Wehringhausen. . Abschluss des Wehringhausen-Reports: Am Redaktionsmobil bekennen sich viele Bürger zu ihrem Stadtteil. Müll und Integration sind große Themen.

Sie ist die erste an diesem Tag: Christel Lenze kommt gleich um 11 Uhr auf die Redakteure der WESTFALENPOST zu. Denn der illegal entsorgte Müll, den die 79-Jährige immer und immer wieder sieht, wenn sie morgens aus ihrem Haus an der Eugen-Richter-Straße blickt, brennt ihr förmlich unter den Nägeln: „Das geht doch nicht.“

Reinhard Goldbach, der städtische Fachbereichsleiter für Soziales, macht sich noch einmal eine Notiz, will das Problem an dieser Stelle im Rathaus weitergeben. Und genau das ist das Ziel der Aktion: Die Stadtredaktion ist mit dem Redaktionsmobil auf dem Wilhelmsplatz, um mit Bürgern ins Gespräch zu kommen. Und auch Vertreter aus Stadtverwaltung, Lokalpolitik und dem Quartiersmanagement sind gekommen. Ebenso wie Roland Tripp, der Bezirksbeamte der Hagener Polizei für den Stadtteil. Es ist der Abschluss unserer Serie „Wehringhausen-Report“, in der wir uns mit der verstärkten Zuwanderung aus Rumänien sowie Bulgarien und den Folgen für den Stadtteil beschäftigt haben.

Friseurin beklagt Situation vor dem Laden

Der Tenor ist meist ähnlich: Der Müll und der Lärm sind Punkte, über die sich die Bürger aufregen. Und dass dies zugenommen habe mit den Zuwanderern aus Südosteuropa. „Ich will dabei nicht falsch verstanden werden. Ich habe nichts gegen Ausländer“, sagt Christel Lenze. „Wir haben selbst Wohnungen an zwei türkische Familien und eine Marokkanerin vermietet. Das sind nette Leute, das ist völlig problemlos.“ Sie ist weiterhin überzeugte Wehringhauserin: „Meine Kinder leben auch weiter hier im Stadtteil. Aber ich wünsche mir, dass sich etwas ändert.“

Bezirksbeamter Roland Tripp (rechts) Ratsfrau Melanie Purps (Mitte) im Dialog mit einer Bürgerin.
Bezirksbeamter Roland Tripp (rechts) Ratsfrau Melanie Purps (Mitte) im Dialog mit einer Bürgerin. © Michael Kleinrensing

So geht es auch Elke Husberg. Seit 1991 betreibt sie ihr Friseurgeschäft am Wilhelmsplatzes. Probleme habe es immer wieder gegeben. Doch die derzeitige Situation sei unerträglich: „Das ist eine Katastrophe. Die Kinder, die hier immer spielen, werden allein gelassen. Bei uns fliegen die Fußbälle gegen die Tür, Blumen werden umgeschmissen, sie stehen bei uns im Laden. Ich mache den Kindern keinen Vorwurf, sie sind noch klein. Aber die Eltern kümmern sich nicht.“ Für sie ist es auch eine wirtschaftliche Frage: „Das schreckt Kunden ab.“

Bemühen der Stadt wird gewürdigt

Elke Husberg hofft, dass sich mit dem Umbau des Wilhelmsplatzes die Situation verbessert. Genauso wie ihr Mann Hartmut: „Die Stadt hat reagiert mit einer verstärkten Reinigung. Das ist schon besser geworden.“ Reinhard Goldbach setzt für die Zukunft auch auf die künftigen Platz-Manager für Wilhelms- und Bodelschwinghplatz, die dort ordnend und moderierend eingreifen sollen.

Die Situation kritisch bewerten, aber trotzdem gerne in Wehringhausen zu leben – das schließt sich keineswegs aus. Das wird in vielen Gesprächen an diesem Tag deutlich. Hartmut Dahlbüdding etwa sagt: „Das Wichtigste ist, dass wir die Leute, die hierhin kommen, nicht allein lassen. Und dass auch konsequent gehandelt wird, wenn es Verstöße gibt. „

Ordnungsamtsleiter Hans Sporkert, der am Freitag auch dabei ist, ordnet die Lage sachlich ein. „Ich kann jedes Befinden der Bürger nachvollziehen. Aber der Ordnungsdienst hält den Kontrolldruck hier extrem hoch. Der Stadtteil war in dieser Hinsicht immer schwierig und ist eigentlich nicht schlimmer geworden als vor 10 oder 20 Jahren.“

>> HINTERGRUND: Politik und Verwaltung dabei

  • Vertreter der Ratsfraktionen von CDU, SPD, Linkspartei und Piraten/Bürger für Hohenlimburg kamen ebenfalls zum Redaktionsmobil, um sich die Bürger-Sorgen anzuhören. Genauso wie die städtischen Dezernenten Thomas Grothe (Bauen) und Thomas Huyeng (Recht/Ordnung).
Michael Koch (l.) im Gesprrächmit  Hans Josef Vielhaber (r.).
Michael Koch (l.) im Gesprrächmit Hans Josef Vielhaber (r.). © Michael Kleinrensing
Hans-Josef Vielhaber wohnt schon seit rund 40 Jahren in der Bismarckstraße. Er hebt den Wert der privaten Vermieter im Stadtteil hervor: „Ich bin mit meinem Vermieter sehr zufrieden. Ihm liegt der Stadtteil am Herzen, er kümmert sich um das Haus, deshalb haben wir wenig Probleme.“