Hagen/Wetter/Gevelsberg. . Die Sperrung der A1-Auffahrt in Haspe könnte kürzer ausfallen als die geplanten drei Jahre. Ein Vorschlag der Unternehmer soll geprüft werden.
- Gut besuchte Diskussionsveranstaltung der SIHK zur Baustelle Volmarsteiner Talbrücke
- Planungsgesellschaft will Vorschlag der Unternehmerprüfen: Sperrung der Auffahrt Haspe könnte sich verkürzen
- Scharfe Kritik aus der Unternehmerschaft an den Planungen der Autobahnbaustellen
In einem Kraftakt wollen Unternehmer und die Stadtspitzen aus Hagen, Wetter und Gevelsberg versuchen, die Folgen der teilweisen Sperrung der Autobahn-1-Auffahrt Haspe/Volmarstein abzumildern.
Zum einen soll geprüft werden, ob die Sperrung nicht drei Jahre dauern muss, sondern schon nach eineinhalb Jahren durch eine geänderte Fahrbahnführung beim Neubau der Volmarsteiner Talbrücke die Auffahrt Richtung Bremen wieder freigegeben werden kann.
Anstrengungen an der Eichholzstraße
Zum anderen sollen noch einmal Anstrengungen unternommen werden, ob nicht doch der Neubau der Brücke über die A 1 an der Eichholzstraße in Gevelsberg schneller umgesetzt werden kann. Denn dann könnte auch der Lkw-Verkehr schon an der dortigen A 1-Abfahrt wenden und müsste nicht die 22 Kilometer lange Umleitung bis zum Kreuz Wuppertal fahren.
Das sind die Ergebnisse einer von der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) organisierten und sehr gut besuchten Diskussionsveranstaltung am Montagabend bei der Firma Abus in Volmarstein.
Vor dem konstruktiven Ende gab es aber heftige Kritik an den Planungen der Autobahnbaustellen.
Über die Probleme hatte die WP berichtet: Ab November wird die Volmarsteiner Talbrücke zwischen den A-1-Abfahrten Haspe/Volmarstein und Hagen-West neu gebaut. Weil die Fahrspuren verengt und der Verkehr auf jeweils eine Brückenseite umgeschwenkt werden muss, soll die A-1-Abfahrt Haspe/Volmarstein in Fahrtrichtung Bremen für drei Jahre gesperrt werden. Weil die Auffahrt zu nah an der Baustelle liegt, könne sich der Verkehr nicht sicher einfädeln.
Stattdessen soll der gesamte Verkehr in Richtung Bremen zunächst in die Gegenrichtung Köln umgeleitet werden, um dann an der nächst möglichen Auf-/Abfahrt wieder in Richtung Bremen zu wechseln. Pkw können dies nach etwa vier Kilometern an der Abfahrt Gevelsberg tun. Doch Lkw-Fahrern bleibt dies versagt. Weil die dortige Brücke an der Eichholzstraße über die A 1 auch marode ist, können Lkw sie nicht passieren. Sie müssen bis zum Kreuz Wuppertal-Nord fahren. Das sind 22 Kilometer Umweg.
Die Unternehmer können diese Planung nicht nachvollziehen. Für Klaus Heinz, Spediteur aus Sprockhövel, ist es eine krasse Fehlleistung: „Das ist die falsche Reihenfolge, zumal es ja schon jetzt durch die Brückensanierung an der Volmemündung in Hagen täglich zu Staus kommt.“ Wie er, so kritisierte auch eine Reihe anderer Redner die offensichtlich mangelhafte Abstimmungen zwischen dem – gestern trotz Einladung abwesenden – Landesbetriebs Straßen.NRW, der die Brücke an der Eichholzstraße neu baut. Und der für den Bau der Volmarsteiner Talbrücke und der Brücke an der Volmemündung zuständigen Deges – der „Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH“. Ein Unternehmen, das vom Bund und zwölf Bundesländern getragen wird und das Bauprojekt schnell realisieren soll.
Mangelhafte Abstimmung bei Baumaßnahmen
Wie wenig die Baumaßnahmen bislang abgestimmt wurden, zeigte beispielhaft eine Reaktion von Dr. Udo Pasderski, dem Vertreter der Deges: Ihm sei das Problem mit der Abfahrt Gevelsberg bislang nicht so präsent gewesen. Er machte aber keinerlei Hoffnung, dass die Deges von ihrer generellen Planung abrücken werde: Die Aufträge für die Volmarsteiner Talbrücke seien vergeben, die Bauarbeiten starteten im November und die Sperrung der Auffahrt in Richtung Bremen sei alternativlos – zumindest so lange, wie der Verkehr im Baustellenbereich nur zweispurig geführt werde.
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Das bestätigte auch ein Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg, die in Sachen Autobahn das letzte Wort hat. Allerdings zeigte er sich aufgeschlossen gegenüber einem Vorschlag aus der Unternehmerschaft: Wenn der erste Teil der neuen Volmarsteiner Talbrücke fertig ist, war bislang geplant, den Verkehr dort dreispurig in Richtung Köln und zweispurig in Richtung Bremen laufen zu lassen, bis auch der zweite Teil der Brücke fertig ist. Nun soll geprüft werden, ob nicht besser der Fahrtrichtung Bremen drei Spuren gegeben werden, so bliebe genug Raum, um zumindest ab dem Jahr 2019 wieder einen Beschleunigungsstreifen einzurichten und die Auffahrt Haspe/Volmarstein zu öffnen.
Es bleibt aber die Krux, dass vor 2019 wohl auch an der Eichholzstraße in Gevelsberg keine Entlastung kommen wird. Nach den bisherigen Planungen soll im Sommer 2018 mit dem Neubau der Brücke über die A 1 begonnen werden, der frühestens im Frühjahr 2019 fertig sein wird, inklusive zwei Wochenenden, an denen die A 1 komplett gesperrt werden muss und acht Wochen Sperrung der Eichholzstraße. Bürgermeister Claus Jacobi, der seine Stadt bislang nicht ausreichend von Straßen.NRW eingebunden fühlt, will jetzt Chance ausloten, das Ganze doch noch zu beschleunigen.
Bahnhofshinterfahrung bringt keine Entlastung
Dass die Stadt Hagen hier keine Entlastung bringen kann, machte Oberbürgermeister Erik O. Schulz deutlich: Die Bahnhofshinterfahrung werde auch erst 2019 fertig sein, bis dahin müssten die Verkehre wegen der Schadstoff-Schutzzonen am Bahnhof und am Finanzamt weitläufig durch das Stadtgebiet umgeleitet werden: „Aber wir müssen jetzt gemeinsam alle beteiligten Stellen anschreiben, damit alle Alternativvorschläge noch einmal genau geprüft werden. Das scheint mir bislang nicht der Fall zu sein.“
>> HINTERGRUND: Mehrbelastungen
- 556 Lkw und mehr als 2000 Pkw fahren nach einer – inoffiziellen – Zählung, die SIHK und betroffene Unternehmen durchgeführt haben, binnen acht Stunden in Volmarstein/Haspe auf die A 1 in Richtung Bremen auf.
- 1,5 Millionen Kilometer Mehrbelastung muss nach einer Rechnung von SIHK und Unternehmen eine einzelne Spedition im Durchschnitt während der Umleitungszeit bis Wuppertal-Nord schultern. Das seien 375 000 Liter Diesel mehr. Zudem seien in den Betrieben direkt an der Abfahrt 1500 Mitarbeiter betroffen.