Hagen. . 44 Tage saß er in U-Haft: Er sollte auf einen Freeway Rider geschossen haben. Jetzt ist der Bandido wieder frei. Und es gab ein Geständnis.
Für zwei Bandidos war am Donnerstag vor Gericht ein wichtiger Tag: Im Rockerkrieg-Prozess vor dem Landgericht legte der Angeklagte (31) das angekündigte Geständnis ab: Ja, er habe zwei Schüsse auf den BMW abgegeben, in dem die zwei verfeindeten Freeway Riders saßen. Im Amtsgericht hingegen gab’s ein Happy-End für den Bandido-Boss (45), der in einem anderen Fall ebenfalls auf ein Freeway-Mitglied geschossen haben sollte. Er wurde von der Haftrichterin nach 44 Tagen U-Haft auf freien Fuß gesetzt.
Der erste Fall: Im anfänglich noch hochgesicherten Rockerkrieg-Prozess vor dem Schwurgericht soll bereits am Freitag das Urteil fallen. Es wird sich im Rahmen zwischen drei und dreieinhalb Jahren Haft einpendeln. Darauf hatten sich die Prozessbeteiligten vorab verständigt. Bedingung war jedoch ein Geständnis, dass der Bandido (31) am Donnerstag auch ablegte.
Schüsse sollten „nur erschrecken“
Er sei am 30. Oktober in seinem weißen Mercedes-Cabrio, mit Hund auf dem Beifahrersitz, über die Berliner Straße gefahren. Unterwegs sei ihm der schwarze BMW, besetzt mit den beiden Freeway Riders und einer Frau, entgegen gekommen. Am Baumarkt habe er gewendet und sei den Rocker-Rivalen gefolgt. Vorbei am Hauptbahnhof, dem Landgericht zur Autobahn. Immer hinterher.
In Höhe der Radaranlage auf der Saarlandstraße habe er sich „spontan entschlossen“, die Insassen im verfolgten Wagen „zu erschrecken“. Deshalb habe er unter seinen Autositz gegriffen – zu einer Pistole „Walther P22“ und mit dieser geschossen. Aus dem offenen Fenster und mit der linken Hand. Es fielen zwei Schüsse: „Ich wollte die Insassen wirklich nur erschrecken, aber nicht umbringen.“ Die Kugeln sollten auch „möglichst an den Insassen vorbei“ fliegen. Sie trafen den Tankdeckel.
„Viel gefährlicher ging es wohl nicht mehr“, wunderte sich Richter Marcus Teich, „mit links und im laufenden Verkehr. Wo der Schuss hingeht und was das für Folgen hat, kann man gar nicht abschätzen.“
Um 14.57 Uhr ein freier Mann
Der zweite Fall: Haftprüfungstermin im Amtsgericht. Der Bandidos-Boss, großkariertes schwarz-weißes Holzfällerhemd, wird von zwei Wachtmeistern in Handschellen vorgeführt. Er soll am 28. September mit einem Komplizen (31) am Bergischen Ring auf einen Kontrahenten (42) der verfeindeten Freeway Riders“ geschossen haben.
Doch der Vorwurf des „versuchten Totschlags“ gegen den kahlgeschorenen Rocker-Chef, der im Februar von einem SEK festgenommen wurde, lässt sicht offenbar nicht halten. „Mein Mandant hat nicht geschossen“, sagt Verteidiger Reinhard Peters, „nur den Mercedes etwas demoliert und einen Reifen zerstochen.“ Übrig bleibt wohl nur noch Sachbeschädigung. Um 14.57 Uhr hebt die Haftrichterin den Haftbefehl 67 Gs 662/19 auf. Der Bandidos-Boss ist ein freier Mann.