Hagen/Breckerfeld. . Noch ist der Wolf weder in Hagen noch in Breckerfeld gesichtet worden, doch jetzt soll es ein Mahnfeuer geben. Die Bauern fürchten um ihre Tiere.

  • Mit einem Mahnfeuer wollen Landwirte am Freitag auf die Gefahren durch den Wolf aufmerksam machen
  • Kreisjägerschaftsvorsitzender hat nichts gegen Wolf: „Schließlich haben Wölfe auch früher hier gelebt“
  • Vorsitzender des Hagener Naturschutzbeirates: „Das ist überzogen und übertrieben“

Der Landwirtschaftliche Kreisverband Hagen/Ennepe-Ruhr will mit einem Mahnfeuer auf die Gefahren aufmerksam machen, die durch eine Rückkehr des Wolfs in den heimischen Wäldern entstehen könnten. Bauern, Schäfer und Pferdehalter haben Sorge um ihre Weidetiere, die Wiederansiedlung des Wolfes berge eine hohe Gefahr für Ziegen, Schafe, Rinder und Pferde. „Für Jungtiere wie Lämmer, Kälber oder Fohlen ist das Risiko besonders hoch“, sagt Petra Drees-Hagen, Sprecherin des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes.

Das Feuer wird am Freitag, 11. August, um 21 Uhr auf dem Hof von Heiner Born in Breckerfeld (Am Berghof 11) entzündet. Die heimischen Landwirte wollen mit ihrer Aktion auch ihre Solidarität zum Verband der Weidetierhalter in Niedersachsen bekunden, der regelmäßig solche Mahnfeuer veranstaltet, um die möglichen Folgen der unkontrollierten Wiederansiedlung der Raubtiere aufzuzeigen. „Wir wollen auf das Problem mit dem Wolf hinweisen, bevor es endgültig da ist“, begründet Heiner Born das Mahnfeuer auf seinem Hof: „Es wäre doch gut, wenn sich Landwirte und Naturschützer schon jetzt an einen Tisch setzen und darüber sprechen, wie die Rückkehr der Wölfe begleitet werden kann.“

Im Grunde, so Born, gebe es nur zwei Alternativen: „Entweder Wolf oder Nutztier. Da sehe ich eigentlich keine Kompromisslinie. Wenn wirklich bald Wolfsrudel in den Wäldern rund um Breckerfeld und Hagen herumstreifen sollten, dann müssten die Bauern ihre Kühe 365 Tage im Jahr im Stall halten.“ Wölfe könnten keineswegs nur kleineres Vieh, sondern auch ausgewachsene Kühe attackieren. Vor allem in Breckerfeld würden viele Flächen dann überhaupt nicht mehr für eine landwirtschaftliche Nutzung in Frage kommen, da sie aufgrund ihrer Hanglage nicht mit Treckern befahren werden können.

Für angemessen hielte Born daher zumindest eine Bejagung der Wölfe, die nach derzeitiger Gesetzeslage streng verboten ist. Ob extrastarke Zäune oder die Kontrolle der Wölfe mit Hilfe von GPS-Sendern das Vieh vor den Raubtieren schützen könnten, bezweifelt er: „Aber für uns alle ist das ja eine neue Situation. Vielleicht ergeben sich bei Gesprächen ja Lösungsmöglichkeiten.“

Naturschützer: Völlig übertrieben

Andere Landwirte können Borns Bedenken nachvollziehen. So plädiert Rainer Schmalenbach, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsverbandes Hagen-West, für den Abschuss der Wölfe, wenn sie dicht besiedelten Gebieten zu nahe kommen: „Es sind wilde Tiere, die dort leben sollten, wo ihnen genügend Platz zur Verfügung steht.“

Den ungenügenden Lebensraum hält auch Lars-Peter Hegenberg, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, für das größte Problem bei der Rückkehr der Wölfe. Diese benötigten eigentlich vernetzte Waldbiotope, im heimischen Raum gebe es jedoch nur von Straßen und großen Freiflächen zerschnittene Einzelbiotope. Die Sorgen der Viehhalter könne er durchaus nachvollziehen, so Hegenberg, wenngleich die Jäger grundsätzlich nichts gegen die Wiederansiedlung des Wolfes einzuwenden hätten: „Schließlich haben Wölfe auch früher hier gelebt. Sie sind Teil der Natur.“

Wilhelm Bögemann, Vorsitzender des Hagener Naturschutzbeirates, hält nichts von der Mahnfeuer-Aktion der Landwirte: „Das ist überzogen und übertrieben. Der Wolf ist doch noch gar nicht da.“ Dem widerspricht Heiner Born. In Breckerfeld sei neulich ein gerissenes Reh gefunden worden, von dem nur noch der Schädel übrig war. Das könne weder ein Fuchs noch ein wildernder Hund gewesen sein: „Das war ein Wolf.“

>> HINTERGRUND: In drei Ortsverbänden organisiert

  • Laut Naturschutzbund (Nabu) gibt es in Deutschland inzwischen wieder 70 Wolfsrudel. Die meisten leben in Brandenburg (24) und Sachsen (18). Es wurden jedoch auch schon Exemplare im Wittgensteiner Land nun im Briloner Raum gesichtet.


  • Der Landwirtschaftliche Kreisverband Hagen/Ennepe-Ruhr hat rund 940 Mitglieder. Vorsitzender ist Dirk Kalthaus, Landwirt aus Emmepetal. Sein Stellvertreter ist Sven Rafflenbeul aus der Selbecke.

  • Innerhalb des Kreisverbandes sind die Hagener Bauern in drei Ortsverbänden organisiert: Hagen-West, Hagen-Nord und Hagen-Süd.