Hagen. . Das Hagener Rotlichtmilieu gewährt einen Einblick hinter die Kulissen. Am 25. August gibt es in der Düppenbeckerstraße einen Tag der offenen Tür.
Noch zu Jahresbeginn hatte das seit Juli 2017 geltende Prostituiertenschutzgesetzt für Verwirrung im Hagener Rotlicht-Milieu gesorgt. Das abwertend „Hurenausweis“ genannte Identifikationspapier, das Prostituierte nun bei sich führen müssten, sorge für große Verunsicherung, beklagten Bordell-Betreiber.
Zugleich erhoffte man sich in Hagens einziger offizieller Bordellstraße, der Düppenbeckerstraße, dass durch das Gesetz endlich Gleichbehandlung hergestellt werde zwischen jenen Betreibern, die ihr Gewerbe offiziell anmelden und Sex- und Gewerbesteuern zahlen und den vielen schwarzen Schafen, die illegale Wohnungsprostitution in Hagen betreiben.
Hagens ältestes Bordell an Düppenbeckerstraße
Um zu dokumentieren, wie gut das Gesetz in der Düppenbeckerstraße umgesetzt werde, veranstaltet der dortige Hauseigentümer Carsten Rohleder am Samstag, 25. August, einen Tag der offenen Tür in Hagens ältestem Bordell.
„Auch Frauen, die mal einen Blick in die Straße oder in die Häuser werfen wollen, sind herzlich willkommen“, sagt Carsten Rohleder. Er besitzt Häuser in der Düppenbeckerstraße, die er an Betreiber verpachtet hat, die wiederum Prostituierten gegen eine Tagesmiete Räumlichkeiten für ihr Tätigkeit anbieten. „Wir werden einen Bierwagen aufstellen, Tische und Bänke für rund 100 Personen, und ein DJ wird Musik machen“, so Rohleder. Einen Essensstand wird es auch geben. Während die Getränke frei sind, gibt es das Essen gegen eine freiwillige Spende. Rohleder: „Den Erlös wollen wir gerne dem Hagener Kinderhospiz zugute kommen lassen.“
Besucher sind in Bordell zwölf Stunden willkommen
Besucher hätten an diesem Tag zwischen 10 und 22 Uhr die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der Arbeit der Damen in der Bordellstraße zu machen. Nach Rohleders Wissen hat es in ganz Deutschland noch nie einen Tag der offenen Tür in einer Bordellstraße gegeben. „Wohl schon mal in Sexclubs, aber in klassischen Bordellstraßen noch nie“, so Rohleder.
Rohleder: Geschätzt rund 150 illegale Wohnungen
Carsten Rohleder geht im Gegensatz zu Sabrina Göbel davon aus, dass es rund 150 illegale Wohnungen in Hagen gibt, in denen Wohnungsprostitution betrieben wird. „Wenn ich hinweise darüber erhalte, dann kooperiere ich mit der Stadt“, sagt Rohleder, der von Anfang an mit Göbel kommuniziert hat.
So wie er die Zusammenarbeit mit der Stadt Hagen und der dort für die Einhaltung des Prostituiertenschutzgesetzes zuständigen Sabrina Göbel als „sehr gut und kooperativ“ bezeichnet, heißt es auch seitens der Stadt, dass die Zusammenarbeit gut funktioniere. „Wir stimmen uns ordentlich miteinander ab“, sagt Sabrina Göbel. Zwölf Bordelle hat Göbel in Hagen aktuell auf dem Radar. Sie geht von 50 bis 100 gemeldeten Prostituierten aktuell aus.
Anmeldepflicht gilt für Hagens Prostituierte
Die Kernpunkte des Gesetzes, für dessen Einhaltung Göbel sorgt, sind die Anmeldepflicht für Prostituierte, eine verpflichtende Gesundheitsberatung und die Erlaubnispflicht für den Betrieb eines Prostituiertengewerbes nebst Zuverlässigkeitsprüfung der Betreiber.
Die Betreiber dürfen nur vermieten, wenn eine Anmeldung für die Damen vorliegt und die Räumlichkeiten genehmigt sind. Kontrolliert wird auch, ob in Etablissements Geschlechtsverkehr ohne Kondom angeboten wird. Denn: Mit dem Prostituiertenschutzgesetz geht auch die Kondompflicht einher.