Hagen. . Zweimal hat der Angeklagte versucht, auf seinen Kontrahenten mit einer Pistole zu schießen. Doch die Waffe versagte: Das Urteil gibt es heute.
Die goldene Pistole mit dem grün marmorierten Griff sieht aus wie ein Kinderspielzeug. Es ist die Tatwaffe, mit der am 12. Juli mittags auf der Augustastraße in Wehringhausen ein Kontrahent (37) getötet werden sollte. Mindestens zweimal wurde der Abzug betätigt – doch die Patronen zündeten nicht. Wegen versuchten Totschlags steht der vermeintliche Schütze (33) derzeit vor dem Schwurgericht. Am Montag soll das Urteil fallen. Fünf Fragen zum Fall:
Wie konnte der Angeklagte nach seinen missglückten Schussversuchen so schwer verletzt worden?
Mit einem Messer hatte sich der Mann, auf den die Pistole gerichtet worden war, blutig verteidigt: Er schlitzte dem Angreifer den Unterbauch auf, die Organe quollen heraus. Die Schnittverletzung war 68 Zentimeter lang. Auch die Lunge wurde freigelegt – Lebensgefahr.
Alkohol, Drogen und Wahn
Welchen Hintergrund hatte der Messermann, ist er ein Mitglied des Rockerclubs Bandidos?
„Nein“, behauptet dieser selbst. Die Staatsanwaltschaft hat ihm für die Messerattacke Notwehr zugebilligt. „Ich war kurze Zeit Bandidos-Anwärter, bin da aber längst raus.“ Sein Anwalt Ingo Kramer: „Meinem Mandanten wurden vom Angeklagten 5000 Euro Opferentschädigung angeboten. Er will das Geld nicht.“
Was war das Motiv für die versuchten Schüsse des Angeklagten?
Er litt zuletzt unter Wahnvorstellungen, fühlte sich von Bandidos verfolgt. Nimmt schon seit Jahren Unmengen an Drogen und Alkohol. Die Mordkommission, die in diesem Fall eingesetzt wurde, nannte sich zu Recht „MK Jägermeister“. Es gilt als wahrscheinlich, dass das Schwurgericht heute auch die Einweisung des Angeklagten in eine Sucht-Entziehungsanstalt anordnen wird.
Billig-Patronen aus Osteuropa
Inwiefern spielen Rache und Eifersucht als Tatmotiv eine Rolle?
Tatsächlich hatte der Angeklagte einen regelrechten „Harem“ und drei Geliebte. Sie sagten als Zeuginnen aus, zwei waren sogar direkt am Tatort. Eine Ex-Freundin hätte ihm „die Bandidos auf den Hals gehetzt“, glaubt eine der Geliebten zu wissen.
Was hat es mit der goldenen Waffe auf sich?
Die Pistole, ursprünglich schwarz, ist mit Goldbronze bemalt worden. Waffen-Experte Markus Dieker vom Landeskriminalamt: „Eine ehemalige Waffe der bayrischen Polizei, Kaliber 7,65. Die Patronen, Billigware aus Osteuropa, wiesen Konstruktionsfehler auf: Sie zündeten nicht.“