Hagen. . Das Wetternetz Hagen zeigt Live-Bilder aus der Stadt mit mehreren Webcams – auch den Blick in die Falken-Brutstube. Wir zeigen den Weg dorthin.

Weit schweift der Blick ins Lennetal, hinter der Fernuni sieht man das Kaiser-Wilhelm-Denkmal aufragen, auf anderen Fotos wiederum ist die Hagener Innenstadt in wechselnden Perspektiven zu sehen. Die Arbeitsgruppe Wetternetz Hagen, deren Mitglieder zur Volkssternwarte am Eugen-Richter-Turm gehören, dokumentiert das Wetter in der Stadt seit neuestem mit mehreren Webcams (Internet-Kameras), die hochauflösende Bilder aus Hagen liefern.

Alle zehn Minuten wird eine neue Aufnahme ins Netz gestellt (die Kamera auf der Sternwarte löst sogar alle zwei Minuten aus). „So können alle Bürger live auf unserer Internetseite webcam.wetter-hagen.info mitverfolgen, welches Wetter gerade in der Stadt herrscht“, berichtet Hobby-Meteorologe Bastian Rissling, der das Wetternetz betreibt.

Spiegelreflexkameras

Anders als bei vielen Webcams im Internet handelt es sich bei den auf der Fachhochschule Südwestfalen, der Sternwarte und dem Schornstein der Müllverbrennungsanlage montierten Geräten nicht um herkömmliche IP-Kameras, sondern digitale Spiegelreflexapparate, die eine längere Belichtung ermöglichen und entsprechend qualitätsvolle Aufnahmen liefern.

So sind Wolkenstrukturen, Regenbögen und Gewitterblitze auszumachen, selbst Polarlichter wollen die Astronomen im Bild festhalten. Sogar die Sterne sind nachts zu erkennen. „Neben der meteorologischen geht es uns eben auch um die astronomische Beobachtung“, sagt Fritz Schaumann.

Die Privatsphäre der Hagener Bevölkerung bleibt natürlich gewahrt, die Kameras können keine Wohnungen ausspähen, Kennzeichen identifizierbar machen oder ähnliches. Wenn notwendig, werden Ausschnitte der Fotos weichgezeichnet oder verpixelt.

Tiere werden nicht gestört

Eine Ausnahme bildet die Behausung des Wanderfalken auf dem 86 Meter hohen MVA-Schornstein, wo eine Kamera – unsere Zeitung berichtete darüber – den Brutvorgang der Vogelfamilie dokumentiert. Inzwischen sind drei Junge geschlüpft, die Kamera liefert spektakuläre Bilder vom Anflug des Vogelvaters mit Beute in den Krallen. Die Tiere werden dabei nicht gestört, darauf legt Bastian Rissling Wert: „Die Kamera blinkt nicht oder macht Geräusche.“

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Nicht nur aktuelle Informationen über das Wetter liefern die Kameras, per Klick auf eine Zeitleiste lassen sich auch optische Eindrücke aus der Vergangenheit noch einmal vergegenwärtigen. Bis zum 28. Dezember reichen die Fotos zurück.

Frappierende Nachtaufnahmen

Besonders frappierend sind die Nachtaufnahmen, sie zeigen die Stadt als wahres Lichtermeer und lassen erkennen, warum Umweltschützer von Lichtverschmutzung sprechen. Auch die Wolken über Hagen erscheinen in den Nächten hell, sie werfen das Licht der Stadt zurück und werden dadurch überhaupt erst sichtbar. In einer lichtlosen Wüste, erläutert Dirk Panczyk, Vorsitzender des Vereins der Volkssternwarte, würden Wolken vor dem Nachthimmel dagegen unsichtbar bleiben und nur als schwarzes Loch erkennbar sein.

Über Geld spricht man im Wetternetz Hagen nicht und dann doch. Wie viel sie an privaten Mitteln in die Kameras und den Aufbau der entsprechenden Hard- und Software investiert haben, wollen Rissling und Schaumann nicht verraten. Andererseits wären sie ausgesprochen dankbar, wenn sich Sponsoren fänden, die ihr anspruchsvolles Projekt unterstützen.

Immerhin ist alle neun Monate eine neue Kamera fällig, dann haben die Geräte 160.000 Mal ausgelöst und gehen früher oder später kaputt.