Wehringhausen. . Gefahr: Die Hagener Forstleute befinden sich in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Borkenkäfer. Bald macht sich der Schädling wieder auf den Weg.
Kleine Krabbler, große Wirkung: Wenn der Borkenkäfer sich in den heimischen Wäldern auf den Weg macht, bricht bei Forstleuten operative Hektik aus. „Gut 5000 Festmeter Holz haben wir bereits aus dem Stadtwald herausgeholt, 500 Festmeter müssen noch weg“, hat das Team um Revierleiter Martin Holl noch ein straffes Programm zu bewältigen.
Seit 1956 artgerechter Lebensraum
Das Wildgehege wurde bereits im Jahr 1956 von Oberbürgermeister Fritz Steinhoff eröffnet.
Am heutigen Standort umfasst das etwa 13 Hektar große Areal einen artgerechten Lebensraum mit Laub- und Nadelholzbeständen, einer Wildwiese und einem Bachlauf.
Betroffen ist auch das Dam- und Muffelwildgehege im Wehringhauser Bachtal mit seiner schwierigen Topographie. „Die Waldbesucher müssen wissen: Alle Fichten mit brauner Krone sind tot.“
Seit dem Sturmtief Friederike im Januar vergangenen Jahres sind umgestürzte oder angeknickte Hölzer für die Käferpopulationen im wahrsten Wortsinne ein gefundenes Fressen. Besonders der extrem trockene Sommer 2018 lieferte den Insekten ideale Lebens- und Vermehrungsbedingungen. „Vermutlich hatten wir angesichts der hohen Temperaturen und anhaltenden Trockenheit bis in den Oktober hinein im vergangenen Jahr vier Käfergenerationen“, meint Holl.
Bei den starken, etwa 80 bis 100 Jahre alten Fichten gehen die Forstexperten von 25.000 Käfern pro Baum aus. Da sich die Schädlinge innerhalb von fünf Wochen wieder vermehren, gehen Hochrechnungen pro Stamm von bis 1,5 Millionen Schädlingen aus, die sich vorzugsweise durch absterbende Nadelbäume und Totholz bohren.
Spuren im weichen Waldboden
Vor diesem Hintergrund möchte der Wirtschaftsbetrieb Hagen unbedingt vor dem Frühjahr die schadhaften Stämme aus dem Wald befördern. Am liebsten bei hart gefrorenem Untergrund oder bei trockener Witterung, um mit dem schweren Gerät den angeweichten Untergrund nicht unnötig zu schädigen.
„Dazu gehört natürlich auch das Sammelgatter“, erläutert Revierleiter Holl die aktuellen Aktivitäten, die einerseits tiefe Reifenspuren in das Gehege pressen, aber vor allem die Tiere vollkommen aus dem Sichtfeld der Besucher verschwinden lassen: „Natürlich zieht sich das Wild zurück.“
Eine Beobachtung, die Oliver Lotz, Vorsitzender des Fördervereins Wildgehege im Wehringhauser Bachtal, nur unterstreichen kann: „An unserem Tierfutterautomaten spüren wir erhebliche Umsatzrückgänge“, kann er durchaus nachvollziehen, dass die Besucher nicht zugreifen, wenn Damwild sowie Muffelwidder und -schafe im Verborgenen ausharren. Dennoch hat er keinerlei Zweifel, dass sich noch immer ein Hirsch, sechs Alt- und diverse Jungtiere in dem eingezäunten Mischwald tummeln.
Spätestens bis April müssen die schadhaften Stämme aus dem Stadtwald verschwunden sein. Denn rund um die Ostertage schwärmen die Borkenkäfer wieder aus – und der Geruch von geschwächtem Holz lockt die Insekten quasi magisch an. Die wenige Millimeter kleinen Tiere bohren sich durch die Rinde, legen ihre typischen Gänge an und unterbrechen dabei die Versorgungsleitungen zwischen Baumwurzel und Krone.
Hoffen auf nasses Frühjahr
Dabei kann der Schädling sich auf eine durchaus stattliche Winterfestigkeit verlassen. Bereits im Herbst produziert er reichlich Zucker, der quasi als Frostschutzmittel dient. Meist verharren die Käfer bei klirrender Kälte in den Wurzelstöcken oder im Bodenstreu der befallenen Bäume.
Weniger günstig sind für die Tiere hingegen warme, nasse Winter, da sich in einer solchen Umgebung Pilze als Schwäche- und Krankheitserreger am raschesten entwickeln können. Ein Effekt, auf den auch Revierleiter Martin Holl setzt: „Uns wäre ein nasses, warmes Frühjahr am liebsten, damit die Borkenkäfer im Boden verfilzen. Ich hoffe also auf reichlich Regen in diesem März.“ Andernfalls fürchtet der Revierleiter, dass die Situation sich in diesem Jahr noch einmal verschärfen könnte: „Wenn das Wetter wieder so wird wie 2018, dann wird dies ein dramatisches Borkenkäfer-Jahr.“