Hagen. . Detlef Spruth, Chef der Eintracht-Handballer, möchte eine 20-Millionen-Euro-Ballsportarena am Bahnhof bauen. Die Stadt lehnt diesen Standort ab.
- Eintracht-Hagen-Chef Detlef Spruth möchte eine neue Sportarena am Bahnhof errichten
- Die Stadt lehnt das 20-Millionen-Euro-Projekt an diesem neuralgischen Standort ab
- Gemeinsam möchte man jetzt nach einem Alternativ-Standort im Stadtgebiet suchen
Man stelle sich vor, in Hagen taucht plötzlich ein ausgesprochen solventer Investor auf, bietet generös an, aus seinem Privatvermögen für etwa 20 Millionen Euro eine große, bundesligataugliche Multifunktionsarena für die Eintracht-Handballer sowie die Phoenix-Basketballer errichten zu wollen, aber es findet sich kein passendes Grundstück. Genau dies ist aktuell die Situation, nachdem Eintracht-Hagen-Chef Detlef Spruth eine entsprechende Offerte bei Oberbürgermeister Erik O. Schulz hinterlegt hat.
Nach dem Vorbild der im Mai dieses Jahres eröffneten Ballsportarena Dresden möchte der erfolgreiche Hagener Unternehmer eine Mehrzweckhalle für bis zu 5000 Zuschauer errichten, die als Standort für Sport-, Kultur-, Event- und Musikveranstaltungen aller Art in Kombination mit Tagungs-, Fitness-, Physiotherapie- und Wellness-Angeboten dienen soll. Nach 17-monatiger Bauzeit könne die Eröffnung, so das 54-seitige Spruth’sche Konzeptpapier, bereits im Herbst 2020 realisiert werden.
Grundstück hinter dem Hauptbahnhof im Blick
Als Standort hat sich Spruth das Westside-Areal zwischen Hauptbahnhof und Bahnhofshinterfahrung ausgeguckt. Doch diesen Standort, so teilte ihm OB Schulz am Dienstag in Abstimmung mit der Fachverwaltung und den Spitzen der Politik mit, wird die Stadt für ein derartiges Projekt nicht zur Verfügung stellen.
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„Natürlich freuen wir uns immer, wenn in Hagen jemand investieren will“, versicherte der Verwaltungschef auf Anfrage der WP. „Damit ist die Suche nach einem Hallen-Standort auch nicht vom Tisch, sondern wir wollen in der Sache natürlich mit den Vereinen im Gespräch bleiben. Allerdings ist das Konzept an dieser Stelle nicht umsetzbar.“
Stadt favorisiert Dienstleistungsquartier
Immerhin sieht die Stadtplanung, untermauert durch einen Ratsbeschluss aus dem Jahr 2013, für die Westside-Flächen eine Nutzung als hochwertiges Büro- und Dienstleistungsquartier vor. „Ein erfolgreiches mittelständisches Unternehmen in dieser exponierten Lage ist für Hagen spannender“, plädiert Schulz dafür, trotz dieses reizvollen Angebots die gesamtstädtischen Entwicklungsziele angesichts der begrenzten Gewerbeflächenressourcen nicht aus dem Blick zu verlieren.
Hinzu kommt, dass Spruth die Erwartung formuliert hat, dass ihm die Stadt das fragliche Grundstück gratis überlässt. Dies ist jedoch laut Gemeindeordnung gar nicht möglich, weil die Böden dort vom Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung NRW (AAV) mit öffentlichen Geldern für gut 2,5 Millionen Euro aufbereitet wurden. Diese Kosten müssen durch einen Verkaufspreis zum Großteil refinanziert werden sollen.
Städtischer Beitrag ist nicht leistbar
Eine alternative Erstattung aus Eigenmitteln ist für die Stadt angesichts der Haushaltslage nicht vorstellbar. Auch eine Verlängerung des Gleistunnels im Hauptbahnhof auf das Areal, die angesichts der potenziellen Zuschauerzahl unverzichtbar wäre, ist mit Blick auf die Baukosten von etwa sieben Millionen Euro bislang illusorisch.
Innerhalb der Fachverwaltung gibt es aber auch grundsätzliche Zweifel, ob eine Event-Halle, die ebenfalls für Veranstaltungen abseits des Sports zur Verfügung steht, angesichts der regionalen Konkurrenz im Umland und im Wettbewerb mit der Stadthalle überhaupt sinnvoll für Hagen sei: „Bei einer Kapazität von 5000 Zuschauern ist eine Auslastung der Mehrzweckhalle durch sonstige Großveranstaltungen außerhalb des Sportbereichs aufgrund des Angebotes bestehender Hallen in der Region schwierig“, formulierte die Stadt gegenüber den Fraktionsspitzen ihre Bedenken zum angedachten Betreiberkonzept.
Allerdings sichert OB Schulz zu, dass die städtische Planungsverwaltung Alternativ-Standorte für eine Ballsportarena wie die Varta-Insel oder auch den Sportpark Ischeland konstruktiv prüfen und begleiten wolle.
Eintracht-Chef Spruth reagierte enttäuscht, aber gelassen auf die Absage der Stadt zu seinen Plänen: „Aus meiner Sicht würde das Projekt die Situation am Bahnhof und um den Bahnhof herum deutlich verbessern. Wenn es nicht realisierbar ist, muss man sich konstruktiv um eine Alternative kümmern und einen anderen Standort suchen.“
>>HINTERGRUND: DRESDNER VORBILD
- Als Vorbild für den Investitions-Vorstoß von Eintracht-Chef Detlef Spruth dient die im Mai dieses Jahres eröffnete Ballsportarena Dresden.
- Investor in Sachsen war Uwe Saegeling, gleichzeitig Präsident des HC Elbflorenz, der dem Handball-Zweitligisten in zentraler Innenstadtlage eine attraktive Heimspielstätte bescheren wollte.
- Mitnutzer sollten die Pro-Basketballer der Dresdner Titans sein, die jedoch laut Liga-Statuten auf dem Glas-Hallenboden mit von unten illuminierten LED-Linien nicht nutzen dürfen.
- Die Hagener Halle bedarf einer Grundstücksgröße von etwa 20 000 Quadratmetern und käme auf dem Westside-Grundstück mit etwa 400 Parkplätzen aus.
- Das Gros der Zuschauerströme könnte in Hagen optimal über den Hauptbahnhof sowie den Zentralen Omnibus-Bahnhof abgewickelt werden.