Hagen. . Fahrprüfungen können sich in Hagen unnötig in die Länge ziehen: Die Fahrschulen werfen dem TÜV vor, zu wenige Sachverständige bereitzustellen.

Der Vorsitzende des Fahrerlehrerverbandes von Westfalen, Friedel Thiele, spricht mit Blick auf Hagen sogar von einem Skandal. Der TÜV Nord habe über Jahre verschlafen, neue Sachverständige einzustellen, die Fahrschülern theoretische und praktische Prüfungen abnehmen. Neben dem Fahrlehrermangel müssten die Betriebe und die Kunden unnötige Extrazeiten in Kauf nehmen. Der TÜV sieht das allerdings ganz anders.

18 Fahrschulen und 130 Fahrlehrer

Der Gesetzgeber hat die Anforderungen an neue Fahrlehrer heruntergesetzt. Seit Anfang 2018 müssen Anwärter, die nur die Fahrerlaubnis der Klasse B (Pkw) unterrichten wollen, selbst nur im Besitz eines Autoführerscheins sein – nicht für Motorräder und für Lastwagen. In Hagen gab es zu Jahresbeginn 18 Fahrschulen und rund 130 gemeldete Fahrlehrer.

Nachgefragt bei Karl-Peter Engels. Die gleichnamige Fahrschule gibt es seit 70 Jahren in Hagen. „Ja, wir haben hier Probleme in Hagen.“ Schon im Februar hatte er in unserer Zeitung Alarm geschlagen, dass es den Fahrlehrern in Hagen an Nachwuchs mangele. Schwindende Verdienstmöglichkeiten, unattraktive Arbeitszeiten und steinharter Preiskampf seien die Gründe.

„Das größte Problem sind derzeit die langen Wartezeiten auf Seiten des TÜV“, sagt Engels. Durch höhere Durchfallquoten ergebe sich zudem eine noch höhere terminliche Verdichtung und es gebe einen Anstieg der Prüfungen für Inhaber ausländischer Fahrerlaubnisse.

Flüchtlinge lassen Papiere ändern

„Aber das Schlimmste ist, dass der TÜV seit Monaten nicht seiner Verpflichtung nachkommt und mehr Personal zur Verfügung stellt“, ärgert sich Friedel Thiele vom Fahrlehrerverband. Zwar begrüße der Verband weiter das duale System (Ausbildung der Fahrschüler in den Fahrschulen, Prüfung durch unabhängige Sachverständige des TÜV), aber mittlerweile lasse der TÜV die Fahrlehrer einfach im Regen stehen.

„In Hagen ist es wirklich akut. Der TÜV kann sich doch nicht auf die Masse an ausländischen Führerschein-Umschreibern zurückziehen. Als 2015 sehr viele Flüchtlinge zu uns kamen hätte doch klar sein müssen, dass das Auswirkungen auf den Bereich der Führerscheinprüfungen haben wird.“

Gespräche auf allen Ebenen

Friedel Thiele ist schon beim Verkehrsministerium in Düsseldorf vorstellig geworden. Auch Gespräche mit dem TÜV habe es gegeben. Die Überwachungsanstalt habe immer wieder bekräftigt, handeln zu wollen, passiert sei aber bislang gar nichts. „Wir fordern deutlich mehr Personal und dass auch erfahrene Fahrlehrer anderen Kollegen die Prüfung abnehmen dürfen.“

Der TÜV reagiert auf Anfrage völlig gegenteilig. Man habe die Zahl der angebotenen Prüftermine entsprechend der erhöhten Nachfrage kontinuierlich erhöht. „Es kommt lediglich selten zu kurzen zumutbaren Terminverschiebungen“, erklärt Rainer Camen aus der TÜV-Kommunikation. In den kommenden Monaten rechne der TÜV mit einer rückläufigen Zahl an Prüfaufträgen.

TÜV hat Personal bereits aufgestockt

Camen weiter: „Es gibt nicht weniger, sondern mehr Sachverständige. Der TÜV Nord passt sein Personal kontinuierlich dem Bedarf an. Wenn ein neuer Mitarbeiter eingestellt wird, dauert es aber zwei Jahre, bis die Ausbildung zum Sachverständigen abgeschlossen ist und er zu Prüfungen eingesetzt werden kann.“

Der erhöhte Bedarf an Prüfterminen habe sich aus dem Anstieg der Prüfungen für Inhaber ausländischer Fahrerlaubnisse sowie einem Anstieg der Nichtbestehensquote ergeben. Dies seien Entwicklungen, die so nicht vorhersehbar waren.