Hagen. . Die Stadt Hagen hat dem Verein Pfoetchenalarm untersagt, Hunde aus Rumänien nach Deutschland zu vermitteln. Grund: ein Verstoß gegen Auflagen.

Mischlingswelpe Buddy war erst ein halbes Jahr alt, als er nach qualvollem Todeskampf in einer Tierklinik eingeschläfert werden musste. Die Autopsie ergab, dass er an Staupe litt, der Virus bereits sein Gehirn befallen hatte, berichtet Besitzerin Katrin Behrendt und fiel aus allen Wolken: „Wir dachten, er sei geimpft gewesen. Das hatte uns der Verein doch zugesichert.“

Buddy stammte aus dem rumänischen Braila, wo er als Straßenhund vor sich hinvegetiert haben soll. So hatte es Katrin Behrendt gegenüber jedenfalls der Verein Pfoetchenalarm aus Hagen behauptet, der den kleinen Hund gegen eine „Schutzgebühr“ von 350 Euro nach Deutschland vermittelte. Inzwischen hat das städtische Umweltamt dem Verein den Import von Hunden untersagt. Ein Grund dafür: „Der Verein hat die vereinbarte Anzahl von Hunden um das Zehnfache überschritten“, so Clara Berwe, Sprecherin der Stadt Hagen.

Erlaubnis für 20 bis 30 Hunde

Tatsächlich hatte die Stadt dem Verein im Januar 2015 die tierschutzrechtliche Erlaubnis erteilt, 20 bis 30 Hunde pro Jahr aus Rumänien nach Deutschland zu bringen. Allerdings war diese Genehmigung mit der Auflage verbunden, die Stadt über wesentliche Änderungen der Vereinsaktivitäten auf dem Laufenden zu halten.

Allein 2017 soll Pfoetchenalarm jedoch 271 Vierbeiner vermittelt haben, im darauf folgenden Jahr waren es allein von Januar bis August noch einmal 102 Hunde.

Genehmigung widerrufen

Daraufhin widerrief die Stadt die tierschutzrechtliche Genehmigung, denn von dieser exorbitanten Zunahme hatte sie nicht, wie vorgeschrieben, von Vereinsseite erfahren, sondern durch Hundebesitzer wie Katrin Behrendt, die Pfoet­chenalarm vorwerfen, allein aus pekuniären Motiven einen schwunghaften Hundehandel aufgezogen zu haben: „Man hat uns versichert, Buddy sei gesund. Dabei muss er schon in Rumänien an Staupe erkrankt sein. Er hat jämmerlich gelitten, konnte nicht mehr essen und trinken, die Beine sind ihm weggeknickt. Und unsere Kinder mussten das alles miterleben. Es war traumatisch.“

4500 Euro habe sie in seine Behandlung investiert – alles umsonst.

Sensibles Tätigkeitsfeld

Zudem wirft das Umweltamt dem Verein „eine nicht beantragte Verlagerung der Aktivitäten von Hagen in den EN-Kreis“ vor. Gemeint ist ein Wechsel im Vorstand von Pfoetchenalarm, schließlich will die Behörde wissen, mit welchen Personen sie es bei einem so sensiblen Tätigkeitsfeld wie dem Import lebender Kreaturen zu tun hat.

Den Vorsitz hat inzwischen Heike Peschner aus Breckerfeld inne, die dieses Versäumnis freimütig zugibt: „Ehrlich gesagt: Wir wussten nicht, dass wir die Stadt über einen Vorstandswechsel ins Bild setzen müssen.“ Von geschäftlichen Interessen im Zusammenhang mit der Hundevermittlung könne jedoch keine Rede sein, Pfoetchenalarm gehe es einzig um den Tierschutz.

Gebühr deckt nur die Kosten

Die in den behördlichen Akten dokumentierte Anzahl von 271 Hunden im Jahr 2017 stimme zudem nicht: „Es waren höchstens 60 Hunde. Das sind zwar immer noch doppelt so viele wie gestattet, aber eben nicht das Zehnfache.“ Offenbar sei das vom Verein genutzte Importsystem nicht zuverlässig: „Wir sind auf die Ehrlichkeit der Transporteure angewiesen. Selbst kon­trollieren können wir das nicht.“ Eine Gebühr von 350 Euro sei angesichts der Transport-, Impf- und Chipkosten kaum geeignet, um Geld zu verdienen: „Im Gegenteil. Für den Verein bleibt kaum etwas übrig. Uns geht es allein um die Rettung der Hunde. In Rumänien werden sie an Haltestellen aufgehängt oder von Brücken geworfen.“

„Blaulichtpfoten – Im Einsatz für Tiere“

In Hagen setzt sich der Verein „Blaulichtpfoten – Im Einsatz für Tiere“, der u.a. eine Schutzstation für herrenlose Hunde im rumänischen Braila unterstützt.

Gegründet wurde dieser Verein von der Polizeibeamtin Maike Schmidt. Er kooperiert außerdem mit zwei Tierschutzvereinen in Rumänien.

Die Verantwortung für den Tod von Buddy weist der Verein von sich: „Es ist einfach unfair, welche Hetzkampagne gegen uns losgetreten worden ist.“

Tatsächlich wird mit harten Bandagen gekämpft, ist von Verleumdungen, Strafanzeigen, zerkratzten Autos und Unterlassungserklärungen die Rede. Zudem hatte Pfoet­chenalarm beim Verwaltungsgericht in Arnsberg gegen den Widerrufsbescheid der Stadt Hagen geklagt und gleichzeitig Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz gestellt. Doch das Gericht lehnte den Eilantrag ab und erklärte, die Stadt habe dem Verein zurecht die Einfuhr der Hunde untersagt.

Daraufhin zog Pfoetchenalarm die Klage zurück.