Hagen. . Neue Details im Hagener Rockerkrieg vor dem Mordversuch-Prozess: 31-jähriger Bandido fuhr das Mercedes Cabrio. Aber hat er auch geschossen?

Wenn am 25. März der erste Strafprozess im Hagener Rockerkrieg beginnt, dann werden am Landgericht verstärkte Sicherheitsmaßnahmen gestartet. Das hat Gerichtssprecher Bernhard Kuchler der WESTFALENPOST bestätigt. „Welche Maßnahmen genau ergriffen werden, wird noch mit den Experten der Polizei abgestimmt.“

Vor Gericht muss sich, wie berichtet, ein 31-jähriger Hagener wegen versuchten Mordes verantworten. Das Mitglied der Rocker-Gruppierung Bandidos soll mit verantwortlich sein für die Schüsse an der Saarlandstraße, die Mitte Oktober auf ein Mitglied der verfeindeten Freeway Riders und dessen Begleiterin abgegeben wurden.

Auch Radaranlage wurde von Schuss getroffen

Die Anklage geht davon aus, dass aus einem fahrenden Mercedes Cabrio, in dem der Bandido saß, auf den ebenfalls fahrenden BMW, in dem das Freeway-Riders-Mitglied und seine Begleiterin saßen, geschossen wurde. Getroffen wurde dabei übrigens auch die Radaranlage an der Saarlandstraße. Der 31-jährige Angeklagte saß nach den bisherigen Ermittlungen am Steuer des Mercedes Cabrio.

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Ob er auch selbst geschossen hat, ist indes noch unklar. Die Ermittler gehen davon aus, dass es einen Beifahrer gegeben hat. Dessen Identität ist aber wohl noch unklar. Kurz nach der Attacke auf der Saarlandstraße war neben dem 31-Jährigen auch ein 34-Jähriger von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei festgenommen worden. Er kam aber wenig später wieder auf freien Fuß.

Ist Mord-Vorwurf nachweisbar

Für eine Verurteilung wegen versuchten Mordes aus Heimtücke – dies wirft die Staatsanwaltschaft dem 31-jährigen in ihrer Anklage vor – müsste der Angeklagte aber nicht unbedingt selbst geschossen haben. Dass er als Fahrer des Tatfahrzeugs Beihilfe geleistet hat, könnte schon für eine Verurteilung wegen Mordversuchs reichen. Sein Rechtsanwalt Reinhard Peters auch Bochum, der schon mehrfach in Verfahren Bandidos vertreten hat, hat indes Zweifel geäußert, ob hier tatsächlich von einem Mordversuch ausgegangen werden könne.

Auch wenn der Prozessstart schon terminiert ist, hat die zuständige Kammer am Landgericht das Verfahren formal noch nicht eröffnet. Sprich: Die Richter müssen noch prüfen, ob nach der Anklage ein hinreichender Tatverdacht gegen den 31-Jährigen begründet ist. Da die Richter aber bereits bei einem Haftprüfungstermin einen dringenden Tatverdacht bejaht (dies ist weitergehend als „hinreichend“) und eine Fortdauer der Untersuchungshaft angeordnet hatten, gilt dies als wahrscheinlich.

Ermittlung wegen eines weiteren Tötungsdelikts

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Gegen den 31-Jährigen wird inzwischen auch wegen eines anderen versuchten Tötungsdelikts ermittelt. Er soll beteiligt gewesen sein an Schüssen, die am 28. September auf ein Freeway-Riders-Mitglied am Bergischen Ring abgegeben wurden. In dem Zusammenhang war in der vergangenen Woche der Präsident des Hagener Bandidos-Chapters (44) von einem SEK in Hagen festgenommen worden.

„Rockerkrieg“ seit Sommer 2018

Die Freeway Riders sind seit fast 45 Jahren in Hagen ansässig, hier ist auch ihr Hauptquartier. Jahrelang galt die Szene in der Volmestadt als ruhig. Das hat sich geändert, seit seit etwa zwei Jahre die Bandidos versuchen, in Hagen Fuß zu fassen. Seit vergangenem Sommer ist die Situation eskaliert. Es gab mehrere, zum Teil blutige Attacken.

Neben den Fällen an der Saarlandstraße und am Bergischen Ring wurde an einer Tankstelle in Eilpe ein Bandios-Mitglied niedergestochen und lebensgefährlich verletzt. Am selben Tag war am Tücking ein Schuss auf ein Freeway-Riders-Mitglied abgegeben worden. Anfang Oktober dann war ein Bandidos-Mitglied auf der Frankfurter Straße niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt worden. Unter anderem soll der 56-jährige Präsident des Hagener Freeway-Riders -Chapters dafür verantwortlich sein. Er war im Dezember bei einer Groß-Razzia festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.