Hagen. . Der zunehmende Lärm der Autobahnen geht den Anwohnern an die Nieren. Die SPD fordert in einer Resolution stärkeren Schutz für die Betroffenen.

Die SPD-Fraktion hat eine Resolution gegen den wachsenden Lärm an den Hagener Autobahnen erarbeitet, die der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung an die Landesregierung verabschieden soll. Darin heißt es, das zunehmend belastende Lärmaufkommen an den Autobahnen im Raum Hagen müsse durch geeignete Maßnahmen verbessert werden. „Wir wollen der Landesregierung mit diesem Appell spiegeln, dass in unserer Stadt dringender Handlungsbedarf besteht“, so Fraktionsvorsitzender Claus Rudel.

Hagen ist laut einer Studie des Regionalverbandes Ruhr die Stadt mit der höchsten Lärmbelastung im Ruhrgebiet. Vor allem an den Autobahnen 1, 45 und 46 sind die Anwohner aufgrund des stetig gestiegenen Verkehrsaufkommens einem fast nie abreißenden Geräuschpegel ausgesetzt. Gravierend ist die Situation in Vorhalle, Bathey, Garenfeld, Kabel und Haßley, aber auch in Höhe des Kirchenbergstadions Hohenlimburg. Die hervorragende Anbindung an das Autobahnnetz sei zweifellos ein Standortvorteil für die Stadt, so Rudel: „Aber für die Anlieger bringt das eben auch Probleme mit sich.“

Unterschriftenaktion

Der SPD geht es darum, die sich ähnelnden Wünsche der Anwohner in den betroffenen Stadtteilen zu bündeln. Es dürfe nicht sein, dass eine Gruppe gegen die andere ausgespielt werde, so Rudel. Diese Befürchtung hatte nämlich Reinhold Külpmann, der mit Erika Engel und weiteren Mitstreitern aus Bathey eine Unterschriftenaktion gegen den Autobahnlärm in Bathey gestartet hat, nach einem Treffen mit Bernd Widera, der sich für besseren Lärmschutz in Vorhalle einsetzt, geäußert: „Wir haben uns eine Stunde lang unterhalten und dann zu hören bekommen, dass die Vorhaller nicht mit uns gemeinsam kämpfen wollen.“ Aber auch in Bathey lebten immerhin 500 Menschen: „Und wir möchten auch mal ruhig schlafen und uns ungestört auf der Terrasse aufhalten.“

In der Resolution, die der Rat nun parteiübergreifend beschließen soll, werden Lärmschutzwände, Tunnel und Lärm reduzierender Straßenbelag gefordert. Die SPD setzt darauf, dass die Landesregierung bereits selbst erklärt hat, im Ausbau des Lärmschutzes bestehe „erheblicher Handlungsbedarf“.

Minister will nach Hagen kommen

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) hat zugesagt, sich demnächst in Hagen persönlich ein Bild von der Lage zu machen. Er folgt damit einer Einladung des Landtagsabgeordneten Wolfgang Jörg (SPD) und des Boeler Bezirksbürgermeisters Heinz-Dieter Kohaupt (CDU), die sich seit langem für einen verbesserten Lärmschutz entlang der Hagener Autobahnen einsetzen.

Ebenfalls auf Initiative von Jörg wird außerdem in der nächsten Woche der Chef des Landesbetriebs Straßen NRW, Ludger Siebert, mit Anwohnern in Haßley über die von der A 45 ausgehende Geräuschkulisse diskutieren.

Die Resolution

Im Resolutionsentwurf der SPD werden drei konkrete Forderungen aufgelistet. Wörtlich heißt es: „Der Rat der Stadt Hagen fordert die Landesregierung auf,
– die Tunnel und Brücken auf der A1 mit zusätzlichen modernen Lärmabsorbern auszustatten,
– die Strecke zwischen dem Rastplatz Funkenhausen und der Raststätte Lennhof bei der nächsten Sanierung im Jahr 2021 flächendeckend mit lärmreduzierendem und modernem Straßenbelag auszustatten,
– die Standorte und Anzahl von Lärmschutzwänden an den Hagener Autobahnen zu optimieren. Neben der A1 besteht hier vor allem Nachholbedarf an der A45 auf Höhe Haßley und Emst. Die Lärmschutzwände müssten an beiden Standorten eine Höhe von drei bis sechs Metern aufweisen.“

Mathematische Formeln

Die Berechnungsgrundlagen für bundesweite Lärmgutachten stammten bereits aus den 80er Jahren und seien im Prinzip „lediglich mathematische Formeln“, die Lärm einheitlich an Straßen im gesamten Bundesgebiet berechnen sollten“, heißt es in der Resolution. Allerdings seien in den letzten Jahren intensivere medizinische und gesundheitliche Untersuchungen erstellt worden, die belegten, dass Lärm größere gesundheitliche Auswirkungen auf Menschen habe als bislang angenommen.

Als ehemaliger verkehrsgeographischer Mittelpunkt der alten Bundesrepublik sei Hagen von allen Städten im Ruhrgebiet diejenige, die am stärksten unter verkehrlicher Belästigung leide. Die Autobahnen würden die Hagener Wohngebiete regelrecht durchschneiden: „Die Situation wird von den Hagener Bürgern als sehr belastend empfunden.“