Vorhalle. . Der CVJM in Hagen lädt zum Kräutertag in seinen Garten ein. Im Gespräch erläutert Kurt Ulbrich seine Idee einer christlich geprägten Ökologie.

Zum dritten Mal nach 2017 und 2018 lädt der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) am Sonntag, 12. Mai, alle Interessierten zum Kräutertag in den Naturgarten „Im Stell 2“ ein.

Geboten werden Kräuterexkursionen, ein Vortrag über Schmetterlinge sowie ein Büffet mit Leckerem aus der Natur. Zudem werden Tee, Sirup, Likör, Stauden, Kräuter und Gartenbücher verkauft.

Ein wahres Kleinod

Der Garten im Stell, ein wahres Kleinod, befindet sich seit 32 Jahren im Besitz des CVJM. Kurt Ulbrich, ehemals leitender CVJM-Sekretär in Hagen und seit seinem Eintritt in die Rente 2003 ehrenamtlich für die ökumenische Organisation tätig, hat die Entwicklung zum Naturparadies von Anfang an begleitet.

Ihr Garten Eden blühte ja eher im Verborgenen. Warum öffnen sie ihn neuerdings für die Allgemeinheit?

Ihr Garten Eden blühte ja eher im Verborgenen. Warum öffnen Sie ihn neuerdings für die Allgemeinheit?

Ulbrich: Weil wir den Menschen Mut machen wollen. Es besteht ja eine große Sehnsucht nach naturnahem Gärtnern, nach biologischen Produkten, nach Kräutern, Wald und allem, was damit zusammenhängt. Diesen Trend greifen wir auf, um den Besuchern einen schönen Tag im Garten zu schenken.

Kurz & Knapp

Wie ist der CVJM in den Besitz des Gartens gelangt?

Wir haben das 7000 Quadratmeter große Grundstück 1984 im Tausch von der Stadt Hagen erworben. Das Fachwerkhaus stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Wer wohnte denn dort?

 Das waren Kleinstbauern, Kötter genannt. Man spricht deshalb auch von einem Kotten.

Und wer kümmert sich darum?

Der Arbeitskreis Naturgarten im CVJM. Wir haben 15 Mitglieder und einen Arbeitseinsatz pro Woche. Wir bieten Pflanzenexkursionen, Öko-Wochenenden und Umwelttage für Kinder.

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Wie erklären Sie sich die neue Sehnsucht nach Natur?

Mit der zerstörten und verdreckten Umwelt, mit der eintönigen Landwirtschaft. Mit der Gentechnik. Mit dem lauten Stadtleben. Die Leute wollen Stille, Artenvielfalt, Natur. Es ist eine regelrechte Zurück-zur-Natur-Bewegung. Die Leute wollen wieder lernen. Viele können ja keine Pflanzen geschweige denn Vögel mehr benennen.

Im Stell gibt es vermutlich keine gentechnisch veränderten Pflanzen, oder?

Unsere Samen sind sauber. Wir bekommen sie von einem Bio-Gärtner, nicht aus Supertreibhäusern in Holland, von wo aus sie dann auf Lastwagen herangekarrt werden. Leider gibt es in Hagen, bis auf einen kleinen Betrieb in Holthausen, keine Gärtnerei mehr. Die großen Center haben die kleinen Unternehmen verdrängt. Oder nehmen Sie die Diskussion um das Verbot von Kies- und Schottergärten in Hagen. Wir wollen auch zeigen, wie einfach es ist, eine Naturgartenfläche anzulegen. Das macht gar nicht viel Arbeit. Es ist aber, anders als der Kiesgarten, ein Beitrag zur Erhaltung der Schöpfung. Wir wollen den Menschen zeigen: Jeder kann was machen, niemand muss sich einfach ergeben.

Das klingt nach einer Art Garten-Ethik

Der Garten in Vorhalle ist ein wahres Kleinod. Foto: Michael Kleinrensing
Der Garten in Vorhalle ist ein wahres Kleinod. Foto: Michael Kleinrensing

Hauses lasse ich die Stauden und Blumen wachsen, wie sie eben wachsen. Ich greife nicht ein. Es herrscht Artenvielfalt, und es kostet mich nichts. Aber ich habe jetzt festgestellt , dass sich an meinen Waldschlüsselblumen die Blüten vergrößern.

