Hagen. . In den Schubladen der Hagener Straßenbahn liegt ein Konzeptpapier, das Hagens ÖPNV auf neue Füße stellen soll. Ein Einblick.

Dass in Hagen das Busnetz weiter ausgebaut und in den Strukturen optimiert werden muss, um erfolgreich die Verkehrswende hinzubekommen, gilt in der Politik als unstrittig. Doch die finanziellen Möglichkeiten der Umsetzung liegen weiterhin im Nebel. Die Hagener Straßenbahn AG hat jetzt der Politik hinter verschlossenen Türen ein Konzeptpapier („Netzvorschlag zur Verbesserung des ÖPNV-Angebotes in Hagen“) vorgelegt, das zwar eine systematische Angebotsausweitung vorsieht, aber auch Mehrkosten von etwa vier Millionen Euro auslöst. Geld, das in der Haushaltsplanung des Kämmerers keine Rolle spielt.

Eine Übersicht: Das soll sich ändern im neuen Busnetz.
Eine Übersicht: Das soll sich ändern im neuen Busnetz.

Zu den konkreten Inhalten des hauseigenen Ideenvorstoßes hält sich Christoph Köther, Geschäftsführer der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft, auf Anfrage allerdings bedeckt. Über sein Büro lässt der Unternehmensmanager lediglich ausrichten, dass es sich um ein Grobkonzept für den neuen Nahverkehrsplan handele, das zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts in der Öffentlichkeit zu suchen habe. Dabei soll die Politik bereits im März zu dem Themenfeld, das die tägliche Lebenswirklichkeit der Hagener massiv betrifft, abschließende Entscheidungen treffen. Denn die möglichen Änderungen sollen bereits zum Busfahrplanwechsel am 15. Dezember greifen.

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Die engeren Taktfolgen

Die interne 29-seitige Präsentation der Straßenbahn AG zu den einzelnen Verbesserungsvorschlägen, die der W P-Stadtredaktion vorliegt, geht in vielen Punkten allerdings schon sehr ins Detail: Für zahlreiche Busverbindungen werden hier schon minutenscharf verbesserte Taktungen, engere Taktfolgen, ein optimierter Spätverkehr, ein durchstrukturierter Fahrplan für die Hauptverkehrsachsen, eine Ausweitung des Sonn- und Feiertagsangebotes sowie verbesserte Anschlüsse an den Schienenverkehr präsentiert.

Das erwarten Experten

Damit bewegt sich das Verkehrsunternehmen nicht bloß im Erwartungshorizont des von der Politik getragenen Arbeitskreises ÖPNV (Vertreter aus Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss), der zuletzt diverse Verbesserungsvorschläge für das Hagener Busnetz erarbeitet hat. Zugleich erfüllt das Eckpunktepapier wesentliche Aspekte des Masterplanes „Nachhaltige und emissionsfreie Mobilität“, den die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) im vergangenen Jahr für Hagen erarbeitet und darin unter anderem den Anspruch formuliert hat: „Eine Mobilitätswende in Hagen kann nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn der öffentliche Verkehr weiter räumlich und zeitlich ausgebaut und in seiner Attraktivität gesteigert werden kann. Das öffentliche Verkehrsangebot muss sich noch stärker an den gestiegenen Ansprüchen der Kunden orientieren“, verweisen die externen Experten auf entsprechende Fahrtenhäufigkeit, Pünktlichkeit, Sauberkeit und transparente Informationsbereitstellung in Echtzeit.

Der Anteil des Privatverkehrs

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Denn das formulierte Ziel lautet, den Anteil des privaten Pkw-Verkehrs in Hagen von aktuell 62 auf etwa 50 Prozent im Jahr 2035 zu senken. Entsprechend sollen die heutigen Anteile von Bus (16 %), Bahn (3 %), Rad (3 %) und Fußgängern (16 %) gesteigert werden – vor allem im Fahrrad- und Bus-Sektor sieht PwC die größten Potenziale. Dazu müsse die jährliche Betriebsleistung des Busnetzes, so der Masterplan, von 7,4 auf 11,8 Millionen Kilometer gesteigert werden.

Das Angebot der Straßenbahn

Ein gewaltiger Schritt im Netzangebot, den der jetzt vorliegende Vorschlag der Straßenbahn AG bei Weitem noch nicht vorsieht: Hier ist bislang lediglich von einer Mehrleistung von 1,3 Millionen Kilometern die Rede. In den dadurch zu erwartenden Mehrkosten von etwa vier Millionen Euro sind zusätzliche Fahrzeuge, Extra-Personal sowie steigender Aufwand für Kraftstoff, Wartung und Reparaturen bereits enthalten. Dafür entstehen verlässliche, deutlich enger getaktete Verbindungen auf den Hauptstrecken. Weiterer wesentlicher Mosaikstein ist ein Nacht-Express-Konzept, das fünf Ring-Routen vorsieht, die die Innenstadt mit den Stadtteilen verbinden.

Der Takt auf den Hauptachsen

Darüber hinaus soll in den Hauptverkehrszeiten der Verbindungstakt zumindest auf den zentralen Achsen von 15 auf 10 Minuten verkürzt werden. In den bislang nicht vertakteten Nebenverkehrszeiten soll ein 15- bis 30-Minuten-Takt etabliert werden – an den Sonn- und Feiertagen könnte weitgehend ein 30-Minuten-Takt gelten.

Die Spätangebote

Das Spätverkehrsangebot, das bislang ab 21 Uhr alle 60 Minuten rollt, könnte laut Straßenbahn-AG-Konzept zwischen 20 und 24 Uhr alle 30 Minuten unterwegs sein. Deutliche Verbesserungen sind auch für die Sonn- und Feiertage vorgesehen, wo heute zwischen 8 und 23 Uhr ein dünner 60-Minuten-Rhythmus gilt. Hier soll das Angebot künftig zwischen 7 und 24 Uhr rollen, auf den Hauptachsen zwischen 11 und 19 Uhr sogar im 15-Minuten-Takt.

Ein wesentlicher Fokus liegt dabei an allen Tagen auf gesicherten Umsteigebeziehungen sowie einer sinnvollen Taktung auf den Hauptachsen, damit die Kunden künftig den ÖPNV intuitiv und ohne große Wartezeiten nutzen können. Dabei geht es auch um verbesserte Anschlüsse an den Schienenverkehr, so dass die Stadtteilzentren vor allem am Abend gut erreichbar bleiben.