Hagen. . Aus dem ganzen Ruhrgebiet sind kommunale Verwaltungsangestellte nach Hagen gekommen, um mit Dutzenden engagierten Jugendlichen zu diskutieren.

Die „Fridays for Future“-Bewegung hat es eindrucksvoll bewiesen: Die junge Generation, die oft als äußerst unpolitisch angesehen wird, ist aktiv, stellt Forderungen an die Politik und will gehört werden. Damit die Belange von Jugendlichen auch bei wichtigen Entscheidungsträgern ankommen, sind im Hagener Rathaus etwa 80 kommunale Verwaltungsangestellte mit Dutzenden engagierten Jugendlichen zu einer „Aktivierungskonferenz“ zusammengekommen. Dazu reisten Fachkräfte der Jugendarbeit aus dem ganzen Ruhrgebiet nach Hagen, um schließlich die Jugendbeteiligung in ihren Kommunen stärken zu können.

Jugendliche so früh wie möglich beteiligen

Wie das konkret aussehen kann, präsentierte unter anderem Christian Brüninghoff vom Landesjugendring. Er moderierte die Veranstaltung des „Netzwerks Jugendpolitik NRW“ bereits in weiteren Städten im Land und stellte nun auch in Hagen klar: „Alle Politikfelder betreffen die Jugend: ob Mobilität, Kultur oder Finanzen.“

Deswegen sei es wichtig, Jugendliche so früh wie möglich zu beteiligen und zum Beispiel Umfragen unter ihnen durchzuführen, um zu erfahren, was ihnen wirklich wichtig ist. Auch ein Senken des Wahlalters bringt er gegenüber den Konferenz-Teilnehmern ins Spiel. Diese haben es sich unter anderem zum Ziel gesetzt, Jugendliche früh politisch zu sozialisieren, um zu verhindern, dass sie sich später radikalen politischen Gruppierungen anschließen. Darüber, wie sich so eine neue Beteiligungskultur in den einzelnen Kommunen umsetzen lässt, diskutierten die Anwesenden in mehreren Gruppen, die sich zwanglos zusammensetzten und sich im Rathaus an Flipcharts, Pinnwänden oder schlicht auf einer Couch, versammelten.

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In diesen mal kleinen, mal größeren Gruppen, widmete man sich etwa der Frage, wie Jugendliche wieder für langfristiges Engagement begeistern werden können. Dem zugrunde liegt die Beobachtung, dass junge Menschen zwar durchaus punktuell aktiv werden, sich jedoch immer seltener politischen Jugendorganisationen anschließen. Ob es um Klimaschutz oder die europäische Reform des Urheberrechts geht – in den letzten Monaten gingen hunderttausende Jugendliche für ihre Interessen auf die Straße und gaben ihrer Generation damit ein völlig neues Gesicht. Das Engagement in politischen Jugendverbänden nimmt jedoch seit Jahren ab. Eine weitere Gruppe tauschte sich darüber aus, wie man Jugendliche überhaupt für Politik interessieren kann.

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Jugendliche wollen ernster genommen werden

Einer der mitdiskutierenden Jugendlichen ist der 20-jährige Markus Reuter. Er fühlt sich von der Politik zum Teil nicht ernstgenommen: „Die aktuellen Demonstrationen werden zwar wahrgenommen, die Politiker reagieren aber trotzdem nicht.“ Reuter wünscht sich, dass die Politik Jugendliche mehr nach ihrer Meinung fragt, zum Beispiel durch Umfragen.

Extra Stadt wie Hagen für Konferenz ausgesucht

Das Netzwerk Jugendpolitik NRW ist ein bundesweit einmaliger Zusammenschluss der Landesjugendämter im Rheinland und Westfalen-Lippe mit den großen Trägern der Jugendarbeit in NRW.

Hagen, Wesel und Aachen sind Standorte, die eher abseits der etablierten Zentren für landesweite Veranstaltungen liegen. Diese hat das Netzwerk bewusst gewählt.

Christian Brüninghoff bemängelt ebenfalls fehlende Rücksicht der Politik auf die Jugend: „Ein Fünftel der Gesellschaft diskutiert nicht mit. Und ausgerechnet das Fünftel, das von der heutigen Politik am längsten betroffen sein wird.“ Einen subventionierten Jugendring, wie es ihn in Hagen gibt, gebe es in nur in acht Prozent der NRW-Kommunen. Genau solche Strukturen seien wichtig, um jugendliches Interesse zu fördern und junge Menschen gesellschaftlich einzubinden.

Bei der Aktivierungskonferenz hatten die verschiedenen Kommunen die Möglichkeit, sich auszutauschen und den Grundstein dafür zu legen, dass die Entscheider von morgen schon heute Verantwortung übernehmen können.