Weil es den Blumen so gut geht bei Ihnen?

Nein, sie müssen bestäubt worden sein von einer Biene, die vorher an einer gentechnisch veränderten Pflanze genascht haben muss. Von allein verändern sich Blumen nicht in dieser Weise.

Demnach sind wir der Gentechnik doch hilflos ausgeliefert?

Das will ich nicht sagen. Aber ich habe die Leute beobachtet, die Billigprimeln kaufen mit großen Blüten. Oder die Billigerde mit dem hohen Torfanteil, der aus dem Baltikum stammt. In Deutschland darf Torf gar nicht mehr abgebaut werden, und die wenigen Moore, die noch vorhanden sind, würden diese riesigen Mengen auch gar nicht mehr hergeben. Sicher, Garten- oder Blumenerde ohne Torf kostet drei Euro mehr pro Sack. Das muss man schon ausgeben wollen. Das ist, zu Ende gedacht, auch christlich.

Kräutertag am Sonntag im Naturgarten in Vorhalle

Der Kräutertag im Naturgarten des CVJM beginnt am Sonntag, 12. Mai, um 10 Uhr. Bis 12 Uhr finden Exkursionen mit Kräuterpädagogin Karola Wolff aus Kierspe statt.

Um 13 Uhr hält Schmetterlingsexperte Dr. Josef Bücker einen Vortrag über die Tagfalter Hagens.

In der Mittagszeit – zwischen 12 und 13 Uhr – öffnet die Hauswirtschaftsmeisterin Eleni Larga das Buffet. Es gibt Leckeres aus der Natur.

Durchgehend werden Biokräuter und Biostauden verkauft, zudem Gartenbücher.


Der Garten befindet sich in Vorhalle, Adresse: Im Stell 2. Besucher parken bitte an der Karl-Adam-Sporthalle (im Vossacker), von dort sind es nur fünf Gehminuten bis zum Veranstaltungsort. Infos: 919528, info@cvjm-hagen.de

Die Veranstaltung findet zum nunmehr dritten Mal statt. Die Gastgeber freuen sich, dass die Resonanz so positiv ist.

Inwiefern?

Das große Glaubensbekenntnis beginnt mit dem Satz: „Ich glaube an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“ Gut, wenn Gott der Schöpfer dieser Erde ist, dann will ich mich auch dafür engagieren. Übrigens hat Papst Franziskus diesem Gedanken einen kräftigen Impuls versetzt.

Ist der Papst ein Ökologe?

Das ist er durchaus. In seiner Enzyklika „Laudato si“ hat er die menschliche Wurzel der ökologischen Krise auf unserem Planeten gebrandmarkt. Da steht glasklar drin, was der Mensch alles angerichtet hat und dass das im Widerspruch zum Schöpfungsgedanken steht. Die Enzyklika ist ein Aufruf zu einer ganzheitlichen Ökologie.

Und daran orientiert sich der CVJM?

Der CVJM ist ökumenisch geprägt, nicht katholisch oder evangelisch. Aber mit einer christlich orientierten Ökologie, die nicht zuletzt mit einer christlichen Spiritualität im Einklang steht, können wir uns natürlich identifizieren. Wer die Natur zerstört, zerstört die Schöpfung.

Mit Kurt Ulbrich sprach Hubertus Heuel

>>Steckbrief<<

Kurt Ulbrich (77) stammt aus Essen und hat nach der Schule eine Ausbildung zum Starkstromelektriker absolviert. Später entdeckte er seine wahre Berufung und wechselte zum CVJM.


Nach dem Besuch der CVJM-Hochschule war er sechs Jahre lang in Bonn tätig und kümmerte sich um drogenabhängige Jugendliche.

1976 kam er als CVJM-Sekretär nach Hagen.

2003 ging Ulbrich, der seit 50 Jahren verheiratet ist und zwei Kinder hat, in den Ruhestand. Seitdem ist er ehrenamtlich für den CVJM tätig.