Breckerfeld. . Besondere Menschen, besonderes Projekt: Christof Wippermann arbeitet mit Behinderten aus Breckerfeld und stellt bald ihre Werke aus.

Er drückt den Auslöser, guckt erwartungsvoll auf den Bildschirm des Tablets und stellt fest, dass sich nichts getan hat. Zweiter Versuch, gleiches Resultat. Nichts. „Der Seppel“, sagt Carsten, 46 Jahre alt, und lacht. Der Seppel, also der Auslöser, will erst im dritten Anlauf – was Carsten, der sich mit einer Gehhilfe nur langsam im Flur voranbewegen kann, noch einmal ein Lächeln entlockt. „Jetzt hat er geknipst, der Seppel“, sagt der Mann, der in der Homborner Werkstatt arbeitet, als er auf das Foto blickt. „Sieht doch gut aus.“

Dass der Seppel nicht will, mag auch daran liegen, dass der Carsten, der manchmal Schwierigkeiten hat, seine Hände zu koordinieren, ihn nicht richtig trifft. Was wiederum nicht weiter schlimm ist – denn Zeit spielt bei dieser Foto-Safari durch die Werkstätten an diesem Morgen nur eine unbedeutende Nebenrolle.

Farbe Geld steht auf dem Plan der Fotografen

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Melinda (24), Marco (27), Jörg (42), Carsten und der Seppel sind aber nicht alleine unterwegs. Christof Wippermann, professioneller Fotograf aus Breckerfeld, leitet diese Gruppe. Er hat die Kamera auf ein Stativ geschraubt und sie mit einem Tablet verbunden, auf dem die Mitglieder seiner Arbeitsgruppe die Ergebnisse quasi direkt verfolgen können.

Es geht um Farben. Gelb steht an diesem Tag auf dem Plan. „Gelb wie BVB“, sagt Carsten. – „Gelb wie Biene Maja“, sagt Marco. Gelb wie die Kiste, in der in der Werkstatt die Schrauben liegen. Gelb wie der Pfeiler im Flur. Gelb wie die Markierung auf dem Boden oder die Wand im Besprechungsraum, in dem sich die Foto-Gruppe immer wieder trifft. „Die Farbe steht im Vordergrund der Bilder“, sagt Christof Wippermann, „es geht um Detailaufnahmen, darum, wie die Fotos am Ende wirken. Die Ergebnisse sind immer wieder überraschend.“

Tablet ermöglicht allen die Teilnahme

Gelb müssen die Bilder sein: Menschen mit Behinderung gehen auf Fotosafari.
Gelb müssen die Bilder sein: Menschen mit Behinderung gehen auf Fotosafari. © Christof Wippermann

Drei Gruppen betreut Wippermann in der Homborner Werkstatt. Eine hat sich auf Porträts spezialisiert, die andere ist mit ihm gemeinsam in der Natur unterwegs. Die Dritte konzentriert sich auf Farben. Erst rot, dann blau und nun eben gelb. „Man kann natürlich nicht für jeden eine eigene Kamera anschaffen“, sagt Christof Wippermann. Also ziehen sie gemeinsam los und sammeln all die Aufnahmen auf dem Tablet. „So können alle zu jeder Zeit teilhaben. Auch, wenn sie selbst gerade nicht fotografieren.“

Dieses Foto-Projekt ist außergewöhnlich, ist besonders. Weil es abseits des manchmal monotonen Arbeitsalltags den Beteiligten ein wenig Freiraum schenkt – das gilt für Melinda, Marco, Jörg und Carsten.

Aber eben auch für Christof Wippermann, den Mann mit eigenem Studio in Breckerfeld. „Ich mache das total gerne“, sagt Christof Wippermann, „diejenigen, die sich hier einbringen, geben einem viel zurück. Jeder von ihnen ist so, wie er ist. Sie schätzen es, wenn man ganz normal mit ihnen umgeht. Sie kommen gern, sie haben Freude an dem, was wir machen.“

Ausstellung bei der Museumsnacht

Fotograf Christof Wippermann und Marco sichten die Bilder.
Fotograf Christof Wippermann und Marco sichten die Bilder. © Jens Stubbe

Was auch Moritz Vogel von Bethel Regional bestätigt. „ Es geht ja nicht nur darum, Menschen mit Behinderung eine Beschäftigungsmöglichkeit zu bieten. Wir wollen die Lebenspraxis erweitern, kulturelle Bildung spielt da eine Rolle. Die Fotoarbeit gibt den Menschen die Möglichkeit, sich und ihren Arbeitsplatz darzustellen.“

Eine Möglichkeit, die sie gemeinsam mit Christof Wippermann nutzen. Denn bei der Breckerfelder Museumsnacht am Freitag, 14. Juni, zeigen sie ihre Werke im Atelier von Christof Wippermann an der Denkmalstraße. „Ich will in diesem Jahr mal ganz bewusst keine Bilder zeigen, die ich gemacht habe“, sagt der Fotograf, „dafür stehen die Fotos und die Projekte im Fokus.“