Lokaredakteur Martin Weiske kommentiert die Lage im ÖPNV in Hagen. Und blickt auf die Neuerungen, die kommen könnten.
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die Politik sich bekennen muss, wie ernst sie es mit den gefälligen Lippenbekenntnissen zur angeblich ja so überfälligen Verkehrswende tatsächlich meint.
Wer die Menschen vom privaten Autoverkehr weglocken möchte, kommt an einer konsequenten Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs einfach nicht vorbei. Halbherzige Schritte bleiben da effektfrei. Und das kostet nun mal Geld. Das bislang geltende Credo, dass gewünschte Optimierungen „kostenneutral“ über die Bühne gehen müssten, hat sich überlebt.
Die sicherlich zu simple Formel „Mehr Busse – mehr Kunden“ muss zudem angefüttert werden durch ein verlässliches, durchschaubares, zu allen Tageszeiten funktionierendes und vor allem auch erschwingliches Liniennetz. Nur so kann der Verzicht auf den privaten Pkw zunehmend attraktiviert werden.
Der jetzt von der Straßenbahn AG vorgelegte Verbesserungsvorschlag erfüllt lediglich zu einem Drittel die von den Fachgutachtern für Hagen empfohlene Ausweitung des Bus-Angebotes bis zum Jahr 2035. Allein für diesen ersten Schritt müssen jährliche Mehrkosten von vier Millionen Euro eingeplant werden. Wer angesichts dieses Betrages schon heute zögert, diese Summe mitzutragen, muss über weitergehende Maßnahmen, den Verkehrsmix in Hagen neu strukturieren zu wollen, gar nicht erst nachdenken.
Der mindestens ebenso dringliche Ausbau des Radwegenetzes, die überfälligen Verbesserungen für Fußgänger, die Investitionen in eine Infrastruktur für Elektroflotten oder auch die konsequente Schaffung weiterer Busbeschleunigungsspuren wird in den kommenden Jahren noch ganz andere Beträge erfordern. Sich schon heute vor finanziellen Entscheidungen mit solcher Tragweite wegzuducken bedeutet, den gerade erst für 130.000 Euro erarbeiteten Masterplan „Nachhaltige und emissionsfreie Mobilität“ zu inhaltslosem Altpapier zu degradieren.