Hengstey. . Die Stadt Hagen will lauf dem Böhfeld, einer Fläche nahe des Hengsteysees, ein Gewerbegebiet entwickeln. Die Bürger haben etwas dagegen.

Monatelang war es still um das Böhfeld im Hagener Norden, wo die Stadt auf einer vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Fläche ein 20 Hektar großes Gewerbegebiet entwickeln will. Doch die Abneigung der Menschen in Boele, Kabel, Bathey und Hengstey gegen dieses Projekt ist in der Zeit nicht geringer geworden.

Das wurde am Dienstagabend auf einer Bürgerversammlung im Gemeindehaus an der Schwerter Straße überdeutlich. Mit geballter Wucht artikulierten zahlreiche der rund 130 erschienenen Bürger ihren Protest gegen das Vorhaben. „Wir wollen nicht, dass diese Natur- und Kulturlandschaft zerstört wird“, fasste Bernd Lange die Bedenken zusammen.

Schwierige Rahmenbedingungen

Seit 2009 hat die Stadt das Böhfeld als potenzielles Gewerbegebiet ins Auge gefasst, da sie kaum noch Flächen besitzt, auf denen sich Betriebe ansiedeln oder erweitern könnten. Dabei habe man vor allem hiesige Unternehmen im Auge, die expandieren wollten, erläuterte Michael Ellinghaus, Chef der Hagener Wirtschaftsförderung: „Sonst droht ihr Weggang.“ Er verwies auf das Traditionsunternehmen Putsch, das dabei sei Hagen zu verlassen, weil die Stadt ihm vor einigen Jahren keine gewünschten Grundstücke anbieten konnte.

Allerdings sind die Rahmenbedingungen auf dem Böhfeld schwierig, wie Martin Bleja vom Fachbereich Stadtentwicklung erklärte. Das Gelände weist ein Gefälle von bis zu 20 Metern auf, müsste also aufgeschüttet, abgegraben bzw. terrassiert werden.

Veränderungssperre

Die Topographie im Hagener Süden sei allerdings noch viel schwieriger zu erschließen, entgegnete er auf den Einwand eines Bürgers, warum denn ausgerechnet im von Lärm und Schmutz geplagten Norden ein weiteres Gewerbegebiet entstehen solle.

Derzeit gilt auf dem Böhfeld eine vom Rat beschlossene Veränderungssperre. Das heißt, dass Landwirt Christoph Külpmann in seinen Betrieb nicht investieren darf.

Landwirt darf nicht investieren

Eigentlich möchte er einen weiteren Stall, eine Maschinenhalle, ein Futterlager und einen Güllebehälter errichten. „Aber ich habe, glaube ich, vor zwei Jahren letztmals mit der Stadt gesprochen.“ Damals sei es um die Verlagerung seines Betriebes auf eine Ersatzfläche außerhalb des Stadtgebietes gegangen: „Man stelle sich vor, die Stadt würde der Papierfabrik in Kabel sagen: Macht euer Holzlager da weg.“

Straßennetz muss ausgebaut werden

Für die Anbindung des Böhfeldes müsste der Knotenpunkt Dortmunder/Kabeler/Böhfeldstraße ausgebaut und mit Ampeln versehen werden.

Zudem fiele eine Erschließungsstraße an.

Nach dieser emotionalen Rede schaukelten die Emotionen zusehends hoch, bis schließlich aus dem Publikum die Frage gestellt wurde, ob die Stadt im Zweifelsfall auch die Enteignung von Külpmann und anderen Grundstücksbesitzern auf dem Böhfeld in Erwägung ziehe. „Nein, das tun wir nicht“, entgegnete Baudezernent Thomas Grothe: „Wenn ein Eigentümer nicht verkaufen will, dann können wir auch nicht bauen.“

Während der erregten Debatte wurden viele für die gesamte Stadt wichtige Fragen erörtert, etwa den Umgang mit Brachflächen oder das Nebeneinander von digitaler Arbeitswelt, Dienstleistungen und produzierendem Gewerbe. Die Diskussion um das Böhfeld bleibt auch in den kommenden Monaten spannend.