Hagen. . Die Grünen wollen Häuslebauern in Hagen das Anlegen von Stein- und Schottergärten verbieten. Was hinter diesem Vorstoß steckt.

Die Hagener Grünen wollen Steine, Kies, Schotter und ähnliche Baustoffe in Vorgärten zukünftig verbieten lassen. Stattdessen sollen Häuslebauer verpflichtet werden, die Flächen zu bepflanzen, um einen ökologischen Nutzeffekt zu erzielen. „So kann die Versiegelung der Vorgärten vermieden werden“, sagt Hans-Georg Panzer, Ratsmitglied und Vorsitzender des Umweltausschusses.

In einem anderen Ausschuss, dem für Stadtentwicklung, wurde der Antrag der Grünen erstmals vorgestellt. Die Fraktion verweist darauf, dass in den letzten Jahren ein verstärkter Trend zu vegetationslosen Vorgärten zu beobachten sei. Hausbesitzer oder Mieter wollen dadurch den Pflegeaufwand minimieren.

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Bepflanzung bietet Schmetterlingen, Vögeln und Wildbienen einen Lebensraum

Panzer bezweifelt, ob sich dieses Ziel erreichen lässt: „Bei Schottervorgärten wird meist ein Untervlies verlegt, wuchskräftige Pflanzen wie Löwenzahn, Brennnessel oder Giersch lassen dich damit jedoch nicht langfristig bekämpfen.“

Dann sei der zwischen den Steinen sprießenden Vegetation nur durch aufwändiges und teures Abräumen oder den unzulässigen Einsatz von Totalherbiziden beizukommen: „Wobei die Versuchung groß ist, es aufgrund mangelnder Kontrollmöglichkeiten durch die Stadt trotzdem zu versuchen.“

Zudem sehen mit Steinen gestaltet Vorgärten nach Auffassung der Grünen öde aus. Wenn sie vermoosten, würden sie noch unansehnlicher. Dagegen lasse sich mit einer Kombination aus Stauden, Bodendeckern und immergrünen Gehölzen ein attraktiver Garten gestalten, der die Arbeit minimiere. „Und der zur Regulierung des Mikroklimas beiträgt“, so Panzer: „In einer entsprechenden Bepflanzung finden Schmetterlinge, Wildbienen und Vögel einen idealen Lebensraum und die Gartenbesitzer profitieren vom angenehmen Klima.“

Stadtentwicklungssausschuss vertagt Entscheidung

Der Hagener Stadtentwicklungsausschuss konnte sich in seiner jüngsten Sitzung noch zu keiner Entscheidung über ein Schottergärten-Verbot in Bebauungsplänen durchringen und vertagte sich auf eine zweite Lesung.

SPD-Sprecher Jörg Meier zeigte zwar Sympathie für den Grünen-Vorstoß und sprach von einer „widersinnigen Gartengestaltung“. Gleichzeitig verwies er auf einen massiven Eingriff in die individuelle Freiheit.

Aus demselben Grund meldete auch die CDU noch erheblichen Beratungsbedarf an. Frank Schmidt, Vertreter von BfHo/Piraten, lehnte für seine Fraktion den Grünen-Vorstoß kategorisch ab. Schließlich müsse man gerade älteren Menschen die Möglichkeit gewähren, den Arbeitsaufwand in ihrem Garten ihrer Konstitution entsprechend zu steuern.

Verbot versiegelter Vorgärten soll nicht rückwirkend gelten

Das Verbot versiegelter Vorgärten soll Teil aller künftigen Bebauungspläne sein und nicht rückwirkend gelten. Wer bereits gebaut hat, ist also nicht betroffen, kein bestehender Vorgarten muss aufgerissen und umgestaltet werden.

Im Umweltamt rennen die Grünen mit ihrem Vorstoß offene Türen ein. In Neubaugebieten sähen viele Vorgärten einfach grausig aus, lehnt auch Amtsleiter Ralf-Rainer Braun Schotter und Steine ab: „Eine schlimme Entwicklung, die ich auch nicht für zeitgemäß halte.“ Und auch Marian Sallermann vom gleichnamigen Garten- und Landschaftsbaubetrieb in Hagen rät Kunden davon ab, ihre Vorgärten zu versiegeln: „Wir wollen die Leute wachrütteln, sonst dürfen wir uns nicht wundern, wenn bald kein Obst mehr an den Bäumen wächst“, verweist er auf das dramatische Insekten- und Bienensterben. Im Zweifelsfall lehne man sogar Aufträge ab, wenn der Kunde auf einem Schottergarten bestehe.

Eine ganze Reihe von Kommunen verfügt inzwischen über Pflanzgebote oder Versiegelungsverbote für Vorgärten. So wurden in Dortmund bereits zwei Bebauungspläne samt einem Steingarten-Verbot auf den Weg gebracht.

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