Hagen. . Das Bahnhofsviertel in Hagen ist offiziell beim Land als „verrufener Ort“ gemeldet. Doch jetzt entwickeln sich die Kriminalitätszahlen positiv.
Sicherheit zu bemessen ist schwierig: Statistiken können etwas über eine Entwicklung aussagen, doch die muss nicht einher gehen mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl der Bürger. Schaut man aber allein auf Zahlen, dann ist der Bereich rund um Hagens Hauptbahnhof sicherer geworden.
In einem Bereich also, der offiziell beim Land NRW als „verrufener bzw. gefährlicher Ort“ gilt – zusammen mit 25 weiteren in Nordrhein-Westfalen. Aber genau das könnte dazu beigetragen haben, dass die Kriminalität rückläufig ist. Denn so hat die Polizei erweiterte Möglichkeiten. Sie kann hier etwa verstärkt und ohne besonderen Anlass Personen kontrollieren.
Ganz so positiv, wie ein Blick auf die Zahlen in einem aktuellen Bericht der NRW-Landesregierung vermuten lässt, ist die Entwicklung allerdings nicht. In einer mehr als 400 Seiten starken Antwort des NRW-Innenministeriums auf eine Anfrage der AfD-Landtagsfraktion sind beim Vergleich der Jahre 2012 bis 2017 im vergangenen Jahr in allen Deliktbereichen massive Rückgänge zu verzeichnen. Also just in dem Jahr, in dem der Berliner Platz mit Teilen der Straßen Graf-von-Galen-Ring, Am Hauptbahnhof, Bahnhofstraße und Körnerstraße offiziell als „verrufener Ort“ an das Land gemeldet wurde.
Doch die Vergleichszahlen 2012 bis 2016 beziehen sich auf größere Gebiete, Teile Altenhagens und Wehringhausens gehörten dazu. Gleichwohl sagt Thomas Gutsfeld, Direktionsleiter Gefahrenabwehr und damit Chef der uniformierten Polizei in Hagen: „Die Entwicklung ist klar positiv. Die Lage in diesem Bereich hat sich verbessert.“
Bereitschaftspolizei unterstützt
Die Polizei macht das unter anderem an folgenden Punkten fest:
Tatverdächtige nach Staatsangehörigkeit
Im Bericht des Innenministers wird auch die Staatsangehörigkeit der Tatverdächtigen aufgelistet. Demnach hatten in dem „verrufenen/gefährlichen Gebiet“ im Jahr 2017 328 Tatverdächtige die deutsche Staatsangehörigkeit, 238 eine ausländische.
An der Spitze stehen Staatsangehörige aus Rumänien (63), gefolgt von Syrien (41), Guinea (31), Algerien (27), Türkei (19), Marokko (17), Polen (15), Bulgarien (14) und Irak (11). Bei den Verdächtigen aus 3 9 weiteren Ländern lag die Zahl unter zehn.
„Aus diesen Zahlen kann man aber keinen Rückschlüsse ziehen, für welche Deliktarten Menschen aus bestimmen Ländern besonders verantwortlich sind“, so Thomas Gutsfeld (Polizei).
Die Straßenkriminalität habe bis zum Jahr 2016 bei etwa 800 Straftaten stagniert. Im Jahr 2017 sei sie aber deutlich auf 696 Fälle gesunken. Auch Körperverletzungsdelikte seien rückläufig. Man zeige mehr Präsenz, am Wochenende seien insbesondere nachts mehr Streifenwagen unterwegs.
Gerade im Bereich der Rauschgiftkriminalität sei der Kontrolldruck – nicht zuletzt durch die Verlegung der Innenstadtwache in das Bahnhofsviertel – stark erhöht worden. Um Dealertätigkeiten zu unterbinden, hätten die Beamten im Jahr 2017 48 Betretungsverbote für den Bereich durchgesetzt, im Jahr davor nur 29. Und trotz verstärkter Kontrollen in Zivil und in Uniform sei die Zahl der entdeckten Rauschgiftdelikte von mehr als 500 Fällen im Jahr 2015 auf mittlerweile 300 Fälle zurückgegangen.
Auch bei Taschendiebstählen zeige sich die Entwicklung: 2011 seien noch mehr als 460 Delikte registriert worden, im Jahr 2017 deutlich unter 300.
Ob die verstärkte Kontrollmöglichkeit allein zu der positiven Entwicklung beigetragen hat? Thomas Gutsfeld ist vorsichtig: „Empirisch ist das sicherlich schwer nachzuweisen.“ Aber ein stringentes Konzept wie das der „Sicheren Innenstadt“ ermögliche es, für Großkontrollen Verstärkung durch Bereitschaftspolizei zu bekommen.
Doch trotz der nach Zahlen positiven Entwicklung sieht Gutsfeld keinen Anlass, das Bahnhofsviertel wieder als „verrufenen/gefährlichen Ort“ beim Land abzumelden: „Wir setzen das Konzept auf jeden Fall weiter fort.“