Hagen. . Ein Überfall auf die Western-Union-Filiale in Hagen war wohl nur vorgetäuscht. Immer mehr Details zur Rolle der Bankangestellten werden bekannt.
Der offenbar nur vorgetäuschte Überfall auf die Western-Union-Filiale an der Elberfelder Straße, bei dem im Januar letzten Jahres 137.000 Euro erbeutet wurden, könnte für die daran wohl mitbeteiligte Bankangestellte (32) ein gravierendes Nachspiel haben: Nach Informationen dieser Zeitung dürfte sie eine Anklage erwarten.
Am zweiten Verhandlungstag vor der 9. Großen Strafkammer des Landgerichts kamen weitere Einzelheiten der Tat, die in Wahrheit nur eine abgekartete Inszenierung gewesen sein soll, ans Licht: Die akute Geldnot sei das Motiv für den fingierten Überfall gewesen. Das berichtete ein Polizist als Zeuge.Bei einem Kreditvermittler hatte sie sich noch 35.000 Euro verschaffen wollen. Auch sonst gibt es zahlreiche Auffälligkeiten.
Als DHL-Bote verkleidet
So rief sie nach dem angeblichen Überfall nicht sofort die Polizei an, sondern telefonierte zunächst mit einer Kollegin, die sich in Rumänien aufhielt, sowie mit einer weiteren Kollegin, die im Zug von Gelsenkirchen nach Hagen saß, um beiden Frauen zu berichten, was ihr gerade „Schlimmes passiert“ sei. Durch die zwei Telefonate verstrich viel unnötige Zeit – so kam es, dass die Polizei erst mit 40-minütiger Verspätung über den „Bankraub“ informiert wurde. „Sie brauchte dieses große Zeitfenster, damit sich der als DHL-Paketbote verkleidete Kompagnon weit vom Tatort entfernen konnte“, ist sich der damals für Hagen zuständige Western-Union-Regionalleiter im Zeugenstand sicher: „Die Polizeiwache ist doch nur 200 Meter entfernt. Die Beamten wären sonst zu schnell vor Ort gewesen.“
Klage vor Arbeitsgericht erfolgreich
Angeklagter legt zu Prozessbeginn Geständnis ab
Im Landgericht ist seit dem 26. Februar ein Iserlohner (26) wegen schweren Raubes angeklagt. Er soll am 11. Januar 2018 – als DHL-Paketbote verkleidet – die Western-Union-Filiale in der City ausgeraubt und dabei gut 137.000 Euro erbeutet haben.
Bereits am ersten Verhandlungstag legte der Angeklagte ein Geständnis ab. Er gab glaubhaft an, dass der Überfall nur vorgetäuscht war. Die Bankangestellte hätte ihn angestiftet. Das Gericht setzte daraufhin den Haftbefehl unter Auflagen außer Vollzug.
An der Bankangestellten, die seit 2013 für das amerikanische Geldinstitut tätig war, lässt er – als ihr ehemaliger Chef – kein gutes Haar: „Die einzige Kontinuität, die ich in ihrer Arbeitsleistung erkennen konnte, war manipulative Faulheit und Unzuverlässigkeit.“ Und: „Ich hätte diese Dame niemals eingestellt.“ Western-Union hatte sie sogar schon mal entlassen. „Doch sie zog vors Arbeitsgericht und klagte sich an ihren Arbeitsplatz zurück.“
Schon kurz nach dem angeblichen Überfall war die „überfallene“ Western-Union-Frau in den Fokus der Ermittler geraten. Ihre beiden Handys wurden abgehört und ausgewertet.