Wehringhausen. . Weiter Ärger an der Wehringhauser Straße: Um ein herrenloses Haus ohne Besitzer muss sich die Stadt kümmern. Nun will sie es abreißen.

Der eine Bauzaun ist verschwunden – ein anderer ist zumindest kurzzeitig gefolgt: Die zum großen Teil verfallenen Häuser an der Wehringhauser Straße gegenüber der Firma Hawker(Enersys sorgen weiterhin für Probleme.

Über Wochen hinweg war eine Fahrspur gesperrt, weil durch möglicherweise herabfallende Teile der gesamte Bürgersteig gesperrt werden musste. Erst nach Androhung von Zwangsgeldern durch die Stadt regte sich der Besitzer, beseitigte den Schaden. Inzwischen konnte der Bauzaun entfernt werden. Doch gleich in der Nähe musste die Stadt jetzt vorübergehend einen neuen aufstellen: Das Haus mit der Nummer 99 galt als potenzielle Gefahrenquelle. Es weist allerdings eine Besonderheit auf. Es ist herrenlos, sprich: Es gibt keinen im Grundbuch eingetragenen Besitzer mehr.

„Windhundprinzip“ gilt

Insgesamt elf herrenlose Immobilien in Hagen

Aktuell sind im Grundbuchbezirk Hagen elf herrenlose Immobilien verzeichnet. Sechs davon an der Wehringhauser Straße 99, weil es sich um separate Eigentumswohnungen handelt.

Bei den anderen Fällen handelt es sich um Restflächen zwischen Straßen und Grundstücken sowie einen Gewässerabschnitt. Und um das Denkmal „Hasper Adler“, das zum früheren Hasper Krankenhaus gehörte. Dies will die Stadt aber vom Land übernehmen.

Schon im Oktober 2013 hatte die WESTFALENPOST über dieses Kuriosum berichtet: Der Paragraf 928 des Bürgerlichen Gesetzbuches ermöglicht es, dass man mit einer notariellen Erklärung gegenüber dem Grundbuchamt auf sein Eigentum verzichtet. An wen es dann fällt, ist auch geregelt: an den Fiskus. Das ist das Land NRW. Doch das nimmt das „Geschenk“ meistens nicht an, weil die Besitzer in der Regel aus guten Gründen auf ihr Eigentum verzichtet haben. Die Immobilien drohen, nur Kosten zu verursachen. Verzichtet das Land, gilt das „Windhundprinzip“. Wer zuerst kommt und sich mit Hilfe eines Notars im Grundbuch eintragen lässt, dem gehört das Grundstück – eingetragene Lasten müssen allerdings auch übernommen werden.

Bei der Immobilie an der Wehringhauser Straße 99 hat sich in den vergangenen viereinhalb Jahren niemand gemeldet. „Sie wird nach wie vor als herrenloses Grundstück geführt“, sagt Stadtsprecher Michael Kaub. Und damit hat die Stadt das Nachsehen: Sie muss herrenlose Immobilien soweit sichern, dass kein ungesicherter Zutritt möglich ist.

Sturmtief hebt Dachziegel ab

„Nach aktueller Einschätzung durch das Bauordnungsamt ist die Standsicherheit nach wie vor gegeben“, sagt Kaub. „Lediglich im oberen Dachbereich wurden durch das Sturmtief Friederike einige Ziegel abgehoben. Diese sind auf die darunterliegende Dachgaube gerutscht.“ Die Stadt hat diese Ziegel nun im Rahmen ihrer Verkehrssicherungspflicht entfernen und die entstandene Öffnung schließen lassen. So lange versperrte der Bauzaun den halben Bürgersteig.

Es gibt aber eine Perspektive, dass sich das Problem bald generell löst: Die Stadt will das gesamte Haus mit Mitteln aus dem „Modellvorhaben Problem-Immobilien“ abreißen lassen.