Hagen-Mitte. . Das Bunkermuseum in Hagen zeigt jetzt Teile des Inventars des ehemaligen Atombunkers. Michaela Beiderbeck hat eigens Räume eingerichtet.

Die rosafarbenen Klobürsten strahlen den Charme der frühen 70er Jahre aus. Das Klopapier ist so hart und rau, dass man Baumstämme damit zu Holzbalken verarbeiten könnte. Ganze Pakete hat Michaela Beiderbeck davon gesichert. Nicht für den Gebrauch. Für ihre Ausstellung. Um Historisches zu dokumentieren.

Tausende Hagener suchten im Bunker Schutz

Der Bunker in der Bergstraße wurde im Jahre 1940 fertiggestellt. Tausende Hagener suchten im dem Klotz aus Beton und Stahl während der Luftangriffe der ­Alliierten Schutz.

Im Kellergeschoss des Gebäudes hat Michaela Beiderbeck ein Bunkermuseum eröffnet, im Erdgeschoss befindet sich eine Parkgarage, im ersten Geschoss geht es um den Bunker, seine Geschichte und um den Schutz vor Atom-Angriffen. In der zweiten Etage ist ein Dunkel-Labyrinth eingerichtet.

An den Wochenende ist das Museum geöffnet. Freitags, samstags und sonntags können Führungen gebucht werden.

„Das ist schon kurios, mit welchen riesigen Mengen die früher kalkuliert haben. Kaum zu glauben, für wie viele Menschen und Tage das wohl reichen sollte“, sagt Michaela Beiderbeck, die an der Bergstraße in der Hagener Innenstadt ein Bunkermuseum eröffnet hat. Klopapier, Klobürsten, bunte Becher, Plastikteller, dazu die Betten, Kissen, Matratzen, der Behandlungstisch – dieses Sammelsurium ist das nächste Puzzleteil in einem privaten Museum, das weiter wächst und immer mehr Besucher aus der Region nach Hagen lockt.

Trügerischer Schutz vor möglichem Atomangriff

Die neuen Puzzlesteine, die sich historisch nicht ganz korrekt ihren Beitrag zu einem großen Ganzen leisten, waren Teile der Einrichtung und des Inventars eines Atombunkers, der einst nur wenige Meter entfernt Menschen Schutz im Falle eines Nuklearangriffs bieten sollte. Dort, wo heute die Polizei an der Bahnhofstraße die neue Wache Mitte eröffnet hat, befand sich einst ein Atombunker, der in einem möglichen Ernstfall seiner Funktion wohl kaum gerecht geworden wäre – ein kleiner Teil des Kalten Kriegs, ein kleiner Teil aus einer anderen Zeit.

Einblick in einen neuen Ausstellungsraum: Buntes Plastik-Geschirr sowie reichlich Toilettenpapier werden jetzt im Bunkermuseum gezeigt.
Einblick in einen neuen Ausstellungsraum: Buntes Plastik-Geschirr sowie reichlich Toilettenpapier werden jetzt im Bunkermuseum gezeigt. © Jens Stubbe

Historisch mag das Inventar eines Atombunkers in einem Weltkriegsbunker nicht ganz passen – für Michaela Beiderbeck aber macht es trotzdem Sinn, die Relikte an dieser Stelle zu präsentieren. „Es gibt viele alte Bunker im Ruhrgebiet, die nach dem Zweiten Weltkrieg zu Atombunkern umgebaut worden sind“, sagt die Frau, die den Betonklotz in der Hagener Innenstadt vor Jahren erworben, umgebaut und ein stetig wachsendes Museum eröffnet hat. „Unser Bunker zählte nicht dazu. Aber trotzdem haben wir auf diese Art die Möglichkeit, den Besuchern zu zeigen, was aus ähnlichen Bunkern geworden ist.“

Fotos zeigen Atombunker im Originalzustand

Auch Geschirr und Klopapier lagerte im Atombunker.
Auch Geschirr und Klopapier lagerte im Atombunker. © Jens Stubbe

In Räumen, die bislang noch das Stadttheater für seine Requisiten nutzte, ist jetzt ein Schutzraum nachgebaut. „Als wir 2014 erfahren haben, dass das Aral-Parkhaus, in dem ja der Bunker im Untergeschoss untergebracht war, verkauft worden war, haben wir uns beim neuen Besitzer um das Inventar bemüht“, so Michaela Beiderbeck. „Vor Ort haben wir Fotos gemacht, die den Atombunker noch im Originalzustand zeigen und die wir hier demnächst ausstellen wollen.“

Eingegliedert werden die neuen Räume auch in die Bunkertouren, die Ruven Recksik für die Volkshochschule in Kooperation mit dem Bunkermuseum anbietet. „Die Touren starten künftig im bisherigen Bereich hier an der Bergstraße“, sagt Michaela Beiderbeck, „dann geht es hinüber zum ehemaligen Atombunker, vorbei an der Körnerstraße, wo ja im März 1945 bei einem Volltreffer hunderte Menschen im Bunker starben und schließlich wieder ­zurück zur Bergstraße, wo wir dann zum ersten Mal die Inneneinrichtung des Atombunkers zeigen können.“

Caterina Valente sang im Bunker

Zu sehen ist all das in der ersten Etage des Bunkers, wo es in den Räumen gegenüber um die Geschichte des Betonklotzes nach dem Zweiten Weltkrieg geht. Da waren zum Beispiel ein Friseursalon, eine Fahrschule und ein Hotel im Bunker untergebracht. Und ein Jazzclub, in dem Klaus Doldinger (Komponist der Titelmusik von „Das Boot“ und „Tatort“) und Caterina Valente aufgetreten sind.