Hagen. . Das ist etwas für jeden Theaterliebhaber: In Hagen wird Schillers „Die Räuber“ aufgeführt. Intendant Francis Hüsers hat die Regie übernommen.

Es geht um Mord und Totschlag, Vergewaltigung, Raub und Kinderschändung. So ziemlich jedes brutale und gemeine Verbrechen kommt vor. Und doch sind wir hier nicht im „Tatort“ oder irgendeinem anderen der unzähligen Fernsehkrimis.

Wir sind mittendrin in der Sturm- und Drangzeit, einer der berühmtesten Epochen der deutschen Literatur, wir befinden uns bei Friedrich Schiller, dem einen deutschen Klassiker par excellence (der andere ist natürlich Goethe), wir sind mitten unter „Die „Räuber“ gefallen. „Und das ist nicht nur intellektuell, nicht dröge und nicht langweilig, das ist spannend und unterhaltsam. Das mag eine alte, antiquierte Sprache sein, und das ist doch aktuell und modern.“

Das klassische Erbe

Der das sagt, ist Francis Hüsers, seit zwei Jahren Intendant des Hagener Theaters. Und zugleich Regisseur des legendären Schiller-Dramas, das er am Samstag, 12. Januar, um 19.30 Uhr im Großen Haus auf die Bühne bringt. Einmal im Jahr inszeniert das Haus ein Sprechtheater-Stück, diesmal hat Hüsers die zeitlose Rivalität der Moor-Brüder ausgewählt. „Weil wir uns unserem klassischen Erbe stellen müssen, weil wir uns dieses Erbes vergewissern sollten.“

Fragen von heute

Das Stück, am 13. Januar 1782 in Mannheim uraufgeführt, mag in einer Ära der Postkutschen entstanden sein und wirft doch im digitalen Zeitalter die gleichen Themen auf.

Wie man seine Identität definiere, wer man eigentlich sei und wer man sein wolle – diese quälenden Fragen ständen hinter der Auseinandersetzung zwischen dem irrlichternden Räuber Karl und dessen hinterhältigem Bruder Franz Moor, so sieht es Hüsers: „Und wir müssen dieses alte Drama natürlich in einer heute ansprechenden Weise präsentieren, nämlich so, dass es für Leute von heute nicht nur Sinn macht und etwas mit unserer Lebenswelt zu tun hat, sondern es Spaß bereitet, dem als Zuschauer beizuwohnen. Das ist eigentlich sogar das Wichtigste.“

Für das Publikum

Der Regisseur erteilt damit dem Theater, das sich nur um sich selbst dreht und nicht dem zahlenden Publikum, sondern der Eitelkeit des Regisseurs dient, eine Absage. Dennoch wird vielleicht mancher Zuschauer sein Lieblingszitat aus dem berühmten Drama in der Aufführung vermissen, denn Hüsers hat den Text (die Uraufführung dauerte fünf Stunden) gekürzt und für eine rund zweieinhalbstündige Fassung eingerichtet. „Das verträgt das Stück, ohne dadurch an Gehalt zu verlieren.“

Per Casting ausgewählt

Viele der Schauspieler hat Hüsers im Rahmen eines Castings ausgewählt und darauf geachtet, dass sie den jugendlichen Habitus der Räuber verkörpern. Kjell Brutscheidt, der Darsteller des Karl Moor, ist 22. So alt sah Schiller seine Hauptfigur auch, so alt war der Dramatiker selbst, als er sein Meisterwerk zu Ende brachte.

Insgesamt sechs Vorstellungen

Premiere am Samstag, 12. Januar, um 19.30 Uhr. Weitere Termine: 20. und 30. Januar, 9. Februar, 16. März, 5. April.

Karten an der Theaterkasse (207 3218) und im Leserladen unserer Zeitung.

„Schillers Räuber sind für mich, wie heute ein paar Jungs aus Wehringhausen oder Altenhagen sein könnten“, sagt Hüsers: „Total jung, extrem energiegeladen und testoterongesteuert, dabei aber maximal gelangweilt. Und sie eint das trügerische Gefühl, nichts zu verlieren zu haben.“

Auf diese Räuber dürfen die Theaterbesucher in Hagen gespannt sein.