Hagen. . Die Bürger in den Wohnquartieren stöhnen: Es fehlt einfach an Parkraum entlang der Straßen. Bezirksbürgermeister fordern weitere Stellflächen.

Parkplatzsuche in den Hagener Wohnquartieren – eine Herausforderung, die spätestens ab den Nachmittagsstunden zum nervenaufreibenden Abenteuer wird. Immer häufiger endet das verzweifelte Kreisen durch die Siedlungen mit der trotzigen Entscheidung, den Pkw irgendwo halblegal abzustellen. Straßeneinmündungen sind da ebenso wenig Tabuzonen wie Bushaltstellen. Zumal das Knöllchenrisiko in den Abendstunden eher gering ist.

Dietmar Thieser, Bezirksbürgermeister in Haspe.
Dietmar Thieser, Bezirksbürgermeister in Haspe. © Michael Kleinrensing

„Wir wissen manchmal nicht mehr, wie wir der Situation Herr werden sollen“, ist der Hasper Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser mit seinem Latein am Ende. Er fordert die Stadt auf, systematisch nach zusätzlichen Stellplatzflächen in den Hagener Wohnbezirken zu suchen und gleichzeitig bauordnungsrechtlich den Missbrauch von Garagen als Hobbyraum zu beenden.

Ein Appell, der auch die volle Rückendeckung von Heinz-Dieter Kohaupt findet: „Die Parkraumentwicklung in Hagen hat in den vergangenen Jahren mit der Stadtentwicklung und dem Autoaufkommen nicht schrittgehalten“, stellt der Bezirksbürgermeister des Hagener Nordens fest. „Daher müssen wir politisch überprüfen lassen, dass an Hagens Straßen wieder vermehrt aufgeschultert geparkt werden darf.“

Mangelhafter Kontrolldruck

„Die Parksituation ist ein Dauerthema bei jeder Bürgerversammlung“, spricht Thieser über seine Erfahrungen aus ungezählten Bürgergesprächen. „Die Menschen verlassen sich auf den mangelhaften Kontrolldruck und ignorieren inzwischen sämtliche Verkehrsregelungen.“

Ordnungsamt setzt auf Fingerspitzengefühl

Das Hagener Ordnungsamt hat sich für Kontrollen des ruhenden Verkehrs klare Schwerpunkte gesetzt. Diese liegen vor allem in der Innenstadt und in den Stadtteilzentren sowie an sicherheitsrelevanten Punkten wie Feuerwehrzufahrten.

In den Wohn-Außenbezirken der Stadt tauchen die Politessen nur dann auf, wenn es ausdrückliche Beschwerden gibt. „Hier handeln wir nach dem Opportunitätsprinzip und nutzen gewisse rechtliche Spielräume aus“, erläutert Thomas Lichtenberg, Leiter der städtischen Ordnungsverwaltung.

Er appelliert an seine Mitarbeiter, mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl zu agieren: Es mache keinen Sinn „bei den Bürgern eine mittelschwere Rebellion auszulösen“, indem die Stadt Dinge sanktioniere, die zwar formalrechtlich nicht ganz okay seien, in der Praxis jedoch funktionierten.

Gleichzeitig ärgert sich der Hasper Bezirksbürgermeister, dass meist jene Anwohner am lautesten über den Stellplatzmangel fluchen, die ihre Garagen nicht etwa für ihren Pkw nutzen, sondern dort eine Hobbywerkstatt, einen Partyraum oder ein Kaminholzlager eingerichtet haben. „Hier muss das Bauordnungsamt viel konsequenter hinschauen. Schließlich haben die Hausbesitzer über ihre Garagen den Stellplatznachweis für ihre Baugenehmigung geliefert.“

Garage ist kein Hobbyraum

Eine Betrachtungsweise, die Stadtsprecher Michael Kaub ausdrücklich unterstreicht: „Eine Garage darf nicht zweckentfremdet werden – einziger Nutzen ist, dort ein Auto abzustellen.“ Sollten der Verwaltung Missbrauchsfälle bekannt werden, würde diesen auch nachgegangen. Allerdings fehlten der Stadt die personellen Kapazitäten, im gesamten Stadtgebiet flächendeckende Kontrollen durchzuführen.

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12. März 2012, Hagen, Redakteur Martin Weiskel WP
WP Lokalredaktion Hagen stellv. Redaktionsleiter.
+++ Foto: Michael KLEINRENSING / Westfalenpost Lokalredaktion Hagen / m.kleinrensing@westfalenpost.de  +++
Von Martin Weiske

Daher drängt Thieser darauf, parallel nach neuen Parkflächen in den Wohnquartieren zu suchen, die den Bürgern zusätzlich zur Verfügung gestellt werden könnten. „Ich könnte mir zum Beispiel auch eine zweite Parketage am Mops-Friedhof vorstellen. Wenn die Menschen dort zuverlässig über einen eigenen Stellplatz verfügen dürften, würden sie dafür sicherlich auch 30 bis 40 Euro im Monat bezahlen und sogar noch ein paar Meter Fußweg nach Hause in Kauf nehmen“, zeigt sich der Hasper Bezirksbürgermeister überzeugt.

Es sei auch keine Lösung, wenn die Menschen ihre Vorgärten zugunsten von Privatstellplätzen opferten, weil damit meist öffentlicher Parkraum entlang der Straßen vernichtet werde.

Parker verlangsamen Verkehrsfluss

Heinz-Dieter Kohaupt, Bezirksbürgermeister für den Hagener Norden.
Heinz-Dieter Kohaupt, Bezirksbürgermeister für den Hagener Norden. © Michael Kleinrensing

Kohaupt möchte ebenfalls die Stellflächen entlang der Straßen bewahren: „Parker sorgen schließlich auch dafür, dass in den Wohnvierteln langsamer gefahren wird.“ Daher sei es geboten, das aufgeschulterte Parken systematisch zuzulassen und durch Beschilderung offensiv zu legalisieren. „Das Verkehrsrecht gibt das her“, plädiert der Nord-Bezirksbürgermeister für eine pragmatische Initiative.