Hagen/Dortmund. Mit einer Wutrede hat ein WDR 4-Moderator am Mittwoch seinem Ärger über Gaffer Luft gemacht. Er war Zeuge eines Lkw-Unfalls auf der A1.
Mit einer emotionalen Rede hat WDR-Moderator Christian Terhoeven am Mittwochmorgen in seiner Hörfunk-Sendung auf WDR 4 seinem Ärger über Gaffer Luft gemacht. Terhoeven war am Dienstag unmittelbarer Zeuge eines Lkw-Unfalls auf der A1 im Hagener Norden. Was er dort an Gaffer-Verhalten erlebte, veröffentlichte Terhoeven auch auf seiner Facebook-Seite. Mit „rasender Wut“, wie er schreibt.
Auch etwa 20 Stunden nach dem Unfall zeigte sich Terhoeven am Mittwochmorgen in seiner Sendung ergriffen von seinen Erlebnissen. Seine Eingangs-Moderation fiel deshalb länger aus als üblich und deutlich emotionaler als gewohnt. Am Schluss erklärte er, „ich musste das mal loswerden“.
„Unfalltouristen schlenderten entspannt heran“
Auf dem „Nachhauseweg vom Sender“ war Terhoeven mit seinem Wagen auf der A1, als es vor ihm zwischen dem Westhofener Kreuz und der Anschlussstelle Hagen-Nord plötzlich krachte, berichtete der 42-Jährige. Ein Lastwagen war in einem Stauende in einen stehenden Lastzug geprallt. Trümmer flogen über die Fahrbahn. Terhoeven und eine vorausfahrenden Autofahrerin hätten geistesgegenwärtig ihre Autos zum Stehen gebracht und hätten so gleich Platz für eine Rettungsgasse gemacht. Doch was dann passierte, nahm Terhoeven auch am Mittwoch noch spürbar mit.
„Noch bevor der Rettungsdienst und die Polizei kommen, schert rechts neben mir ein Typ im Mercedes aus. Drin sitzen drei Männer, die sichtlich den Hals recken“, schrieb Terhoeven am Dienstag auf seiner Facebookseite und schilderte es auch in seiner Sendung. Der Mercedes sei dann im Schritttempo durch die Rettungsgasse und über Trümmer hinweg gefahren. Andere Autofahrer seien ihm gefolgt, „halten dabei nach Details Ausschau“, berichtete Terhoeven.
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Als dann Polizei, Feuerwehr und Notarztwagen mit Blaulicht anrückten und die Autobahn sperrten, habe „der Unfall-Tourismus“ erst richtig begonnen, schimpfte Terhoeven: „Unfalltouristen schlendern von hinten entspannt nach vorne für die bessere Sicht“, während die Feuerwehrkräfte in voller Montur bei sengender Hitze sich um den schwer verletzten Lkw-Fahrer kümmerten, der in seinem Fahrerhaus eingeklemmt war.
Gute Verbindungen zu Hagen
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Zweieinhalb Stunden habe Terhoeven bei der Vollsperrung im Stau gestanden, etwa 30 Meter hinter der Unfallstelle, sagte der Moderator in seiner Sendung. Während er im Wagen gesessen habe, habe er zahlreiche Menschen beobachtet, die aus Autos im Stau ausgestiegen seien und die Unfallstelle gefilmt hätten. Den „Höhepunkt“ habe dabei ein niederländischer Autofahrer geliefert, der laut Terhoeven, „sogar noch seine Familie in Position stellte, um seinen eigenen Action-Film zu drehen“.
„Mein Herz rast gerade vor Wut“, schrieb Terhoeven noch während des Unfalls per Handy auf seiner Facebookseite. Sein Wut-Posting hatte am Mittwoch fast 1300 Reaktionen erzeugt, darunter viel Zustimmung zu seiner Entrüstung über Gaffer. Auch auf seine Wutrede im Radio habe Terhoeven „jede Menge Reaktionen erhalten, die ich erstmal in Ruhe sichten muss“, sagte er in der Sendung.
Gafferverhalten nicht mehr tolerieren
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Zum Schluss lobte Terhoeven die „sehr professionelle Arbeit der Retter“, die er aus dem Auto heraus verfolgt hatte und forderte: „Feuerwehrleute, Polizei und Rettungsdienste brauchen unseren vollen Respekt“. Angesichts der Gaffer hingegen forderte Terhoeven, „wir sollten als Gesellschaft viel lauter werden, dass so ein Gafferverhalten nicht mehr toleriert wird“.
Am Abend sprach Christian Terhoeven mit der WESTFALENPOST. „Ich bin von den Reaktionen ziemlich überrannt. Auf einige möchte ich auch reagieren.“ Denn manche User gingen sogar soweit, dem 42-Jährigen unterlassene Hilfeleistung zu unterstellen. „Unglaublich“, so Terhoeven. Eine negative Verbindung zu Hagen verursache das schlimme Erlebnis nun aber nicht. „Im Gegenteil. Ich hatte Verwandtschaft in Hagen und habe ein gutes Bild von der Stadt.“ Vielmehr sei es komisch für ihn, als Journalist nun plötzlich selbst Gegenstand der Berichterstattung zu sein. Terhoeven ist vor allem jüngeren Hörern ein Begriff. Jahrelang moderierte er beim WDR-Jugendsender Einslive in Köln, wo er auch lebt. Jetzt arbeitet er bei WDR 4 in Dortmund.
Bei der zuständigen Autobahnpolizei in Dortmund sprach man am Mittwoch in Bezug auf Gaffer bei dem A1-Unfall von „keiner besonderen Situation“; was Terhoeven erlebte sei leider mittlerweile ein gewohntes Bild. Ob die Polizei vor Ort auch gegen Gaffer vorgegangen sei, ließ sich am Mittwoch nicht feststellen, sagte ein Sprecher: „Mir liegt dazu nichts Schriftliches vor“. Dass ein Polizist einem Gaffer dessen Handy abgenommen haben soll, wie es Terhoeven schilderte, konnte man bei der Polizei zwar nicht ausschließen, jedoch nicht bestätigen. Der Sprecher: „Die Beamten hatten alle Hände mit der Unfallaufnahme zu tun“.