Haspe. . In der evangelischen Kirchengemeinde Haspe geht Pfarrer Heinrich Baumann in den Ruhstand. Damit verändert sich die Struktur der Pfarrbezirke.

Er wird den Haspern fehlen – als Geistlicher, als Ansprechpartner, aber vor allem als einfühlsamer Mensch, der seinen Pfarrbezirk Tücking geprägt und bereichert hat. Doch zum Monatsende ist Schluss: Pfarrer Heinrich Baubaum geht in den Ruhestand.

Anlass und Herausforderung zugleich, sich in der evangelischen Kirchengemeinde Haspe einmal durchzuschütteln und neu zu sortieren. Angesichts der kontinuierlich sinkenden Gemeindemitgliederzahlen – ein Phänomen, das es in jeder Ruhrgebietsstadt gibt – wird das Pastoren-Kollegium weiter ausgedünnt.

Scheer und Schäfer übernehmen

Der aktuelle Personalschlüssel sieht vor, dass sich um die gut 9000 evangelischen Christen entlang der Ennepe künftig die Pastoren Stefan Buse, Jürgen Scheer und Jürgen Schäfer in bloß noch drei Hasper Pfarrbezirken kümmern – Baumanns Pfarrbezirk Tücking wird zwischen den Geistlichen Scheer und Schäfer aufgeteilt.

Baumann: Zupackender Begleiter der evangelischen Christen

Als er im Oktober 1981 die Nachfolge von Pastor Gerd Kerl antrat, hatte er es selbst kaum erwartet, dass er den evangelischen Christen in Haspe über mehr als 37 Jahre ein enger, stets präsenter und vor allem zupackender Begleiter werden würde. Am Sonntag, 27. Januar, wird Pfarrer Heinrich Baumann in seinem „Wohnzimmer“, der Kapelle Zum Guten Hirten auf dem Tücking, ab 10 Uhr in den Ruhestand verabschiedet. Im Anschluss steht eine Feier im Gemeindehaus an der Frankstraße auf dem Programm.

Den Menschen vorzugsweise am Tücking, aber auch in der Geweke, am Gelling sowie am Spielbrink ist Baumann vor allem als Geistlicher vertraut, der sich nicht bloß um das Seelenheil seiner Gemeindemitglieder kümmerte, sondern es auch nie scheute, beim Waldgottesdienst, beim Sommerfest, beim Kapelle-Streichen oder bei notwendigen Küchenarbeiten sich einzubringen. Parallel leitete er den kirchlichen Bauausschuss, was künftig ein Ehrenamtlicher übernimmt, und bringt sich zumindest bis Jahresende weiterhin als Vorsitzender der „Corbacher 20“ ein.

Unter Schäfers Obhut bewegen sich künftig die Hasper Protestanten östlich von Tücking- und Voerder Straße, während Buse sich um den Raum westlich der Grundschötteler Straße und des Karwegs kümmert. Die Hasper Mitte einschließlich der einstigen Baumann-Höhen fällt derweil unter Scheer-Regie. „Die Leute wissen, dass wir uns nicht teilen können“, glaubt Schäfer bei der Gemeinde für diese Neuordnung durchaus auf Verständnis zu stoßen und Buse schiebt als Realist nach: „Wir glauben nicht an eine überraschende Erweckungsbewegung.“

Denn die Entwicklung der vergangenen Jahre kennt nur eine Tendenz: Die evangelischen Christen werden in Haspe wie auch im gesamten Stadtgebiet immer weniger. Die Gemeinde verliert etwa 200 Mitglieder pro Jahr, was in etwa der Zahl der Beerdigungen entspricht. Die Zahl der Taufen kompensiert wiederum die Austritte.

Viele Gläubige schon im fortgeschrittenen Alter

Hinzu kommt die Tatsache, dass etwa 2000 Gläubige bereits älter als 70 Jahre sind. „Für junge Familien ist Haspe einfach nicht interessant“, meint Buse, „es gibt hier keine attraktiven Bauprojekte.“ „Und die, die zuziehen, haben eine andere Nationalität, Angestammte ziehen derweil lieber weg“, ergänzt Scheer.

Michael Hoffmann unterstützt drei Jahre lang

Willkommene Unterstützung erfährt die Hasper Kirchengemeinde in den nächsten drei Jahren durch Pfarrer Michael Hoffmann (34).

Hoffmann hatte zuvor in Marburg, Prag und Berlin Theologie studiert, bevor er sein Vikariat in Osterwestfalen in der Nähe von Herford absolvierte.

Im Anschluss an seine Ausbildung hat er mit seiner Frau ein Jahr in der Evangelischen Kirche am Rio de la Plata, eine Partnerkirche der Evangelischen Kirche von Westfalen, verbracht und in Buenos Aires gearbeitet.

Trotz dieser Schrumpfungsprozesse versucht die Hasper Kirchengemeinde, die Angebote des Tückinger Pfarrbezirks weitgehend zu erhalten. „Angesichts der Unterstützung durch Michael Hoffmann und der Prädikanten werden wir auch künftig in der Kapelle Zum Guten Hirten im 14-tägigen Rhythmus einen Gottesdienst anbieten können. Auch die meisten Gruppenkreise können weiterexistieren“, so Buse.

Das kleine Gotteshaus in markanter Lage, das nicht bloß den idealen Rahmen für Hochzeiten und Taufen bildet, sondern angesichts des nahen Friedwaldes auch für Trauerfeiern immer gefragter wird, stand ohnehin nie zur Disposition. „Natürlich möchten wir den Open-Air-Gottesdienst an Pfingsten unter den Buchen bewahren, aber das Sommerfest werden wir aufgeben müssen“, kündigt Buse an. „Für dieses Angebot fehlt die Unterstützung der jungen Leute“, nimmt Schäfer aus der Gemeinde auch durchaus selbstkritische Töne wahr.

Nächste Zäsur im Jahr 2021

Schwieriger wird es für die Hasper Geistlichen zudem, bei sämtlichen Altengeburtstagen noch persönlich vorbeizuschauen, zumal die von Heinrich Baumann zelebrierten Beerdigungen künftig ebenfalls unter der verbleibenden Pfarrern aufgeteilt werden müssen. „Wir können jetzt erst einmal gucken, was noch Zukunft hat“, weiß Hoffmann, dass der bislang erfolgreiche, schrittweise Schrumpfungsprozess in Haspe mit der Reduzierung auf drei Pfarrbezirke längst nicht abgeschlossen ist.

Spätestens wenn im Jahr 2021 Jürgen Scheer ebenfalls in den Ruhestand geht, ist die nächste Zäsur erreicht. Eine mögliche Verschmelzung mit der Gemeinde in Wehringhausen, mit der es ohnehin schon eine enge Kooperation gibt, schließt Schäfer allerdings aus: „Getrennte Probleme zusammenzulegen, schafft meist keine Lösungen.“