Hagen-Mitte. . Noch herrscht gespenstische Ruhe im ehemaligen Marien-Hospital. Handwerker verwandeln den Bau in eine hochwertige Wohnresidenz.

Die Atmosphäre auf den langen, verwaisten Fluren des ehemaligen St.-Marien-Hospitals mit einer Gesamtfläche von 15 500 Quadratmetern wirkt ein wenig gespenstisch. Stille dominiert den imposanten, aber vom antiseptischen Charme eines Krankenhauses geprägten Bau, wo einst Ärzte und Pflegekräfte sich in dem 325-Betten-Haus um das Wohl der Patienten bemühten.

Das inzwischen leergezogene Objekt, das im Jahr 1914 Eröffnung feierte, wird in den nächsten Monaten mit reichlich Architekten- und Designer-Kreativität, der Verwendung hochwertiger Materialien sowie durch gekonntes Handwerker-Geschick wieder wachgeküsst.

Fassade neu gestrichen

Die Außenfassade der stadtbildprägenden Immobilie strahlt bereits wieder in einem freundlichen Beige-Ton. Aber auch hinter den Mauern laufen schon die Vorbereitungen für die Verwandlung des altehrwürdigen Krankenhauses in eine qualitätvolle Wohnresidenz mit Wohlfühlcharakter in bester Innenstadtlage.

Das historische Flair der Treppenhäuser möchte der Investor auf jeden Fall erhalten.
Das historische Flair der Treppenhäuser möchte der Investor auf jeden Fall erhalten. © Michael Kleinrensing

„Bereits beim Betreten des Hauses soll die Bewohner das warme, geborgene Gefühl umschließen, als würden sie die gediegene Lobby eines Grand-Hotels betreten“, formuliert Investor Udo Krollmann seinen persönlichen Anspruch für die künftige „Wohnresidenz Goldberg“.

Im Herbst 2016 hatte der Immobilienkaufmann den imposanten Komplex übernommen: „Wir werden dort ein Projekt mit etwa 80 Einheiten entwickeln“, verspricht er neben der gehobenen Ausstattung mit Lüstern und Deckenstuck auch eine umfassende Versorgung der Bewohner mit Sozialdienstleistungen, einem Concierge-Service, einer Physiotherapie-Praxis, aber auch einer eleganten Restauration.

Ruhe in grünem Innenhof

„Das Objekt mit seinen großzügigen Fluren und Außenanlagen soll nach dem Umbau Lebensqualität pur ohne jeglichen Klinik-Charme verbreiten“, zeigt sich Krollmann von den Qualitäten des Standortes überzeugt und hält daher auch eine Kaltmiete von 12,50 Euro/qm für marktgerecht.

„Einerseits liegt das Haus innerhalb des Innenstadtrings mit kurzen Wegen zum Kunstquartier, zur Fußgängerzone oder auch zu Banken, Bushaltestellen und Geschäften. Andererseits bietet der zentrale Standort mit der beruhigten Bergstraße und den Innenhöfen und Grünflächen in Richtung St.-Marien-Kirche die notwendige Ruhe abseits des Innenstadtgewimmels.“

Wo heute noch die Hinterlassenschaften der Großküche stehen, werden auch Wohnungen entstehen.
Wo heute noch die Hinterlassenschaften der Großküche stehen, werden auch Wohnungen entstehen. © Michael Kleinrensing

Einen virtuellen Einblick in die künftige Gestaltung des Hauses erlaubt Projektbetreuer Admir Redzic auf seinem Tablet-Bildschirm. Die künftigen Wohnungen ab einer Größe von 50 Quadratmetern, die Dank der Aufzugsanlagen alle barrierefrei zu erreichen sind, werden nach modernstem technischem Standard ausgestattet. Zu der gehobenen Ausstattung des Hauses zählen moderne Bäder und Küchen-Einheiten ebenso wie neue Türen, Parkettböden und zum Teil sogar Balkone.

Digitale Computerschönheit, für die es beim Streifzug über die Flure des einstigen St.-Marien-Hospitals noch reichlich Fantasie bedarf, um sich die neue Aura des Hauses in der Realität des Gebäudes vorzustellen. „Das wird alles ganz einladend“, verspricht Redzic mit funkelnden Augen, die keinen Zweifel daran lassen, dass er die Verwandlung des Krankenhauses als sein persönliches Baby betrachtet.

