die für einen Preis von 299 bis 329 Euro zu mieten seien.
Offensive Werbemaßnahmen
Und der Eigentümer geht mit seinem neuen Wohnungsstandard offensiv in die Werbung. Ungewöhnlich dabei: Wer noch im Juni einen Mietvertrag abschließt, erhält einen 750-Euro-Gutschein, der beispielsweise bei Berlet, Kaufland oder Bauhaus eingelöst werden kann. Im Juli sind es noch 500 Euro, im August noch 250 Euro.
Neue Fassaden, neue Brüstungen, neue Bäder, neue Elektrik, funktionierende Aufzüge, geordnete Treppenhäuser und Zuwegungen – die Mieter reagieren erfreut. „Ich lebe seit 1962 hier und sehe, wie sich die Häuser zum Positiven entwickeln“, sagt Hildegard Grohmann. Auch die Vermietungssituation verbessere sich. Die Häuser, so findet es ein weiteres Mieter-Ehepaar, hätten wieder viel mehr Wohnqualität.