Hagen. . Nächster Planungsfehler am Schumacher-Museum: Weil eine Belüftung falsch kalkuliert wurde, muss die Stadt Hagen nachbessern. Das wird teuer.
Die unendliche Geschichte um Fehlplanungen und Baumängel rund um den Gebäudekomplex Emil-Schumacher-Museum muss um ein neues Kapitel ergänzt werden. Und zwar um ein äußerst kostspieliges. Für mindestens 450.000 Euro muss die Belüftungsanlage im Restaurant „Novy’s“ ausgetauscht werden. Das Gebäude, in dem auch die Schumacher-Stiftung residiert, ist noch keine zehn Jahre alt.
Allerdings: Zunächst war man in der Planungsphase nach WP-Informationen davon ausgegangen, dass lediglich ein Bistro eingerichtet werden sollte. Dann allerdings schwenkten die Verantwortlichen auf einen Restaurantbetrieb um – ohne allerdings die Kapazitäten anzupassen. „Die Anlage, so wie sie heute verbaut ist, wäre gar nicht mehr genehmigungsfähig“, so Baudezernent Thomas Grothe.
Stadt Hagen ist zur Sanierung verpflichtet
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Jetzt, so erklärt Grothe weiter, wolle man im Einvernehmen mit dem Pächter (Krombacher-Brauerei) und den Betreibern (Tamara und Thomas Bielefeld) komplett sanieren. „Dazu haben wir eine rechtliche Verpflichtung“, so Grothe. „Die Anlage reicht für die gastronomischen Anforderungen nicht aus.“
Be- und entlüftet wird bislang über ein langes Leitungssystem, das durch den Keller des „Novy’s“-Gebäudes in das Schumacher-Museum hinein führt und schließlich auf dem Dach des gläsernen Gebäudes herauskommt. Immer wieder mussten die Leitungen in der Vergangenheit aufwändig von Fettrückständen befreit werden. Künftig soll über das Dach des Restaurant- und Verwaltungsbaus selbst entlüftet werden. Allerdings: Dort befindet sich eine Photovoltaik-Anlage, die vom Dach verschwinden soll.
Betrieb des Restaurants „Novy’s“ nicht beeinträchtigt
„Dass man eher zufällig von der Summe erfährt, ist ein Skandal“
Hintergangen fühlen sich angesichts der Investition von 450 000 Euro Teile der Hagener Politik: „Ich finde es schon merkwürdig, dass eine solche Summe erst ans Tageslicht kommt, wenn man gezielt nachfragt“, so SPD-Ratsherr Werner König, „ich hätte mir doch sehr gewünscht, dass man in einem solchen Fall von Verwaltungsseite bewusst in die Offensive geht. Dass man eher zufällig von der Summe erfährt, ist ein Skandal.“ Auch inhaltlich müsse man nacharbeiten. „Man muss die Frage nach den Verantwortlichen stellen“, so König mit Blick auf Verträge und Absprachen vor mehr als zehn Jahren.
Der Restaurant-Betrieb wird von den Sanierungsarbeiten, die kurzfristig beginnen sollen, nicht beeinträchtigt. Auf dem Fußweg an der Prentzelstraße soll ein zwölf Meter langer Küchencontainer mit umfänglicher Ausstattung aufgestellt werden. Von dort aus gibt es einen überdachten Gang hin zu einem Seiteneingang, an dem eigens eine elektrische Tür eingebaut wird. Die können dann per Knopfdruck auch Kellner öffnen, die mehrere Teller gleichzeitig tragen.
Die Mietkosten für den Container seien bereits in der Gesamtsumme enthalten, so Grothe. „Ich gehe davon aus, dass wir dieses Budget halten“, so der Dezernent, „allerdings handelt es sich um eine erste Schätzung der Planer.“
Erst Anfrage bringt das Ausmaß ans Tageslicht
Herausgekommen sind die hohen Kosten erst durch eine Anfrage, die der SPD-Ratsherr Werner König am 21. Februar im Rat der Stadt Hagen gestellt und die Oberbürgermeister Erik O. Schulz jetzt beantwortet hat.
„Die Sanierung der raumlufttechnischen Anlagen ist zwingend erforderlich, um eine Stilllegung des Restaurantbetriebs abzuwenden“, heißt es da. Es bestehe eine rechtliche Verpflichtung aus dem Pachtvertrag, eine technisch einwandfreie Anlage bereitzustellen. Zudem entspreche dies dem politisch gewollten Gesamtkonzept eines Museumskomplexes einschließlich Restaurant.
Pachtvertrag für weitere fünf Jahre
Thomas Bielefeld blickt der Sanierung mit einer gewissen Skepsis entgegen: „Aber ursprünglich war sogar mal von einer viermonatigen Schließung die Rede. Das wäre gleichbedeutend mit dem Aus für das ,Novy’s’ gewesen“, so der Gastronom, der auf Unterlagen verweist, in denen von vornherein klar von einem Restaurant- und nicht von einem Bistrobetrieb die Rede ist. „Wir sind in dem ganzen Spiel die Leidtragenden, nicht die Verursacher.“
Krombacher-Brauerei und Gastro-Paar sind im Sommer seit zehn Jahren an dieser Stelle im Geschäft. Der Vertrag mit der Stadt hat sich durch eine Option gerade erst um fünf weitere Jahre verlängert. „Für uns steht fest: Bis zum Spätsommer müssen die Arbeiten erledigt sein“, unterstreicht Thomas Bielefeld, dass sich im Herbst ein Betrieb mit provisorischer Küche hinter dem Haus nicht mehr umsetzen lasse.
Hagener Politiker fühlen sich hintergangen
Hintergangen fühlen sich angesichts der Investition von 450 000 Euro Teile der Hagener Politik: „Ich finde es schon merkwürdig, dass eine solche Summe erst ans Tageslicht kommt, wenn man gezielt nachfragt“, so SPD-Ratsherr Werner König, „ich hätte mir doch sehr gewünscht, dass man in einem solchen Fall von Verwaltungsseite bewusst in die Offensive geht. Dass man eher zufällig von der Summe erfährt, ist ein Skandal.“
Auch inhaltlich müsse man nacharbeiten. „Man muss die Frage nach den Verantwortlichen stellen“, so König mit Blick auf Verträge und Absprachen vor mehr als zehn Jahren.