Hagen. . Noch gibt es genügend Fahrlehrer in Hagen, doch das könnte sich ändern. Viele Fahrschulinhaber finden kurz vor dem Ruhestand keinen Nachfolger.

Seit 41 Jahren ist Manfred Lang (66) inzwischen als Fahrlehrer tätig, seit 1994 besitzt er seine eigene Fahrschule in Altenhagen. Eigentlich soll in diesem Jahr Schluss sein, er würde seinen Betrieb gern verkaufen und sich in den wohlverdienten Ruhestand zurückziehen. Das Problem: Es findet sich niemand, der die Fahrschule übernehmen und weiterführen möchte. „Meine Kinder haben andere Interessen“, berichtet er: „Deshalb wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als den Schlüssel herumzudrehen und mit allem, was ich aufgebaut habe, abzuschließen.“

Nachwuchsprobleme bei den Fahrschulen in Hagen

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    Manfred Lang ist kein Einzelfall. Zwar gebe es derzeit noch genügend Fahrlehrer, doch das werde sich in nicht allzu ferner Zukunft ändern, ist Karl-Peter Engels (58), Vorsitzender des Hagener Unterbezirks im Fahrlehrerverband Westfalen, überzeugt: „Unser Berufsstand ist zwar nicht gerade vom Aussterben bedroht, aber für junge Leute wird es immer unattraktiver, sich für eine Ausbildung als Fahrlehrer zu entscheiden.“

    Teure Ausbildung

    Die Gründe dafür liegen nach Meinung von Engels auf der Hand. Zum einen koste die Ausbildung rund 10 000 Euro, die Verdienstmöglichkeiten seien dagegen gering, da der Konkurrenzdruck in Ballungsgebieten wie Hagen zu einem steinharten Preiskampf führe. Eine Fahrstunde in einer der 18 Fahrschulen der Stadt koste im Schnitt 35 Euro: „Wenn man Steuern und Unkosten abrechnet, dann lässt sich leicht ausrechnen, dass nicht viel übrig bleibt.“

    Zum anderen schrecken die Arbeitszeiten mögliche Interessenten ab. Die meisten Fahrstunden finden nachmittags nach Schulschluss statt, doch auch der Samstag ist für Fahrlehrer in der Regel ein Arbeitstag. Neben der Sechs-Tage-Woche sind Nachtfahrten besonders unbeliebt. „Wir arbeiten, wenn andere Leute Freizeit haben oder daheim vor dem Fernseher sitzen“, sagt Engels. Ein regelmäßiger Tagesablauf mit freier Zeiteinteilung sei als Fahrlehrer quasi nicht zu haben.

    Anforderungen gesenkt

    Der Gesetzgeber hat die Zeichen der Zeit erkannt und das Fahrlehrergesetz novelliert. Seit Anfang 2018 müssen Fahrlehreranwärter, die ausschließlich die Fahrerlaubnis der Klasse B (Pkw) unterrichten wollen, selbst nur im Besitz eines Autoführerscheins sein. Zuvor war auch der Besitz der Klassen A (Motorrad) und C (Lastwagen) erforderlich.

    Zwar sieht auch der Fahrlehrerverband angesichts des Nachwuchsmangels grundsätzlich die Notwendigkeit einer Reform, dass man die Anforderungen an künftige Fahrlehrer jedoch dermaßen herabgesetzt habe, könne er nicht nachvollziehen, so Engels: „Ich war immer froh, dass ich meinen Fahrschülern den Verkehr auch aus dem Blickwinkel von Lkw- und Motorradfahrern erläutern konnte. Das ist doch wichtig, um Verständnis, für die anderen Verkehrsteilnehmer zu wecken.“

    Auch Engels möchte in absehbarer Zeit kürzer treten und den 1948 von seinem Vater gegründeten Betrieb einem jungen Kollegen überantworten. „Die Hoffnung muss ich wohl aufgeben“, sagt er resigniert. Stattdessen wird er die nostalgischen Schilder im Unterrichtsraum wohl eines Tages abschrauben und die älteste Fahrschule der Stadt schließen, ohne einen Nachfolger gefunden zu haben.

    >>Hintergrund: 18 Fahrschulen

    • In Hagen gibt es derzeit 18 Fahrschulen, einige davon sind an mehreren Standorten vertreten.
    • Bei der Zulassungsstelle im Hagener Rathaus sind 130 Fahrlehrer gemeldet.
    • Fahrlehrer müssen mindestens 22 Jahre alt und gesund sein sowie ein polizeiliches Führungszeugnis nachweisen.