Hagen. . Verkehrsdirektor Michael Hoffmann gibt eine schmerzhafte Strategie aus: mehr Strafzettel gegen Eltern-Taxis.

Die Hagener Polizei schlägt Alarm. Was die WESTFALENPOST an einem Fall vor dem Albrecht-Dürer-Gymnasium vor einigen Wochen exemplarisch beschrieben hat, wertet das Verkehrskommissariat der Polizei als ein viel größeres Problem als der Öffentlichkeit bislang bekannt ist. Denn die Zahl der Kinderunfälle steigt in Hagen stetig. Und laut Verkehrsdirektor Michael Hoffmann liegt die Vermutung nahe, dass das mit der Vielzahl so genannter „Eltern-Taxis“ zu tun hat. Also Eltern, die ihre Kinder zur Schule fahren oder von dort wieder abholen.

Michael Hoffmann ist Verkehrsdirektor der Hagener Polizei.
Michael Hoffmann ist Verkehrsdirektor der Hagener Polizei. © Michael Kleinrensing

Welch tragische Folgen der immer stärker werdende Trend zum Eltern-Taxi haben kann, zeigt ein furchtbares Beispiel aus Mönchengladbach Mitte Dezember. Ein achtjähriges Mädchen steigt vor ihrer Grundschule aus dem Auto seiner Eltern aus, um zur Schule zu gehen. Die Achtjährige geht hinter dem Auto auf die Straße, um die gepflasterte Fahrbahn zu überqueren. Plötzlich überfährt ein Mercedes-SUV das Kind und verletzt es tödlich.

Einen solchen Fall hat es in Hagen zwar noch nicht gegeben. „Aber Verkehrssicherheit lernt man nicht auf dem Rücksitz. Ich halte diesen immer stärker werdenden Trend mit Blick auf die Unfallstatistik in Hagen für hoch problematisch. Weil die Kinder auf dem Weg zur Schule oder zurück nach Hause nicht lernen, Gefahren und Risiken sicher und vernünftig abzuschätzen, geschehen ihnen immer mehr Unfälle in Hagen in der Zeit von 15 bis 18 Uhr“, erklärt der Verkehrsdirektor der Hagener Polizei, Michael Hoffmann. Er könne es wissenschaftlich noch nicht beweisen, doch die Vermutung liege nahe, dass das auch auf die Eltern-Taxis zurückzuführen sei.

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Polizei verfolgt neue Strategie

Vor Hagens Schulen und Kindergärten beobachtet man zuletzt immer häufiger Polizisten, die Strafzettel an parkende Autos heften. „Und das werden Sie im Jahr 2019 noch viel häufiger beobachten. Natürlich: Erstmal ahnden wir damit nur das vor vielen Schulen und Kitas geltende Halteverbot. Aber es ist auch der strategische Ansatz, dadurch einen Nebeneffekt zu erzielen. Über die Strafzettel versuchen wir, Verkehrserziehung zu steuern und dafür zu sorgen, dass sich mehr Kinder in Hagen wieder selbstständig auf den Weg zur Schule machen. Für ihre Sicherheit in der Zukunft ist das besser“, sagt Hoffmann.

Keine Schikane gegen die betroffenen Eltern

Es handele sich nicht um polizeiliche Schikane gegen die Eltern. Vielmehr tue man das für die zukünftige Sicherheit der Kinder dieser Stadt. „Ich will bei der Verkündung von Unfallstatistiken nicht weiter erzählen müssen, dass über 70 Kinder in Hagen jährlich schwere Unfälle erleben müssen. 50 Prozent von ihnen aktiv, also durch ein falsches und unangemessenes Verhalten im Straßenverkehr. Jetzt können Sie sagen: 70 ist doch nicht viel in einer Stadt mit 197.000 Einwohnern. Doch ist es. Viel zu viel sogar. Und da werden wir ganz genau hinsehen“, so Hoffmann.

Im nächsten Schritt will sich Hoffmann auch an die Hagener Gesamtbevölkerung wenden und gezielt fragen, wie sie Kinder im Straßenverkehr wahrnimmt? Wie sind die Gefährdungslagen? Was wird erwartet? Wo können wir was tun? „Das Thema ist so groß, dass wir sehr nachhaltig da dran gehen müssen“, so Hoffmann.

Ein gesamtstädtisches Problem

Es gebe in Hagen keine besonderen Punkte, an denen sich die Unfälle häufen würden. „Das zieht sich durch die ganze Stadt. Und deshalb fühle ich mich auch bestärkt, dass es ein gesamtstädtisches Problem ist. Und das werden wir nur lösen, wenn wir auch gesamtstädtisch Prävention und Sanktionierung betreiben“, so der Verkehrsdirektor. Das Ordnungsamt hatte zuletzt erklärt, dass das Eltern-Taxi-Problem vor allen Hagener Schulen zu beobachten sei.