Hagen. . Hagen galt einst als die schönste Stadt in Südwestfalen. Eine Fotoausstellung im Bunkermuseum unterstreicht das.
Wie sollen sie sein, die Wände in einem Bunker? Karg. Keine Zierde. Wahrlich nicht. Aber wen hat das auch schon interessiert? Die Menschen, die hier vor 75 Jahren ausgeharrt haben, die hier um ihr Leben gezittert, die gebangt und gehofft haben? Bestimmt nicht. Sie haben gebetet, dass sie halten. Die Wände. Egal, wie sie aussehen.
Ein Teil der kargen Wände dieses Bunkers, der in seinem Zustand schon etwas sehr Besonderes ist, ist jetzt beklebt. Mehr als 350 Aufnahmen hängen in den Räumen im Obergeschoss. Sie stehen im Kontrast zu jenen Bildern, die im Bunkermuseum an der Bergstraße im Keller zu sehen sind: Dort treffen die Menschen auf das zerstörte Hagen. Auf Trümmer – erschaffen durch tausende Bomben der Alliierten.
Drei Geschosse zu besichtigen
„Wir wollten Hagen einmal anders zeigen“, sagt Michaela Beiderbeck, „viele Besucher haben heute gar keine Vorstellung mehr davon, welch wunderbare Jugendstil-Stadt Hagen einmal vor dem Zweiten Weltkrieg war – einst ausgezeichnet als schönste Stadt Südwestfalens.“ Dazu kommen Fotos, die Hagen nach dem Krieg zeigen. Im Wiederaufbau und danach.
Eröffnet wird die umfangreiche Bilder-Schau im jetzt erweiterten Bunkermuseum am kommenden Samstag, 12 Uhr. Michaela Beiderbeck hat die Fotos zusammengetragen und ergänzt durch Accessoires aus der jeweiligen Zeit. „Das ist eine gute Ergänzung zu dem, was wir ja schon länger in Kellergeschoss zeigen.“
Bunkerausstellung um zwei Ebenen erweitert
Dass die museale Fläche, die Michaela Beiderbeck gemeinsam mit ihrem Mann Gottfried an der Bergstraße geschaffen hat, jetzt um zwei Geschosse erweitert wird, ist Ergebnis eines langen und manchmal sehr zähen Genehmigungsprozesses. Denkmal- und nicht zuletzt Brandschutz spielten dabei eine große Rolle und gerieten auch immer wieder miteinander in Konflikt.
Jetzt sind zahlreiche weitere Räume eingerichtet und erinnern an die Geschichte des Beton-Kolosses in den Nachkriegsjahren. Bis in die 60er Jahre hinein war der Bunker an der Bergstraße ein Hotel, ein Friseure bot hier seine Dienste an, ein Fahrlehrer gab theoretischen Unterricht.
Caterina Valenta hat im Hagener Bunker gesungen
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Und nicht zuletzt war der Hagener Bunker auch Kulturstätte. „Ich habe unter anderem mit Klaus Doldinger telefoniert“, sagt Michaela Beiderbeck, „er kann sich noch an Jazz-Konzerte erinnern, die er in unserem Bunker gegeben hat und schaut, ob er noch Erinnerungsstücke aus jener Zeit findet, die er uns zur Verfügung stellen kann. Auch Caterina Valente ist hier aufgetreten.“
Mit klangvoller Stimme. Aber vor kargen Wänden.