Hagen. . Die künftige Entwicklung auf dem Westside-Gelände hinter dem Hagener Hauptbahnhof wird konkreter. Erste Investoren klopfen bei der Stadt an.

Der Nebel, der bislang über der künftigen Gestaltung des Westside-Areals zwischen Hauptbahnhof und der Philippshöhe waberte, scheint sich allmählich zu lichten. Der Stadtentwicklungsausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig einer Rahmenplanung zugestimmt, die zwar längst noch keine rechtsverbindlichen Pflöcke einrammt, aber zumindest klare Entwicklungsziele für das Gelände festschreibt, das von Stadtbaurat Thomas Grothe weiterhin als „die hochwertigste Fläche in der Hagener Innenstadt“ bewertet wird.

Entsprechend haben sich auch schon potenzielle Investoren im Rathaus gemeldet, die sich für den Bereich interessieren. Vor diesem Hintergrund könnte der Planungsdezernent sich vorstellen, in der zweiten Jahreshälfte einen Wettbewerb auszuloben, an dessen Ende verschiedene städtebauliche Entwürfe stehen, wie das neu entstehende Stadtquartier konkret gestaltet werden könnte. „Die Investoren klopfen bei uns bereits an die Tür.“

Potenzial für 1000 Büroarbeitsplätze

Herzstück des Entwicklungsgebietes bleibt der etwa 200 x 60 Meter große Bereich (zwei Fußballfelder) zwischen Bahnhofshinterfahrung, Gleisanlagen und Volme. Hier sieht Grothe weiterhin das Potenzial für bis zu 1000 Büroarbeitsplätze unterschiedlichster Dienstleister oder Verwaltungseinheiten.

Grüne Insel am Zusammenfluss von Volme und Ennepe

Die zum Teil noch mit Betonplatten überbaute Landzunge zwischen Bahnhofshinterfahrung und Philippshöhe, die durch den Zusammenfluss von Volme und Ennepe entsteht, soll als Grünfläche in einen Erholungsraum verwandelt werden, der natürlich auch von der Öffentlichkeit genutzt werden kann.

„Hier sollte etwas Unverwechselbares entstehen, denn ein besonderer Ort benötigt besondere Nutzungsimpulse“, verweist Stadtbaurat Thomas Grothe auf die reizvolle landschaftliche Kulisse der angrenzenden Wälder der Philippshöhe.

Gleichzeitig hofft er darauf, dass die ebenfalls benachbarte und unter Denkmalschutz stehende Fabrikhalle von Funcke & Huck, in der der neue Besitzer ein Freizeitkonzept realisieren möchte, bald eine ansehnlichere Optik erhält.

Aktuell sind die Flächen noch im Besitz von TWB-Presswerk (Prevent-Gruppe), das das Grundstück erst vor wenigen Jahren von der Stadt erwarb, um sich Entwicklungsmöglichkeiten an diesem Standort zu sichern.

Inzwischen ist das Unternehmen, das angesichts des anhaltenden Konflikts mit dem VW-Konzern um seinen Hauptauftraggeber bangt, jedoch bereit, diesen bislang ungenutzten Bereich wieder der Stadt Hagen für weitere Entwicklungen zu überlassen.

In den aktuell laufenden Gesprächen geht es nach Informationen dieser Zeitung lediglich noch um den Preis für die künftige Grün-Oase.

Grundvoraussetzung bleibt – von der 2019 fertiggestellten Bahnhofshinterfahrung mal abgesehen – eine optimale Anbindung auch für die Fußgänger. Diese soll vor allem durch eine Verlängerung des Gleistunnels unter den Schienen der Deutschen Bahn sowie der Deutschen Edelstahlwerke (DEW) hindurch gesichert werden. Der entsprechende Planungsauftrag wurde mit der erfolgten Genehmigung des Doppelhaushaltes 2018/19 gerade erst an den Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) vergeben.

Parallel dazu bleibt es das Ziel der Planer, die bestehende Unterführung Werdestraße von der Bahn anzumieten, um eine zweite Verbindung für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen. „Zudem verhandeln wir mit der Bahn auch über den Anschluss an die Straße ,Am Hauptbahnhof’“, damit diese verwinkelte Zuwegung nach entsprechender Gestaltung nicht länger als Angstraum wahrgenommen wird.

DEW fällt unter Störfallverordnung

Zudem wird bereits seit Monaten an einem Gutachten gearbeitet, das die erforderlichen Abstände zwischen den Deutschen Edelstahlwerken (DEW) – ein Betrieb, der unter die EU-Störfallverordnung fällt – und den potenziellen Nachbarn untersucht. In einigen Produktionsbereichen wird dort mit kritischen Stoffen hantiert, die unter die sogenannte Seveso-Richtlinie fallen und daher mit Blick auf die Anrainer und notwendige Sicherheitsabstände für die Erstellung eines Bebauungsplanes besonders betrachtet werden müssen.

Die Ergebnisse des Gutachters liegen zwar schon vor, werden aktuell jedoch mit der Bezirksregierung sowie dem störfallrelevanten Unternehmen erörtert und sollen nach der Sommerpause auch in die politische Diskussion eingespeist werden.

Ein neues Stadtviertel entsteht

„Die jetzt vorliegende Rahmenplanung entspricht dem städtebaulichen Ziel, an der Westside eine hochwertige Nutzung als Büro- und Dienstleistungsstandort in Ergänzung zu der zentralen Nutzung östlich des Hauptbahnhofes und der Innenstadt zu schaffen“, setzt Grothe auf ein komplett neues Stadtviertel, in das der Gleistunnel künftig ebenerdig münden soll. Dabei denkt der Hagener Stadtbaurat auch an eine großflächige Tiefgarage mit einer Kapazität für etwa 400 Stellplätze.

In dieses Angebot ließe sich auch eine Kiss-&-Ride-Vorfahrt integrieren, so dass Bahnreisende direkt ans Gleis gebracht werden könnten. Einen Fernbus-Haltepunkt favorisieren die Stadtplaner wie auch die Mehrheit der Politik hingegen an der Vorderseite des Hauptbahnhofes, weil dort auch die besten Verknüpfungen zum übrigen ÖPNV gegeben sind.

Politik will auch Gewerbe nicht ausklammern

Stephan Ramrath (CDU), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, signalisierte in Richtung Verwaltung, dass die Politik sich mit der jetzt favorisierten Rahmenplanung durchaus anfreunden könne. Allerdings müsse die Tür weiterhin für gewerbliche Nutzer offen bleiben. In den Fraktionen bleiben nämlich erhebliche Zweifel, ob angesichts der zahlreichen Leerstände in Hagen im Büroflächen-Segment sich tatsächlich genügend Interessenten finden, die eine direkte Nähe zum Hagener Hauptbahnhof suchen.