Hagen-Mitte. . Man war sich in Hagen schon einig. Dann erhielt Elke Krimme aus Frankfurt die Nachricht, dass sie für die Volme-Galerie zu alt sei.

Elke Krimme sagt, sie habe vorerst ihre Existenz verloren. Die 71-Jährige, die seit über 20 Jahren das Modegeschäft „Krielle“ an der Hochstraße betreibt, in dem es Damen-Mode in geläufigen, aber auch bis Größe 60 und für Patienten mit Lymphödemen gibt, ist sich mit der Volme-Galerie bereits über einen Mietvertrag einig gewesen. In dem mit vielen Leerständen kämpfenden Center wollte sie ein freies 81-Quadratmeter-Lokal im Obergeschoss beziehen. Ein detailliertes Mietangebot (liegt der Redaktion vor) hatte ihr das Center-Management schon vorgelegt. Krimme kündigte ihren bisherigen Mietvertrag – und steht jetzt vor dem Nichts. „Weil ich zu alt bin, darf ich doch nicht rein“, sagt sie. Für den Hagener Einzelhandel sei das Geschäftsgebaren dieser Galerie eine Bankrotterklärung.

Auch interessant

Dass die vor Arbeitslust strotzende Elke Krimme zu alt für einen Fünf-Jahres-Mietvertrag sei – zu aus ihrer Sicht für die Hagener City sehr günstigen Konditionen von 2110 Euro plus Mehrwertsteuer, Warmmiete und Strom –, habe ihr der Center-Leiter Thomas Eggert nun aus heiterem Himmel mitgeteilt und damit die Haltung der übergeordneten Besitzergesellschaft weitergegeben. „Dabei war er die ganze Zeit überzeugt von mir und wollte mich auch in der Galerie haben.“

Und auch Krimme, deren Wirtschaftsplan in der Volme-Galerie nach eigener Aussage bestens aufgegangen wäre, findet: „Meine Nische wäre für die Galerie perfekt gewesen. Damen mittleren Alters oder ältere Frauen, die auch in den Schuhgeschäften der Galerie einkaufen würden. Die Verweildauer in der Galerie würde viel länger. Ich habe mit Herrn Eggert auch schon über mögliche Modeschauen gesprochen. Und übrigens: Für diese günstige Miete, die dort verlangt wird, kriegt man in der Innenstadt keinen Laden.“

Das Luftbild zeigt, wie nah sich die beiden Innenstadt-Galerien sind.
Das Luftbild zeigt, wie nah sich die beiden Innenstadt-Galerien sind. © Hans Blossey

Das Problem an der Hochstraße, wo Krimme aktuell ihren Laden hat, ist, dass die Straße mittlerweile zur City-Randlage gehört. Auch wenn die beiden Galerien in den Augen vieler Kritiker nicht nebeneinander funktionieren, ziehen sie doch die Fußgänger-Ströme an. „So kommt eben nur noch die Stammkundschaft“, sagt Krimme und legt nach: „Wenn die Volme-Galerie kein Parkhaus hätte, wäre die schon längst platt.“ Dem engagierten Center-Manager Thomas Eggert mache sie in dieser Sache keinerlei Vorwürfe. Vielmehr geht es ihr um die Etage über Eggert.

Konzeptionelle Gründe

Center-Chef Eggert bestätigt auf Anfrage, dass er sich Elke Krimme als Mieterin gut hätte vorstellen können. Aber Eggert und der Leasingmanager Olaf Kamann sind nicht die letzte Instanz, wenn es um die Vermietung an Interessenten geht. Diese Entscheidungen werden in Frankfurt getroffen, wo auch die Besitzerin der Galerie residiert: die Savills Fundmanagement GmbH. Im offiziellen Statement zum Fall von Elke Krimme gehen die Eigentümer nicht mehr auf das Alter der Mietinteressentin ein. Man habe sich aus „konzeptionellen Gründen“ gegen sie entschieden.

„Worauf warten die denn? “, fragt sich Krimme. „Da entscheiden Leute in Frankfurt über den Hagener Markt. Und am Ende landen nur billige Ketten in den Centern. Keine persönliche Beratung, keine Fachkenntnis. So wird bald nur noch im Netz bestellt.“