Admir Redzic (links) und Wolfgang Altenkämper, Projektbetreuer der Krollman-Gruppe, möchten das St.-Marien-Hospital in ein Schmuckkästchen verwandeln.
Admir Redzic (links) und Wolfgang Altenkämper, Projektbetreuer der Krollman-Gruppe, möchten das St.-Marien-Hospital in ein Schmuckkästchen verwandeln. © Michael Kleinrensing

Selbst in den in kühlem Grün gefliesten, noch fensterlosen Operationssälen, in denen die für medizinische Eingriffe unverzichtbaren, lichtstarken Leuchten sich weiterhin von den Decken räkeln, gelingt es dem leidenschaftlichen Projektbetreuer, ein konkretes Gefühl für die künftigen Wohnwelten auf jeder Etage des Hauses zu erzeugen. Selbst in der ehemaligen Krankenhaus-Küche, in der noch immer mit einer Dampfturbine beheizbare Edelstahl-Kocheinheiten die weißgefliesten Räume dominieren, werden in etwa einem Jahr Stadtwohnungen mit gehobenem Standard entstanden sein.

Zu einer wahren Perle der Wohnresidenz könnte sich die ehemalige Kapelle des Krankenhauses entwickeln. Den völlig ausgeräumten, ehemaligen Sakralraum mit ausladender Empore und spektakulären Fensterformaten möchte das Krollmann-Team in eine Veranstaltungslocation mit moderner Bar verwandeln. Diese soll nicht bloß Residenz-Bewohnern für Familienfeiern und -feste zur Verfügung stehen, sondern auch von externen Interessenten angemietet werden können.

Appartements an der Goldbergstraße

Schon deutlich sichtbarer sind die Appartement-Zuschnitte in dem ehemaligen Schwesternwohnheim, das entlang der Goldbergstraße an das historische Krankenhausgebäude angrenzt. Hier warten auf fünf Etagen verteilte 2100 Quadratmeter Grundfläche, die durch zwei Treppenhäuser und einen Lift miteinander verbunden sind, auf neue Mieter, die bereit sind, für gehobene innerstädtische Wohnqualität auch einen angemessenen Mietzins hinzublättern.

In dem ehemaligen Schwesternwohnheim entlang der Goldbergstraße entstehen schicke Appartements.
In dem ehemaligen Schwesternwohnheim entlang der Goldbergstraße entstehen schicke Appartements. © Michael Kleinrensing

Neben der farblich bereits angefrischten Außenhaut sieht die Planung der Krollmann-Gruppe den Einbau neuer Fenster, Komfortbäder, barrierefreie Zuschnitte, Einbauküchen, Parkettböden, neue Türen und eine umfassende technische Ausstattung bis hin zur Vollmöblierung vor.

Insgesamt entstehen hier 30 Wohnungen mit einer Fläche zwischen 30 und 110 Quadratmetern. „Außerdem wird im Erdgeschoss noch eine Arztpraxis mit separatem Eingang einziehen“, erzählt Wolfgang Altenkämper von der Krollmann-Gruppe. Sein Haus geht davon aus, dass die ersten Mieter bereits Ende dieses Jahre im sogenannten Goldberg-Carree ihre Umzugskartons auspacken können.


>>HINTERGRUND: KRANKENHAUS STARTET 1857

  • Ursprünglich kamen im Jahr 1857 die Vinzentinerinnen aus Paderborn nach Hagen, um in einem bescheidenen Haus mit der Arbeit einer Krankenpflegestation zu beginnen. Weder in Hagen mit seinen damals rund 10 000 Einwohnern noch in den umliegenden Gemeinden gab es bis dahin eine Möglichkeit, Kranke stationär zu versorgen.
  • In Hagen hatte sich schon 1856 ein Komitee gebildet, das das Ziel verfolgte, mit Hilfe von Spenden ein Krankenhaus zu gründen. Mit dem Erlös wurde ein Grundstück mit einem kleinen Hause gekauft.
  • Bis zum Anfang des Jahres 1857 war die Sache so weit gediehen, dass das Hospital seinem Zweck übergeben werden konnte. Ein Frauenverein sorgte für die Beschaffung des Inventars.
  • Zwei Ordensfrauen aus Paderborn begannen am 26. April 1857 ihre Arbeit in Hagen, nämlich die Schwestern Philomena und Willibalda. Die Vinzentinerinnen blieben dem Marien-Hospital bis zuletzt treu.
  • Das erste kleine Krankenhaus befand sich damals an dem Standort, an dem heute das einstige St.-Marien-Hospital steht. Es lag außerhalb der städtischen Bebauung. Schon bald nach Beginn der Arbeit erwies sich das Haus als unzureichend. So gab es im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Erweiterungsbauten.
  • Ein neues Hospital am jetzigen Standort entstand 1912 bis 1914 nach den Plänen des Frankfurter Architekten Rummel. Das im neobarocken Stil entworfene Haus bot Platz für 325 Betten und ein für die damalige Zeit hochmodernes medizinisches Leistungsspektrum.
  • Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Haus erhebliche Beschädigungen. Von der barocken Fassade zeugt heute nur noch das Hauptportal.