Haspe. . Bei der Razzia gegen einen Hagener Familienclan sind über fünf Tonnen Münzen beschlagnahmt worden. Es geht um Steuerhinterziehung in Spielhallen.

Die drei Männer, die am Donnerstag bei der Groß-Razzia gegen einen Familienclan aus Haspe festgenommen wurden, bleiben in Untersuchungshaft. Das hat ein Richter angeordnet. Den Spielhallen-Betreibern wird Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vorgeworfen. Die Aktion, bei der mehrere Luxus-Fahrzeuge und enorme Summen Bargeld beschlagnahmt worden sind, sorgt indes weiter für große Aufmerksamkeit in Hagen und weit darüber hinaus.

Die Ermittlungen:

1. Wie sind die Ermittler den mutmaßlichen Steuerhinterziehern auf die Spur gekommen? Polizei und Staatsanwaltschaft halten sich hier sehr bedeckt. Zu Details der Ermittlungsarbeit will man sich nicht äußern. Allerdings: Das Kommissariat zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität war federführend. Instrumente wie die Überwachung von Telefonaten dürften hier eine Rolle gespielt haben.

Die Verdächtigen:

2. Wird nur gegen die drei Verhafteten ermittelt? Nein, nicht nur gegen die drei Männer (38, 42 und 49 Jahre alt) wird wegen des Verdachts der banden- und gewerbsmäßigen Fälschung technischer Aufzeichnungen und bandenmäßiger Steuerhinterziehung ermittelt. Vielmehr gibt es noch eine Reihe weiterer Verdächtiger. Die drei Verhafteten – zwei sind Brüder,

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der dritte ein weiterer Verwandter – hätten aber, so Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli, in dem Geflecht der Spielhallen offizielle Positionen inne gehabt: „Ein Teil der Spielhallen wurde von dem Hauptbeschuldigten als alleiniger Besitzer geführt, andere als GmbH.“ Durch dieses Firmenkonstrukt müssen sich die Ermittler nun durcharbeiten.

Die Vorstrafen

3. Sind die drei Verhafteten vorbestraft? Viele Mitglieder des Familienclans seien schon lange „polizeibekannt“, ist aus Ermittlerkreisen zu hören. Allerdings: Die drei Männer, die nun in Haft sind, gelten nicht als massiv vorbestraft. Zwar gibt es Einträge in das Strafregister, allerdings wegen geringfügiger Delikte. Einschlägig vorbestraft wegen Vermögensdelikten sind sie nach WP-Recherchen nicht.

Die Mengen

4. Wieviel Geld und wieviel sonstige Vermögenswerte sind beschlagnahmt worden?Auch hier schweigen die Ermittler noch. Nach WP-Informationen handelt es sich neben den neun Luxus-Fahrzeugen um mehr als fünf Millionen Euro an Scheinen und mehr als fünf Tonnen an Münzgeld, das noch nicht gezählt werden konnte. Dies stammt vorwiegend aus den Geldautomaten in den Spielhallen. Diese blieben zwar geöffnet, ohne die Münzen dürfte der Betrieb aber so bald kaum möglich sein. Pro Automat sind wohl rund 1500 Euro Münzgeld nötig, um ihn zu betreiben.

Die Steuerschulden

5. Wurde am Ende mehr Vermögen beschlagnahmt als Steuerschulden angefallen sind? Es wird zwar noch gezählt und bewertet, allerdings gehen die Ermittler nicht davon aus, dass sie zuviel mitgenommen haben könnten. Nach WP-Informationen gehen die Fahnder von bis zu 50 Millionen Euro Steuerschulden aus. Diese Summe dürfte trotz der Masse an Geld und Autos nicht erreicht sein.

Die Manipulation

6. Wie genau lief die mutmaßliche Steuerhinterziehung? Die Spielgeräte selbst wurden nicht manipuliert. „Sonst hätte wir die Automaten auch beschlagnahmen können“, sagt Oberstaatsanwalt Pauli. Die für die Steuerberechnung maßgeblichen Umsatzdaten, so der Ermittlungsstand, seien zwar aus dem Gerät ausgelesen worden. Dann aber sollen die Beschuldigten eine Software eingesetzt haben, die einen manipulierten Beleg mit niedrigeren Umsätzen gedruckt habe.