Hagen. . Einst arbeiteten hier 1000 Menschen, jetzt stehen nur noch Ruinen. Der Abriss der Dolomitwerke in Hagen-Halden hat begonnen.

Das Verladungsgebäude wurde bereits gesprengt, von der ehemaligen Ofenhalle ragt nur noch ein Skelett in die Luft: Die Firma Freimuth aus Gülkau (Landkreis Cuxhaven) hat mit dem Abriss der Dolomitwerke zwischen Hagen und Herbeck begonnen.

Bis zu 50 Mitarbeiter tummeln sich pro Tag auf dem 18 Hektar großen Gelände der gewaltigen Industrieruine, um die Fabrik dem Erdboden gleich zu machen. „Die Anlage war immer wieder Ziel von Einbrüchen und Vandalismus“, berichtet Franz Pöppelbaum, Sprecher der Rheinkalk GmbH: „Nicht zuletzt aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht haben wir uns daher für den Abriss entschieden.“

Einstmals 1000 Beschäftigte in Halden

Steinfabrik der Firma Magnesita bleibt bestehen

Vom Abriss nicht betroffen ist die den Dolomitwerken benachbarte Steinfabrik, die einst ebenfalls zu Rheinkalk gehörte, im Zuge einer Umstrukturierung des Konzerns jedoch an die Firma Magnesita verkauft wurde.

Doch auch die Rheinkalk GmbH wird in Hagen tätig bleiben und im abbauen, der im und in der Verwendung findet. Dort arbeiten derzeit 23 Beschäftigte.

Das Unternehmen mit Sitz in Wülfrath hatte die Kalkbrennerei im Lennetal vor zehn Jahren stillgelegt. Bis 2008 wurde dort der im Steinbruch Donnerkuhle gewonnene Dolomit, eine dem Kalkstein eng verwandte, magnesiumhaltige und besonders hitzebeständige Gesteinsart, gebrannt.

Gegründet worden waren die Dolomitwerke bereits 1909, zur Blütezeit der Fabrik arbeiteten dort 1000 Menschen, für die in Herbeck sogar Werkswohnungen errichtet wurden. Das Werk besaß herausragende Bedeutung für die Stahlindustrie im Ruhrgebiet, der Dolomit wurde wegen seiner besonderen Eigenschaften zur Auskleidung von Konvertern benötigt.

Abriss zieht sich länger als ein Jahr hin

Das Förderband quert noch die Dolomitstraße.
Das Förderband quert noch die Dolomitstraße. © Hubertus Heuel

Der Abriss der Anlage mit den riesigen Metallaufbauten, die (noch) wie eine Landmarke aus dem Lennetal aufragen, wird sich über ein Jahr hinziehen, teilte Projektleiter David Gaczek mit: „Wir werden die Gebäude und Anlagen abschnittsweise demontieren.“

Im Zuge des Genehmigungsverfahrens für den Abriss wurde ein Entsorgungskonzept erstellt, das vorschreibt, auf welchem Wege Mischschrott, alte Kabel, Bauschutt, Stahl, aber auch gesundheitsgefährdende Materialien wie Asbest zu beseitigen sind. Besonders massive Gebäude werden, wie bereits bei der Verladung geschehen, gesprengt, die meisten Bauten werden jedoch mit speziellen Kränen und Baggern niedergerissen.

Fledermaus soll ein neues Zuhause finden

Besonderes Augenmerk genießt die „ökologische Baubegleitung“, sprich: der Umweltschutz. In Absprache mit dem Hagener Umweltamt hat Rheinkalk eine Fachfirma für die ökologische Beratung der Abbrucharbeiten herangezogen. So soll der Stollen in der Donnerkuhle, mit dem die Kalkbrennerei über ein 1,6 Kilometer langes, teils unterirdisches Förderband verbunden ist, zu einer Heimstatt für Fledermäuse werden. Denn die einst elektrisch betriebene Förderstraße wird nicht mehr gebraucht und soll daher ebenfalls demontiert werden. Jedenfalls soll der Zugang zum Stollen so gesichert werden, dass er zwar für Fledermäuse, nicht jedoch für Beutegreifer wie den Uhu und schon gar nicht für Menschen passierbar ist.

Die Kosten für den Abbruch der Dolomitwerke bewegen sich im siebenstelligen Bereich. Derzeit steht Rheinkalk in Gesprächen mit der Stadt Hagen über eine gewerbliche Folgenutzung des Geländes.