Breckerfeld. . Sie haben schon einmal mit einem Mahnfeuer vor dem Wolf gewarnt. Jetzt machen Landwirte in Breckerfeld erneut auf mögliche Gefahren aufmerksam.

Es ist gut eineinhalb Jahre her, dass Breckerfelder Landwirte ein deutliches Zeichen gesetzt haben. Eines, das weithin sichtbar war. Und eines, das in den (sozialen) Medien ein entsprechendes Echo gefunden hat.

Mit einem Mahnfeuer haben Heiner Born, der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Breckerfeld, und seine Berufskollegen damals auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die der Wolf mit sich bringen kann. Jetzt ist das Raubtier am Niederrhein und in Ostwestfalen gesichtet worden – aus Wolfssicht quasi vor der Haustür. Aber getan hat sich nichts.

„Wir wollen keine Angst und keine Panik schüren“, sagt Heiner Born, aber: „Wir wollen eine sachliche Diskussion über das Thema in Gang bringen. Wer sich dafür einsetzt, dass der Wolf hier wieder heimisch wird, der muss wissen, dass das erhebliche Konsequenzen hat – vor allem für uns Landwirte und für unsere Tiere.“

Zwei Herzen in der Brust

Diese Meinung vertritt auch Uli Ferron, Landwirt, Jäger und FDP-Politiker. „In meiner Brust schlagen zwei Herzen“, sagt der Mann aus Berghausen, „als Jäger glaube ich nicht, dass uns der Wolf vor größere Probleme stellen wird. Ich denke auch nicht, dass er wie in vielen Märchen beschrieben für die Menschen direkt eine Gefahr darstellt. Aber als Landwirt weiß ich, was uns droht. Der Wolf wird sich zu einem Kulturfolger entwickeln. Und er wird genau jene Tiere reißen, an die er am einfachsten heran kommt.“

Und um das zu unterstreichen, erzählt Ferron von seinem letzten Besuch im nördlichen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. „Da gibt es seit zehn Jahren Wölfe, aber heute keine einzige Schafherde mehr. Die Schäfer haben allesamt frustriert aufgegeben“, so Ferron. „Eine ganze Kuhherde ist von Wölfen ins Moor getrieben worden. Einige Tiere sind verendet. Andere mussten von der Feuerwehr befreit werden. In der Folge war es selbst für die Landwirte ein riesiges Problem, sich ihren Herden gefahrlos zu nähern. Die Tiere waren so verschreckt, dass sie Bauern angegriffen haben.“

Wolf unweit der NRW-Landesgrenze standorttreu

Das Umweltministerium NRW prüft eine Ausweitung der Förderung von Präventionsmaßnahmen zum Schutz von Herdentieren.

Hintergrund ist, dass im rheinland-pfälzischen Emmerzhausen zum wiederholten Male ein Wolf identifiziert werden konnte. Allem Anschein nach ist das Tier unweit der NRW-Landesgrenze bei Burbach und Neunkirchen standorttreu geworden.

Sobald ein Gebiet als Wolfsgebiet, Wolfsverdachtsgebiet oder Pufferzone ausgewiesen ist, werden Herdenschutzmaßnahmen wie Elektrozäune zu 80 Prozent finanziell gefördert. Der durch gerissene Tiere entstandene Schaden wird zu 100 Prozent ersetzt.

Szenarien, die die Landwirte auch vor Ort nicht für unwahrscheinlich halten. „Ich glaube nicht an die These, dass dem Wolf unsere Region zu dicht besiedelt ist“, sagt Heiner Born, „das träfe für den Niederrhein genauso zu. Aber sollte hier tatsächlich der Wolf heimisch werden, dann wird kein einziger Bauer mehr sein Vieh auf die Weide hinaus lassen. Es ist unmöglich, die Tiere zu schützen.“

Höfe wie Hochsicherheitstrakte

Dafür, so Born weiter, würden Höfe wie Hochsicherheitstrakte umzäunt. „Der Verbraucher will ja, dass unsere Kühe draußen gehalten werden, Auslauf haben“, so Born, „und wir wollen das ja auch – weil es für die Tiere und für unsere Kulturlandschaft das Beste ist. Aber ich werde nicht riskieren, dass ein Wolf eine tragende Kuh so lange hetzt, bis sie vor Erschöpfung zusammenbricht. Dafür liebe ich meine Tiere viel zu sehr. Das würden ich und viele Kollegen auch emotional nicht verkraften.“

Bei aller Euphorie von Naturschützern und Tierfreunden seien das Aspekte, die in der Diskussion völlig untergehen würden. „Aber Tierschutz umfasst letztlich auch den Schutz unserer Tiere“, so Heiner Born. „Ein Wolf ist in der Lage, an einem Tag bis zu 70 Kilometer zurückzulegen. Die Strecke bis Breckerfeld kann er also theoretisch in zwei Tagen schaffen. Natürlich wissen wir auch, dass wir von einer flächendeckenden Besiedlung weit entfernt sind. Aber es muss sich ja nicht mal ein Tier hier niederlassen. Selbst wenn er nur durchzieht, können die Folgen riesig sein.“